Ich hab Puls – Ein Ausritt mit Pulsmessung

Normalerweise erfasse ich nur meine Lauf- und Radtrainings mit dem Pulsmesser. Inspiriert von einem Beitrag der FN-Bereiterin Kerstin Gerhardt auf Facebook, habe ich jetzt aber mal den Pulsgurt beim Reiten angelegt und zwar bei einem längeren Ausritt.

Kerstin Gerhardt hatte dies bei einer Reitschülerin getan, die wohl regelmäßig Ausdauersport betreibt und dabei Pulswerte im Maximalbereich gemessen. Ähnlich ging es mir auch, aber ich konnte am Verlauf der Strecke und dem Erlebten sehr gut rekonstruieren, woran diese Spitzenwerte lagen.

Puls- und Geschwindigkeitsmessung im zeitlichen Verlauf
Puls- und Geschwindigkeitsmessung im zeitlichen Verlauf

Die Vorbereitung

Ich habe die Pulsmessung bereits gestartet, als ich Nevado vom Paddock geholt habe. Bis zum Abmarsch hab ich ungefähr 20 Minuten mit Putzen und Satteln verbracht. Mein Puls lag dabei zwischen 100 und 145, was schon etwas hoch ist. Man muss aber dazu sagen, dass ich eine dicke Daunenjacke getragen habe und die Sonne ordentlich geschien hat, was den Puls in die Höhe getrieben hat.

Abmarsch

Von Minute 20 bis ca. Minute 36 habe ich Nevado zum Wald geführt. Mein Puls ist in der Zeit zwischen 145 und sogar 177 geschwankt. Das entspricht den Herzfrequenzzonen 4 (Anaerob) und 5 (Maximalpuls). Diese hohen Werte haben aber weniger etwas mit meine körperlichen Fitness zu tun, denn immerhin bin ich nicht neben Nevado gelaufen, sondern in normalen Schritttempo gegangen.
Die Ursache für die hohen Werte liegt vielmehr in der nervlichen Anspannung. Vom Stall bis zum Wald ist es zwar nur eine kurze Strecke, die jedoch über eine vielbefahrene Landstraße führt, der ich zusätzlich noch ca. 300m auf dem Radweg folgen muss, bis ich zum Feldweg am Wald gelange. Da Nevado derzeit sehr schreckhaft und teilweise zu wenig ausgelastet ist, steht er zu Beginn einer Trainingseinheit auch stark unter Spannung. Jetzt waren wir zum ersten Mal seit mindestens 3 Monaten im Gelände und ich hab mich innerlich auf alles mögliche vorbereitet. Meine innere Anspannung und Nervosität spiegelt sich deutlich in der Pulsmessung wieder.
Die erste markierte Spitze (Minute 30 bei 169 Puls) im Diagramm ist die Stelle, an der ich mit Nevado die Straße überquere und sozusagen erstmals auf Straßenverkehr treffe. Die folgenden Minuten (der Weg parallel zu Straße) hält der Wert mehr oder weniger konstant an. Tatsächlich näherten sich mehrere Autos mit etwa 100km/h von hinten, wodurch Nevado immer wieder unruhig tänzelte und sich drehte. Gefühlt bin ich sehr ruhig geblieben und hab versucht, dass auf Nevado zu übertragen. Die Messung zeigt, dass mein Körper etwas anderes wiederspiegelt. Nichtsdestrotrotz hat Nevado auf mich reagiert und ist im Großen und Ganzen ruhig geblieben.
Die zweite Spitze (Minute 36 bei 173 Puls) ist der Zeitpunkt des Aufsteigens. Hier war ich noch einmal sehr angespannt, da ich grundsätzlich den schlimmst möglichen Fall im Hinterkopf habe: Nevado macht eine abrupte Kehrtwende und schießt davon, während ich halb im Steigbügel hänge. Ein sehr düsteres Szenario, dass so nicht eingetreten ist, aber generell ist für mich das Aufsteigen im Gelände unter den Umständen (länger nicht draußen gewesen, knackig kalt, allein unterwegs) ein kritischer Punkt.

Der Ritt

Nach dem Aufsteigen und der Feststellung, dass Nevado weniger aufgeregt ist, als erwartet, hat sich mein Puls relativ schnell normalisiert. Spätestens nach der ersten Trab- und Galopptour hat sich mein Puls dem Tempo angepasst, wie man gut am Verlauf des Diagramms sehen kann: Der Verlauf von grüner und roter Linie ist relativ parallel.

Der Heimweg

Auf dem Heimweg gab es dann nochmal eine kleine Schrecksekunde. Da Nevado am Ende eines Ausrittes eigentlich immer sehr ausgeglichen ist, reite ich den Abschnitt an der Straße auch statt wie beim Hinweg zu führen. An einer Stelle kommen wir dabei an einem Privatgrundstück mit hoher, dichter Hecke vorbei, an der Nevado in der Vergangenheit schon einmal sehr gescheut hat. Diesmal konnte ich auch die Ursache erkennen: Hinter der Hecke „wohnt“ eine Gruppe Gänse und die waren Nevado nicht geheuer. Ich bin in der Situation relativ ruhig geblieben, bis Nevado einen Schritt zurück gemacht hat und nun halb auf der Straße stand. In diesem Moment ist auch mein Puls wieder nach oben geschossen (dritte Spitze bei 1:45 Stunde), allerdings bei weitem nicht mehr so hoch wie am Anfang des Rittes: nur noch 155. Ich habe in der Situation kurz überlegt abzusteigen, da der nachfolgende Verkehr aber sehr besonnen reagiert hat und stark abgebremst hat, Nevado einfach nur die Gänse angestarrt hat und keine Anzeichen von herannahender Panik zeigte, bin ich kurzerhand vom Radweg auf die Straße gewechselt. Nevado hat sich dann sehr schnell beruhigt und auch mein Puls ist schnell wieder normal geworden.

Fazit

HF-Zonen während des Ausrittes
HF-Zonen während des Ausrittes

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Pulsmessung sehr gut den Verlauf des Rittes wiederspiegelt. Zu Anfang war ich sehr nervös, da ich einerseits lange nicht mit Nevado draußen war und andererseits, weil ich ihn insoweit kenne, dass er anfangs im Gelände angespannt ist. Es sind ja auch sehr viele Eindrücke zu verarbeiten und Straßenverkehr ist nicht Nevados Stärke. Seine Lernkurve in Sachen Straßenverkehr ist auch weniger steil wie beim Unfug lernen oder Seitengängen.
Umso länger wir draußen waren, desto mehr hat der Entspannungseffekt eingesetzt. Nun hab ich Nevados Herzfrequenz nicht gemessen, aber ich kann versichern, dass er die meiste Zeit am langen Zügel mit entspannt hängenden Hals unterwegs war. Auch in Trab und Galopp war er stets locker und hat das ganze „genossen“. Wir sind beide immer gelassener geworden.

HF-Zonen während eines 10km-Laufs auf Laufband
HF-Zonen während eines 10km-Laufs auf Laufband

Darüber hinaus zeigt es mir aber auch, dass Reiten eben nicht nur „oben sitzen und lenken“ ist, wie manch einer behauptet. Meine Pulswerte bewegten sich zwar nicht in den Bereichen einer Laufeinheit, ein deutlicher Anstieg im Trab und Galopp und damit verbunden die höhere Belastung für das Herz-Kreislauf-System ist erkennbar.
Mein Trab- und Galoppabschnitte während des Ausrittes waren etwa 1-2km lang und dauerten über 3-10 Minuten, was nicht sonderlich lang ist. Eine gewissen Grundkonstitution im Bereich Ausdauer, aber auch Haltemuskulatur im Rücken und Bauch sind unabdingbar für längere Distanzen (Schlussfolgerungen darf jeder selbst ziehen).

Ausblick

Ein Ausritt stellt, insbesondere aufgrund der nervlichen Belastung, die der Ausritt für Nevado und mich aufgrund der aktuell nicht vorhandenen Routine nunmal ist, eine besondere Messsituation dar. Ich will künftige Trainingseinheiten in der Halle daher demnächst auch auch mit Pulsgurt absolvieren.

Für die Pulsmessung habe ich einen Polar-Pulsgurt H7 und für die Auswertung (einschl. Grafiken) den Endomondo-Sportstracker (Premium) verwendet.

Sport Tracking mit Endomondo

Ich hab ja irgendwann mal von RunMap bzw. BikeMap berichtet. Zwei verwandte Webanwendungen, die ich zum Aufzeichnen meiner Lauferei und Radelei verwende. Da ich den Eindruck habe, dass an den Plattformen wenig weiterentwickelt wird und ich eine Gesamtübersicht über die verschiedenen Sportarten mittlerweile vermisse, habe ich mich nach einem anderen Sport Tracker umgesehen, der idealerweise auch als App für mein Android verfügbar ist. Noch besser wäre natürlich eine Vielfalt an verschiedenen, auswählbaren Sportarten, eine schöne statistische Präsentation usw. …

Gestoßen bin ich dabei auf Endomondo und bin mittlerweile absolut begeistert. Endomondo kommt zweigeteilt daher. Als Kernstück kann man sicherlich die Smartphone-App bezeichnen, die für alle gängigen und auch älteren Smartphones und Betriebssysteme verfügbar ist. Gegenstück ist die Webseite von Endomondo, auf der sämtliche Trainingseinheiten gespeichert und ausgwertet werden.

Die App

Der Startbildschirm ist sehr übersichtlich
Der Startbildschirm ist sehr übersichtlich

Für Android gibt es die App als Standard- und als Pro-Version. Ich verwende die Standard-Version, da sie derzeit für meine Zwecke voll und ganz ausreicht. Der Startbildschirm ist sehr übersichtlich und kann auch individuell angepasst werden. Ich habe ihn, wie rechts zu sehen, in der Werkseinstellung belassen.
Zunächst wählt man aus ca. 50 Sportarten, diejenige aus, die man aufzeichnen will, und dann kann es mit einem „Klick“ auf den Play-Button eigentlich schon losgehen. Die App kann auch automatisch Pausen einlegen, Motivationssprüche machen, die gespeicherte Musik wiedergeben und die Herzfrequenz mit aufzeichnen, wenn man per Bluetooth einen Pulsgurt anschließt. Am Ende der Trainingseinheit nur noch stoppen und das ganze wird gespeichert und bei der nächsten Gelegenheit hochgeladen. Bereits auf dem Smartphone kann man eine kleine Auswertung machen, da sie bereits verbrauchte Kalorien, Hydration und Rundenzeiten berechnet und aufbereitet.
Von Vorteil bei der Sache ist natürlich ein funktionierendes GPS im Smartphone. Ohne das, kann die Strecke nicht live aufgezeichnet und Rundenzeiten ermittelt werden. Aber bei den gängigen Smartphones sollte das kein Problem sein. Ich hatte die App auch vorübergehend auf meinem alten HTC Touch HD (mit Android Gingerbread statt Windows Mobile 6.1) installiert. Hier war die App quasi unbrauchbar, da das GPS nicht mit Android funktionierte (ich habs jedenfalls nicht zum laufen gebracht).

In der Pro-Version gibt es dann noch Zusatzfunktionen wie das Intervalltraining, bei dem die App quasi den Coach übernimmt und einen antreibt.

Die Webanwendung

Aufzeichnung einer kleinen Rennradrunde
Aufzeichnung einer kleinen Rennradrunde

 

Online werden die Workouts nochmal schön mit Google-Karten aufbereitet und mit weiteren Informationen wie dem Wetter verknüpft. Sofern man mit GPS getrackt hat, werden die Rundenzeiten, Höhenprofil und Geschwindigkeit im Verlauf dargestellt. Einziges Manko ist, dass bei einem GPS-Lag Informationen verloren gehen und es sichtbare Sprünge gibt. Beim oben dargestellten Beispiel ist die beim Kilometer 24 und 25 gut zu sehen. Es fehlen durch das Lag ca. 2 km Gesamtstrecke und langsamste und schnellste Runde sind eindeutig verfälscht.

Das GPS-Tracking wurde aber mittlerweile verbessert und verfeinert, was man bei der folgenden Aufzeichnung eines Trainingseinheit zu Pferd erkennen kann. Bei einer vorhergehenden Aufzeichnung bin ich regelmäßig über mehrere Zäune laut GPS gesprungen. Die Aufzeichnung vom Reiten mit GPS ist optisch natürlich weniger der Kracher. Es war aber mal ganz interessant bzgl. des Tempos, was man hat. Es ist beim Reiten nicht sehr genau (ich vermute das liegt an dem kleinen Raum, in dem man sich bewegt), aber Tendenzen sind m.E. erkennbar.

Eine Reitstunde aufgezeichnet
Eine Reitstunde aufgezeichnet

 

Säulendiagramm über zurückgelegte Kilometer
Säulendiagramm über zurückgelegte Kilometer

Ebenfalls teil der Webanwendung ist die statistische Aufbereitung. Hier sind Darstellungen von zurückgelegter Strecke, Gesamtdauer, verbrauchte Kalorien, Gewicht vs. BMI, Bestleistungen und vieles mehr möglich. Die Grafiken finde ich allesamt sehr anschaulich und auch motivierend. Nicht zuletzt die Berechnung, wie viele Hamburger man schon verbrannt hat ist Anreiz (u.a. auch keine Hamburger zu essen) genauso wie die Anzahl der Erdumrundungen.
Die Statistiken lassen sich auch ausdrucken oder als Bild, PDF oder Vektorgrafik downloaden.

 

 

Offline-Aufzeichnung und Workouts ohne Strecke

Es ist natürlich nicht immer möglich, mit der App aufzuzeichnen oder eine Strecke aufzunehmen. Beispiele dafür gibt es reichlich. Es macht wenig Sinn, das Smartphone bei Indoor-Sportarten wie Spinning anzumachen (außer natürlich bei Nutzung eines Pulsgurtes) oder in der Schwimmhalle zu versuchen, die Strecke aufzuzeichnen. Auch vergisst man mal das Handy oder der Akku ist zu schwach für GPS. Für diese Fälle kann man sowohl mit der App als auch auf der Webanwendung Workouts nachträglich aufzeichnen – entweder mit handgezeichneter Strecke oder ohne. In diesem Fall fehlen Rundenzeiten und Geschwindigkeiten, aber es können dennoch Kalorien etc. ermittelt werden.

Ich weiß nicht, anhand welcher Parameter die Kalorien ermittelt werden. Ich vermute aber, dass hier Durchschnittswerte, Strecke, Wetter, Zeit und Sportart einfließen, um einen groben Anhalt zu geben. Genauer wird das ganze wahrscheinlich bei der Nutzung eines Pulsgurtes werden.

Die Social Community

Darstellung auf Facebook
Darstellung auf Facebook

Wie heutzutage üblich gibt es auch bei Endomondo einen Social-Community-Aspekt. Einerseits kann man sich direkt mit Facebook verknüpfen und, sofern man will, seine Workouts automatisch auf Facebook posten. Das sieht dann grob so aus wie auf dem Foto links. Andererseits kann man sich mit jeglichen Nutzern der Plattform befreunden und sogar Wettbewerbe machen, egal ob der Freund um die Ecke wohnt oder am anderen Ende der Welt.

Ist man mit Freunden verknüpft, werden deren sportliche Leistungen dann in einer Art Timeline zusätzlich zu den eigenen dargestellt, sofern die Freunde, das erlauben. Wer in der Community welche Informationen von einem sehen kann, kann man selbst sehr granular einstellen. Man kann sich auch komplett einkapseln, so dass das Trainingstagebuch absolut privat ist (abgesehen vom Provider, aber anderes Thema).

 

Fazit

Insgesamt empfinde ich das Endomondo-Paket als sehr stimmig und vor allem motivierend. Verfolgt man die Statistiken ärgert man sich manche Tage schon, wie wenig man in der ein oder anderen Woche getan hat. Ich zeichne zusätzlich übrigens auch meine GeoCaching-Touren als Wandern auf und war schon manche Tage überrascht, wie viele Kilometer man dann doch schon durch die Gegend spaziert ist und auch das ist ja Sport, der einen fit machen kann bzw. hält.

Ich denke, ich werde mich nun langsam von RunMap und BikeMap abwenden, weil mir Endomondo ein weitaus größeres Spektrum bietet.

Also wer mehr als nur eine Sportart macht und online aufzeichnen will, sollte sich das ganze mal ansehen. Mir gefällt es total.