Gelesen: Inferno von Dan Brown (engl)

Quelle: Weltbild.de

Vor einigen Monaten kam ja der „neue Dan Brown“ auf den Markt. ich hab gar nicht damit gerechnet, hab aber auch nicht wirklich verfolgt, ob das was neues in der Warteschleife ist. Nachdem ich von „Symbol“ doch arg enttäuscht war – es enthielt für meinen Geschmack einfach zu viel abgehobener Fiktion und wirkte in keiner Weise mehr realistisch und denkbar (im Gegensatz zu Sakrileg und größtenteils auch Illuminati) – jedenfalls war ich so enttäuscht, dass ich eigentlich nichts mehr von Dan Brown lesen wollte.
Als „Inferno“ nun erschien hab ich hin und  her überlegt und mich letztlich für die US-Version* entschieden. Die kostet bei Amazon nur 14 Euro. Die deutsche Version kostet 26 Euro*, ein Taschenbuch ist noch lange nicht in Sicht. Mit meiner Erwartungshaltung waren die 14 Euro am ehesten vereinbar.

Robert Langdon erwacht in einem Krankenhaus in Florenz und das wo er doch zuletzt auf dem Campus von Harvard unterwegs war. Es stellt sich heraus, dass er unter Amnesie leidet und keine Idee hat, wann und warum er nach Florenz gereist ist. Dafür hat er aber einen Streifschuss am Kopf und wird fortan von einer Assassinin nebst eines Einsatzkommandos gejagt.
Mit Hilfe seiner behandelnden Ärztin Sienna Brooks findet er in seiner Jacke einen Mini-Projektor, der die Karte der Hölle von Botticelli zeigt. Allerdings entdeckt Langdon ein paar Unstimmigkeiten zum Original, was ihn und Sienna auf die Spuren von Dante Alighieri und dessen Göttlichen Komödie bringt. Ständig auf der Flucht entschlüsseln die beiden eine Fährte, der sie bis zum Ende folgen.
Unterwegs zeichnet sich schon eine düstere Befürchtung und Verwirrungen ab und am Ziel angekommen scheint alles anders, als erwartet.

Der übliche Spannungsbogen. Die umgesetzten Ideen sind bei weitem nicht so abgehoben wie bei „Symbol“, was das Ganze wesentlich greifbarer macht und als durchaus realistische Zukunftsvision durchgehen lässt. Im Nachhinein kommt mir die Verknüpfung mit der Göttlichen Komödie allerdings irgendwie konstruiert vor. Die Verknüpfung von Historie zum Jetzt entstammt nicht der Historie: in Dantes Werk wird keine höhere Absicht von Dante selbst interpretiert, sondern sie wird für den gewünschten Effekt vom „Täter“ zweckentfremdet.
Das Finale ist von der Idee her zwar schon überraschend, aber der große Effekt, den die Verschwörungstheorien der Vorgänger-Bücher ausgelöst haben, ist nicht da. Insgesamt ist das Ende ziemlich unspektakulär. Man klappt das Buch zu und fragt sich „Und nun?“ Die Antwort darauf ist aber auch nicht wirklich von Bedeutung.
Was mir fehlte, waren Verbindungen zu den vergangenen Büchern und wenn es nur ein kleiner Seitenhieb wie „Damals im Vatikan …“ gewesen wäre. Robert Langdon ist irgendwie zu einer Hülle für den Protagonisten geworden und könnte beliebig ersetzt werden. Man hat fast den Eindruck, dass der Name „Robert Langdon“ nur ein Verkaufsargument darstellt, um ein weiteres Buch nach den höchst erfolgreichen Büchern „Sakrileg“ und „Illuminati“ zu liefern.

Ich bin nicht enttäuscht, denn meine Erwartungen waren nicht hoch. Ich bin froh „nur“ 14 Euro ausgegeben zu haben und wende mich nun einem Thriller zum Thema GeoCaching zu … ja. GeoCaching.