Mit leichter Verspätung muss ich mir Gedanken über diese schwere Frage stellen. Grundsätzlkich finde ich viele Verfilmungen nicht annähernd so gut wie die Romanvorlagen und bin entsprechend enttäuscht. Mittlerweile versuche ich aber, weniger Erwartungen zu stellen und Hoffnungen zu haben, da es in vielen Fällen schlicht unmöglich ist, die Dichte eines Romans in einem Film mit vertretbarer Länge wiederzuspiegeln. Gutes Beispiel dafür ist m.E. „Der Herr der Ringe“. Die Filme sind unheimlich detailreich und gut ungesetzt, aber es sind bei weitem nicht alle Fakten vorhanden und die Filme sind dennoch schon so lang, dass es teilweise schwer fällt durchzuhalten. Als gute Umsetzung eines Romans oder vielmehr einer Romanreihe, empfinde ich die schwedische Verfilmung der Stieg-Larsson-Bücher. Die Schauspieler und die Story kommen für mich unheimlich gut rüber. Ich seh die Filme sehr gerne, wenngleich ich starke Abweichungen sehe. Beispielsweise wird die menage à trois zwischen Mikael Blomkist seiner Verlegerin und deren Mann gar nicht thematiseiert. Für die einzelnen Filme und die Bücher hat das auch nur nachgeordnete Bedeutung. Ich gehe davon aus, dass dies und die damit zusammenhängenden Komplikationen in den Bücher in späteren Teilen konkretisiert und thematisiert hätten werden sollen. Losgelöst bilden sie interessantes Hintergrundwissen für welches verständlicherweise kein Platz in den Filmen bleibt. Man vermisst dies zwar, es tut der Spannung und er Qualität m.E. aber keinen Abbruch. Die amerikanischer Version hab ich übrigens noch nicht gesehen und ich weiß daher nicht wie David Fincher die Vorlage umgesetzt hat. Die schwedische Version ist im jedem Fall zu empfehlen. |
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Gelesen: Vergebung von Stieg Larsson
Lang hat es gedauert, aber in den vergangen Tagen habe ich den dritten und letzten Teil der Millenium-Triologie von Stieg Larsson beendet. „Vergebung“ knüpft nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Teils an und befasst sich eigentlich mit der Beleuchtung der Hintergründe dieser Geschehnisse. Die Erläuterungen im zweiten Teil waren also nur die Spitze des Eisbergs. Während der erste Teil bis auf die Protagonisten losgelöst von den Folgeromanen zu sehen war, ist der dritte Teil so eng mit dem zweiten verwoben, dass es m.E. äußerst respektabel ist, dass Stieg Larsson es geschafft hat, die Teile so zu schreiben, dass sie eigenständig lesbar sind, ohne dass sie für diejenigen langweilig werden, die schon die vorangegangenen Teile kennen.
[Nur lesen, wer den zweiten Teil kennt – Spoiler-Gefahr]
Die Morde, die im zweiten Teil zentrales Thema waren, sind aufgeklärt. Obwohl der Verdacht von Lisbeth abgelenkt ist und sie selbst Opfer schwerer Körperverletzung geworden ist, befindet sie sich in Untersuchungshaft. Mikael arbeitet derweil ununterbrochen an der Aufklärung der Hintergründe, die ihn bald selbst zur Zielscheibe werden lassen. Allerdings nicht von „gewöhnlichen“ Verbrechern, sondern seitens des Staates. Der versucht nämlich die Ereignisse um Lisbeth, die sich im zweiten Teil als sehr bedeutend für die schwedische Sicherheitspolitik herausgestellt haben.
Obwohl Lisbeth isoliert wird, gelingt es Mikael ihr einen Teil ihrer Ausrüstung zu beschaffen. Auf die Art und Weise, kann Lisbeth weitreichende Recherchen durchführen, die später entscheidend für ihren Prozess und somit ihre Rehabilitation sein werden. Das dabei der ein oder andere auf der Strecke bleibt ist unumgänglich.
[Spoiler Ende]
Stieg Larsson lässt, wie aus den vorangegangen Teilen bekannt, wieder kein Detail aus, was es mir gerade zu Beginn des Buches schwer gemacht hat, am Ball zu bleiben. Der Roman nimmt dennoch stetig Fahrt auf und letztlich will man ihn gar nicht mehr zur Seite legen, weil es einen regelrecht danach lüstet zu sehen, wie das hochkomplexe Kartenhaus, das Larsson beschreibt, mit wenigen gezielten Eingriffen einstürzt.
Wer die ersten beiden Teile gelesen hat, kommt eigentlich nicht um diesen letzten herum. An mancher Stelle des Romans habe ich Ansatzpunkte für einen weiteren Teil erahnt. Doch leider wird es aus der Feder von Stieg Larsson keine weiteren Romane geben, da er bereits 2004 an einem Herzinfarkt verstorben ist.
Das Stieg Larsson weitere Teile in dieser Romanreihe geplant hat, ist belegt. Insgesamt sollten es wohl 10 Bücher werden, wobei 3 weitere Teile schon geplant waren und Teil 5 weitestgehend abgeschlossen war. Zur Veröffentlichung wird es jedoch nicht kommen, da Larssons Lebensgefährtin diesen Schatz in seinem Sinne hütet. Angesichts der veröffentlichten drei Teile und der Brisanz, die in ihnen steckt, hätten die weiteren sieben Teile wohl reichlich Sprengkraft in sich gehabt.