Bleistift auf Papier, ca. 20×30 cm, November 2013
Foto-Vorlage: Carina Maiwald Equine Images
Vergangenes Wochende hatte ich einen kleinen Meilenstein erreicht mit Nevado: Ein langer Ausritt inklusive Stoppelfeld. Klingt im ersten Moment wenig spektakulär, aber angesichts der Tatsache, dass ich bisher leider nur sehr wenige Gelegenheiten hatte, mit Nevado ins Gelände zu gehen, war das für mich ein riesen Erfolg.
Bisher war ich mit Nevado etwa drei- oder viermal ausreiten, mal abgesehen von Spaziergängen und kurzen Abstechern vom Hof weg. Diese Ausritte bewegten sich bis dato in ruhige Gegenden: keine Einöde, aber auch kein immenser Straßenverkehr. Bereits da hatten wir einige Situationen, bei denen Nevado zwar anspannte, aber in der Summe sehr besonnen reagiert hat. Beispielsweise das Überqueren einer Brücke empfand Nevado anfangs als absoluten Horror, wenn Autos tosend auf der einen Seite verschwanden und auf der anderen Seite wieder hervorgeschossen kamen. Dennoch ist er mutig über die Brücke und war anschließend wieder sehr entspannt. Ebenfalls Unbehagen bereiten ihm Kutschen (wahrscheinlich das sonore Hufklappern auf dem Asphalt und der Wunsch hinterher zu rennen) und absoluten Stress hat er mit Motorrädern, insbesondere den großen, schnellen Maschinen, die dieses fiese, pfeifende Rasergeräusch machen … Hölle.
Auf dem Stoppelfeld waren wir schonmal anfang des Jahres. Eine Kutsche und ein Motorrad (sic!) haben Nevado aber so aus dem Konzept gebracht, dass wir schnell abgebrochen haben.
Vergangene Woche nun stand auf dem Diekschen nun Stoppelfeldreiten mit kleiner Foto-Session auf dem Plan und ich hab ganz mutig gesagt: Bin dabei! Im Vorfeld bin ich noch mutiger allein aufs Stoppelfeld, gelegen zwischen zwei sehr hohen Maisfeldern, und es war kein wirklicher Erfolg. Nevado ist zunächst ganz ruhig das Feld runtergetrabt, auf dem Rückweg – schon im Abbiegen – aber in Jagdgalopp verfallen. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, ihn von Anfang an einzubremsen. Auf dem Acker mit vielen Hasenlöchern habe ich mich nicht getraut ihn in Zirkeln und Volten zu stoppen und bin stattdessen auf das Ende des Feldes zugerast, wo er dann von selbst durchpariert ist. Mit reichlich Adrenalin im Blut sind wir die wenigen Meter zurück zum Hof und ich hab meine Teilnahme am geplanten Stoppelfeldreiten innerlich abgehakt.
Als der Termin näher rückte, bin ich dennoch in den Stall gefahren – zur Not eben zugucken. Es hat sich dann ergeben, dass Doro und Jessi ausreiten wollten und ich dachte mir spontan, dass ist ein guter Anfang für den Tag und ein guter Fortgang für die Geländeerfahrung. Diesmal hieß es aber, nicht ins ruhige Gelände reiten, sondern zur Asperdener Reitanlage. Der Weg dorthin führt komplett an einer gut befahrenen Straße entlang. Ich hab kurz überlegt und mich entschlossen mitzugehen, denn auch das muss Nevado lernen.
Anfangs war Nevado noch sehr unruhig und ich hatte Mühe, meinen eigenen Adrenalin-Spiegel flach zu halten, um Entspannung auf Nevado zu übertragen. Nach kurzer Zeit war Nevado aber abgeklärt und wir ritten vorbei an fremden Pferdehöfen, übenden Tauchern am See und wurden überholt von zahlreichen Fahrradfahrern, Autos und Motorrädern. An der Reitanlage angekommen sind wir durch den dortigen Wassergraben geritten, was einiges an Überzeugungskraft kostete, denn Nevado ist nachwievor eitel wie ein Hengst und mag sich nicht die Füße nass machen (er wälzt sich auch nie im Schlamm). Anschließend über eine Holzbrücke auf den 60×40 Reit-/Fahrplatz ohne Bande. Dort hat er etwas seine Grenzen getestet, arbeitete schlussendlich aber fleißig mit, als wären wir auf dem heimischen Reitplatz. Anschließend haben wir noch kurz eine Runde in der fremden Halle gedreht, um dann den Heimweg anzutreten.
Und der begann mit einer Gruppe Motorräder … die sportlichen, schnellen Maschinen, die so weh tun im Ohr. Ich hörte sie schon von Weitem und stellte mich auf das Schlimmste ein und was passierte? Nichts. Nevado stand mit hängenden Kopf tiefenentspannt am Straßenrand und wartete bis die Horde vorbei war ohne einmal den Kopf zu heben. Ich hab innerlich Freudensprünge gemacht. So schritt Nevado gelassen bis nach Hause und lediglich ein polternder Bollerwagen hat uns beide eiskalt überrascht. Aber nach einem kleinen Hüpfer war auch schon wieder alles in Ordnung.
Am Hof angekommen, habe ich spontan beschlossen, doch noch auf das Stoppelfeld zu gehen. Denn Durchgeher ein paar Tage zuvor wollte ich doch nicht auf uns sitzen lassen und nach dem Ausritt war Nevado immerhin schon etwas abgeklärt. Selbstbewusst ging es also aufs Feld, wo schon Lydia und Nadine fleißig ihre Runden drehten. Ich bin mit Nevado locker hinterher getrabt und habe mich den beiden angeschlossen. Aufgrund meiner Erfahrung die paar Tage zuvor habe ich mich schon auf einen Rennversuch von Nevado eingestellt und als der tatsächlich kam, war ich zum Glück direkt dran und hab ihm keine Chance gelassen. Er hat das zwar mit einigen Bocksprüngen quittiert, die Nadine leider etwas in Bedrängnis gebracht haben. Sie hat das aber super pariert und Pferden und Reitern ist in dieser brennzligen Situation zum Glück nichts passiert. Nachdem ich mit Nevado etwas Abstand gewonnen hatte und er schließlich seine Grenzen (wir rennen keinen anderen Pferden hinterher!) ohne große Diskussion akzeptiert hat, sind wir sogar am lockeren Zügel über den Stoppelacker galoppiert, wobei Dunja u.a. dieses tolle Foto machen konnte. Danke!
Und wenn ich ehrlich bin: Als ich vor einem Jahr auf dem Stoppelfeld mit Trocu unterwegs war, wo diese wunderschönen Fotos von Dana Krimmling entstanden sind, habe ich insgeheim davon geträumt, dass ein Jahr später Nevado an dieser Stelle ist. Wenn ich nun die beiden Fotos vergleiche, ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Ich bin so stolz auf meinen „Kleenen“!
Ich hab in den letzten 6 Monaten immer mal wieder Exterieur-Aufnahmen von Nevado gemacht. Die Aufnahmen sind sicher nicht ideal, aber ich denke man kann schon deutlich eine Entwicklung sehen.
Nevado war damals noch komplett roh und hatte so gut wie gar keine Muskulatur. Gerade die Oberlinie gab noch gar nichts her, das lange hätte tragen können. Man sieht m.E. aber schon schön, dass Nevado von Natur aus eine aktive Hinterhand und schon gute Hankenbiegung hat.
Zu dem Zeitpunkt war Nevado ca. seit einem Monat im Training. Noch ist er rundum recht dünn bemuskelt. Flanken und Hinterhand sind schmal, die Rippen noch leicht zu sehen (auf dem Bild steht er aber auch leicht nach hinten gebogen).
Diese Aufnahme habe ich kurz nach dem Stallwechsel gemacht, als Nevado ca. zwei Montae im Training war. Er hat schon deutlich an Muskulatur vor allem an der Hinterhand zugelegt. Auch die Bauchmuskulatur hat schon sichtbar zugenommen.
Danach ist Nevado nochmal eingefallen, da der Stallwechsel viel Stress für ihn war. Mitte August hatte er das Gröbste hinter sich und hat dann wieder kräftig zugelegt.
Nevado hat sich mittlerweile sehr gut eingelebt und hat weiter an Masse zugelegt. Man kann m.E. hier schon erkennen, dass er etwas an Unterhalsmuskulatur zugelegt hat im Vergleich zum Bild vom Juni 2011. Dies könnte daran liegen, dass er sich aufgrund Zahnwechsel und ein paar Rückenproblemen (s. November) öfter festmacht und verwirft. Er drückt aber nicht dauerhaft den Rücken weg oder läuft permanent über dem Zügel. Verschlechtern darf sich das aber natürlich nicht.
Dieses Bild ist kurz vor der Kastration aufgenommen. Nevado hat mittlerweile schöne Rundungen bekommen und wirkt wesentlich mächtiger. Gerade die Oberlinie und Bauchmuskulatur haben sich schon schön entwickelt, so dass er mittlerweile mehrmals die Woche für 30-60 Minuten geritten werden kann.
Nach der Kastration hat Nevado nochmal leicht abgebaut, aber sofort wieder zugelegt. Er hat an der Hinterhand leicht an Höhe gewonnen, so dass er ganz leicht überbaut ist. Dies bereitet ihm u.a. etwas Probleme sich zu sortieren. Außerdem hat eine Physiotherapeutin einige Problemfelder festgestellt: So ist beispielsweise seine Hüfte einseitig leicht abgesenkt und nach hinten versetzt, so dass es ihm äußerst schwer fällt, in den Rechtsgalopp zu springen.
Aus dem Grund machen wir derzeit auch nur Basis-Übungen, ohne, wie schon mal angefangen, an Übergängen oder Seitengängen zu üben.
Außerdem hab ich mal probiert seine Körperaufteilung und Winkelungen zu veranschaulichen. Eine fundierte Bewertung fällt mir mangels Erfahrung natürlich nicht so leicht.
Nevado ist eher quadratisch gebaut, wobei seine Beine aber noch etwas höher sind als sein Rumpf. Vor-, Mittel- und Hinterhand sind nicht gleichmäßig verteilt. Insgesamt ist Nevado sehr kurz, was sich auch kaum noch ändern wird. Dadurch ist er sehr wendig, manchmal zu wendig. Der kurze Rücken macht leider auch die Suche nach einem geeigneten Sattel schwierig. Sein derzeitiger Sattel schließt gerade noch so mit dem letzten Rippenbogen ab, müsste aber eigentlich nochmal 4-5 cm kürzer sein. Nevado hat eine etwas steile Schulter, wogegen seine Hinterhand fest ideal gewinkelt ist. Insgesamt sind die Winkel m.E. aber sehr gut und passen zueinander. Das spürt man sehr gut unterm Sattel. Trotzdem er nur 152cm groß ist und einen kurzen Rücken hat, hat er einen guten Raumgriff und schwungvolle Gänge – keine Nähmaschinengänge, wie man befürchten könnte. Seinen Hals finde ich sehr schön angesetzt, mit einem schönen Schwung und guter Bemuskelung. Zwar hat sich derzeit ein leichter Unterhals gebildet, aber ich denke, dass ist seinem Zahnwechsel sowie seinen Rückenproblemen vielleicht auch seinem langem Hengstdasein geschuldet. Da sich Nevado aber nachwievor sehr gut am Kappzaum dehnt und auch gut Vorwärts-Abwärts unterm Sattel läuft, sehe ich dies noch nicht so problematisch. Was man auf dem linken Bild recht gut sehen kann, ist, dass Nevado eine sehr gute Ganaschenfreiheit hat, was ihm später eine sehr gute Aufrichtung erlauben wird. Zusammen mit seiner gut gewinkelten und aktiven Hinterhand hat er, denke ich, gute Voraussetzungen für höhere Lektionen der Reitkunst. |
Nevado mag vielleicht nicht ideal proportioniert sein, aber vom Gesamtbild her empfinde ich ihn als sehr harmonisch, was sich unterm Sattel auch immer wieder spüren lässt. Nevado wird im Februar 4 Jahre alt und hat damit noch 4 Jahre um zu wachsen und sich zu entwickeln. Ich denke, dass er nachwievor ein sportlicher Typ bleibt, aber ich bin mir auch sicher, dass er noch viel an Masse, vielleicht auch ein paar Zentimeter Körpergröße, zulegen wird.
Jetzt werden wir erstmal mit weiteren Physiotherapie-Einheiten seine Problemchen angehen und weiter an der Basis arbeiten.
Immerhin haben wir alle Zeit der Welt!
Ich hatte in der Umzugsplanung bereits sehr früh für mich entschieden, dass ich Nevado mit Heidi’s Horse Taxi an den Niederrhein bringen werde. Da ich einerseits weder über den entsprechenden Führerschein noch einen eigenen Hänger oder Zugfahrzeug verfüge und andererseits für die gewaltige Strecke von 700km keine Freunde oder Bekannte in Beschlag nehmen wollte (immerhin ist das eine zweitägige Tour). Außerdem hat Heidi bereits meine alte Lady beim letzten Umzug transportiert und ich wusste, dass ich bei ihr in professionellen und sehr guten Händen bin. Ein Termin war recht schnell gefunden und so sollte es am 27.06. bei Fürstenfeldbruck losgehen.
Nevado wurde bis zu dieser großen Reise erst ein einziges Mal transportiert, nämlich von seinem Züchter zu mir – eine Strecke von Sage und Schreibe 30km – also sehr überschaubar. Es war die Vorhölle. Nevado hat versucht zu steigen, hat geschrien und gepoltert, so dass ich riskanterweise, die ganze Fahrt im Hänger war, um ihn zu beruhigen. Auf dem Land auf abgelegenen Straßen mag das gehen, aber nicht auf einer Tour, wie sie uns bevorstand.
Aus dem Grund wollte ich ursprünglich mit Nevado das Verladen und kleinere Fahrten üben, damit die große Tour nicht das große Ungewisse für ihn ist. Mein Hintergedanke war, dass er auf kleinen Fahrten merkt, dass Hängerfahren ein Ende hat und er schlussendlich wieder im sicheren Stall steht. Da Miriam als „meine Fahrerin“ wegen einer Sportverletzung für das Üben ausgefallen war und die Zeit dann doch schneller voranschritt als geahnt, haben Nevado und ich gar nicht geübt. Und das war auch gut so, aber zu den Überlegungen am Ende mehr.
Da Nevado natürlich noch sehr unausbalanciert ist, war die Gefahr groß, dass er beim Balancieren im Hänger sich selbst treten und verletzten könnte. Aus diesem Grund sollte Nevado definitiv Transportgamaschen tragen. Jetzt haben wir ja schon früh das Bandagieren geübt und das hat sich bezahlt gemacht. Drei Tage vor dem Transport, habe ich erstmals die Transportgamaschen angelegt. Diese Gamaschen sitzen natürlich ganz anders als Bandagen und gerade in der Bewegung berühren sie das Pferdebein an ungewöhnlichen Stellen und sind zudem auch wenig flexibel.
Die ersten Schritte war Nevado noch recht staksig unterwegs, aber recht schnell spazierte er über den Hof, als wäre gar nichts. Eine kleine, unkomplizierte Übung, die sich beim Transport selbst definitiv bezahlt gemacht hat.
Wie gesagt, war Nedaao bei seinem ersten Transport äußert nervös und brachte das Hängergespann arg ins Wanken. Aus dem Grund warf Miriam die Idee ein, den kleinen für den Transport zu sedieren. Ich habe auch ernsthaft darüber nachgedacht, mich dann aber aus einem einfachen Grund dagegen entschieden, den mir die Westerntrainerin Trixi Daser nahe gebracht hat. Nevado würde alle seine Sinne brauchen sich selbst auszubalancieren. Ihn zu sedieren könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass er bsp. in einer Kurve das Gleichgewicht verliert und dann zu wenig Reaktionsvermögen hat, sich auf den Beinen zu halten.
Während der Fahrt hat Heidi an Stelle von Sedierung das Mittel Vetranquil vorgeschlagen. Vetranquil ist ein Beruhigungsmittel der Art, dass es angstlösend wirkt und die Spannung vom Tier nimmt, so dass es in sich gelassener ist, aber nach wie vor Herr seiner Sinne und 4 Beine bleibt – ich weiß nicht ob, ob man das als Psychopharmaka bezeichnen kann, aber es macht den Eindruck.
Wie Vetranquil bei Pferden dosiert wird und wie es sich im schlimmsten Fall auswirkt, weiß ich ebenfalls nicht, aber nachdem ich zwei Tage später meine beiden Kater damit versorgt hatte, bin ich eher skeptisch, denn Spocky war nicht mehr in der Lage sich auf den Beinen zu halten, weil er im Verhältnis zur Körpermasse minimal mehr von dem Medikament bekommen hatte als Pille (das dicke Ding). So eine Miezekatze tut sich natürlich nichts, wenn sie umkippt. Beim Pferd möchte ich das nicht erleben.
Am 27.06. ging es also los – ausgerechnet Siebenschläfer und einer der bisher heißesten Tage des Jahres in Deutschland. Das Verladen von Nevado verlief einwandfrei, wie man bei YouTube sehen kann. Er kletterte umgehend auf die Rampe, schaute sich kurz um und war wenige Sekunden vollständig im Hänger. Das Üben, dass ich mit ihm eigentlich vor hatte, hätte übrigens kontraproduktiv sein können, wenn er einen Fehltritt und damit negative Erfahrung gehabt hätte (was ja nicht so unwahrscheinlich ist). In dem Fall, wäre er womöglich nicht so gelassen auf den Hänger gegangen und hätte mehr Stress gehabt.
Auf der ca. 20 minütigen Strecke zur Autobahn war er natürlich reichlich mit seinem Gleichgewicht beschäftigt, aber er war schon wesentlich ruhiger als bei dem ersten Transport. Auch ein gutes Zeichen dafür, dass die Arbeit an seinem Gleichgewicht Früchte trägt. Ab der Autobahn stand Nevado absolut still und meldete sich nur zu Wort, wenn wir langsamer wurden. Vermutlich nahm er an, wir sind am Ziel, aber das dauerte.
An der Raststätte Hardtwald an der A5 haben wir eine kurze Mittagspause gemacht und ich bekam einen mittleren Schock. Nevado war von den Nüstern bis zur Schulter mit kleinen Beulen übersäht, als hätte er Millionen Mückenstiche eng an eng. Er war aber nach wie vor munter und hatte einen klaren Blick, gefressen hat er auch ohne Probleme. Außer Beobachten blieb uns in diesem Moment aber nichts, zumal er glücklicherweise nicht den Eindruck machte, gleich zusammenzubrechen. Ich vermute, dass dies eine Stressreaktion auf die Situation war gepaart mit den enormen Temperaturen, die im Hänger natürlich noch drückender waren. Dazu sei kurz gesagt, dass der Hänger natürlich leicht geöffnete Fenster für Frischluft hat, aber eben kein Durchzug. Auch hatten wir das rückwärtige Fenster größtenteils geschlossen, da wir befürchteten, dass Nevado als junges Pferd panisch auf von Hinten herannahende Lkw reagieren könnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir aber im neuen Stall an, die Stresspusteln waren auch weg und Nevado hat sich mit lautem Wiehern erstmal in Szene gesetzt.
Nevado hat umgehend seine neue riesige Box bezogen, aus der er nun direkten Ausblick auf den Hof, den Reitplatz und einen Teil der Koppeln hat. Er bekommt somit unheimlich viel mit von dem, was auf den Hof passiert. In den ersten Tagen war das für ihn als Hengst sehr stressig. Er ist in er Box piaffiert, ist gestiegen, hat geschrien und hat sich von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Er hat sich einige unschöne, aber nicht dramatische Kratzer zugezogen, aber in der Summe wurde er Tag für Tag entspannter, so dass er mittlerweile (nach knapp drei Wochen) das Hofgeschehen interessiert beobachtet statt den Aufstand zu proben.
Wenn er sich weiter so gut benimmt, kommt er vielleicht bald gleichzeitig mit den Wallachen auf einer separate Koppel, was natürlich ideal wäre. Aber auch so hat er meines Erachtens schon ein sehr gutes Hengst-Los gezogen, denn viele Hengste haben ja leider das Pech in absoluter Isolation zu leben, wo sie einfach nichts mitbekommen und Pferde maximal aus weiter Entfernung sehen. Nevado sieht alles und hat einen Boxennachbarn, mit dem er zumindest näseln kann.
Zur Zeit machen wir Nevado mit dem 4-jährigen Andalusier-Wallach Truco bekannt, in der Hoffnung, dass dies die ersten Schritte hin zum parallen wenn nicht sogar zum gemeinsamen Koppelgang sind.
Wie Bonita ihrerzeit auch, hat Nevado keinen Equidenpass. Zum Zeitpunkt des Transports hatte ich zwar schon den Transponderchip der FN, der war aber noch nicht eingesetzt und so verfügte Nevado nur über einen Impfpass. Irgendwo in Deutschland habe ich Heidi gefragt, ob sie wüsste, wie hoch das Bußgeld für einen fehlenden Equidenpass ist, da das eine Frage ist, mit der schon viele Besucher auf diesem Blog gelandet sind. Heidi hat mich erstmal etwas entsetzt angeschaut: „Wie? Der hat keinen Pass?“ Aber da waren wir schon näher am Ziel als am Start.
Heidi wusst natürlich Antwort. Und zwar kostet der Spaß ungefähr 200 Euro Ordnungsgeld! Der Betrag ist soweit ich weiß nicht einheitlich in Deutschland, da er wohl von den Veterinärämtern festgelegt wird und somit Ländersache ist. Aber ich denke, das wird sich alles nicht viel nehmen.
Das ging dann doch schneller erwartet, aber ich habe ein potenziell neues Pferd im Blick: der dreijährige Andalusier-Hengst Nevado.
Wenn meine dominante und gerademal angerittene Bonita mit 7 Jahren ein Sprung ins kalte Wasser war, dann ist Nevado arktisch kaltes Wasser, in das ich mich begebe. Zwar bin ich schon ein- zweimal einen Hengst geritten, aber einen jungen Hengst zu besitzen, wäre dann doch was anderes. Aus diesem Grund trifft es sich ganz gut, dass Nevado gerade bei meiner guten Freundin Miriam in die Schule geht, um bei ihr frühzeitig das Leben als Reitpferd kennen zu lernen. Das gibt auch mir die Gelegenheit mich mit ihm vertraut zu machen, und zu prüfen, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin. Denn wenn nicht, werden Pferd und ich nicht glücklich miteinander, und das möchte ich uns beiden nicht antun.
Anfang dieser Woche kam Nevado zu Miriam in den Stall und war dort noch recht ungestüm. Böse Zungen behaupten er wäre unerzogen, aber das stimmt so nicht. Nevado kennt den Umgang mit Menschen, lässt sich problemlos putzen und gibt brav die Hufe. Er ist probiert zwar, ist aber sonst nicht hinterlistig und akzeptiert die Grenzen, die ihm gesetzt werden. Bis vor einem halben Jahr ist er bei seinem derzeitigen Besitzer auch als Handpferd auf längere Ausritte mitgegangen, wobei das führende Pferd auch ein Hengst war. Allerdings ist er jetzt in ein Alter gekommen, in dem er beginnt, sein Revier abzustecken und so wurden die Ausritte mit ihm schwieriger und somit auch gefährlich.
Schwierig ist derzeit noch das Führen. Er präsentiert sich gern und baut sich majestetisch auf, wenn er nur in der Nähe anderer Pferde ist. Das Gute aber ist, dass er dennoch auf die führende Person reagiert und sich schnell wieder beruhigt und die „Führproblematik“ ist von Tag zu Tag besser geworden. Mittlerweile führe ich Nevado auch schon von A nach B, was davor nur Miriam gemacht hat, da sie weitaus mehr Erfahrung mit jungen Hengsten und auch wesentlich mehr Kraft hat als ich.
Obwohl für Nevado gerade alles neu ist, war der Start doch recht gut. Bereits die ersten Longenstunde war sehr gut gelaufen. Die nächsten Schritte (Longiergurt, Sattel auflegen, klappernde Steigbügel, …) liefen den Umständen entsprechend gut. Nevado hat am Anfang noch den Aufstand geprobt und lustige Hüpfer gemacht, aber er hat sehr schnell verstanden, dass wir nichts böses von ihm wollen. Und da er jeden Tag besser wurde, haben wir bereits sehr früh den ersten Versuch gewagt, Gewicht zu tragen. Ohne einen einzigen Hüpfer hat Nevado das Gewicht von Miriam getragen – nach nur 5 Tagen Arbeit. Wir waren beide so begeistert von ihm.
Natürlich geht das alles sehr schnell. Da Nevado erst drei Jahre jung ist und Andalusier sehr spät auswachsen, dürfen wir es mit ihm nicht übertreiben. Aus dem Grund heißt es jetzt, wo der kritischste Punkt geschafft ist, dass wir mit ihm Bodenarbeit machen und maximal 2-3 Mal in der Woche soll er für kurze Zeit das Reitergewicht tragen.
Nevado ist schon relativ gut ausbalanciert und kann sich an der Longe auch schon gut selbst tragen. Da das Reitergewicht aber seinen Schwerpunkt verschiebt, soll er mit der Bodenarbeit lernen, weiter unter seinen eigenen Schwerpunkt zu treten, um es dann unter dem Reiter leichter zu haben. Gleichzeitig lernt er mit der Bodenarbeit Biegung und Stellung und die ersten Hilfen. Sollte ich Nevado kaufen, wird das in den nächsten 1-2 Jahren auch der Schwerpunkt unserer Arbeit sein, bis er ausgewachsen und die Wachstumsfugen geschlossen sind.
Angefangen damit, haben wir heute und es lief sehr gut. Nevado ist am Ende der Übungseinheit nicht mehr von meiner Seite gewichen, hat dabei aber den gebührenden Abstand gehalten und ist mir auch respektvoll rückwärts ausgewichen.
Momentan hab ich ein gutes Gefühl mit ihm.
Die Arbeit mit Nevado versuche ich übrigens soweit es geht auf Video zu dokumentieren. Aus diesem Grund habe ich vorerst hier einen Youtube-Kanal als Vlog für Nevado eingerichtet.