Hund und Pferd – Begegnungen

Wenn Reiter und Hund sich im Wald begegnen ... in diesem Fall gehören Hund und Reiter zusammen
Wenn Reiter und Hund sich im Wald begegnen … in diesem Fall gehören Hund und Reiter zusammen

Ich mag Hunde. Hunde sind tolle Tiere, die einem viel geben können. Hunde und Pferde sind für den Menschen auch eine sinnvolle Kombination. Beide Spezies lassen sich in gewisser Weise dressieren und kommandieren. Beim Hund sind es klare Befehle, die ihm sagen sollen, was er zu tun und zu lassen hat und die unterstreichen, wer der Chef im Rudel ist. Beim Pferd ist es grundsätzlich nichts anderes, nur dass man hier eher von Hilfen und Training die Rede ist, was angesichts dessen, das Pferde Fluchttiere sind und ihre natürliche Körpersprache „ausgenutzt“ wird, auch passender ist.
Betrachtet man die Tatsache, dass Hunde Beutetiere sind und Pferde Fluchttiere, erscheint die Kombination aber weniger sinnvoll und kann durchaus zu Problemen führen, worum es in diesem Blogpost auch gehen soll, verbunden mit der Bitte, über den Tellerrand hinauszuschauen, denn die eigene Situation, dass der Hund mit dem Pferd bestens auskommt, ist in den seltensten Fällen auf andere Hunde oder Pferde übertragbar. Nicht jedes Pferd kennt oder mag Hunde und noch weniger Hunde kennen Pferde. Was zehnmal gut gegangen ist, kann beim elften Mal in die Hose gehen.

Bisher hatte ich bei allen Live-Hundebegegnungen Glück, das weder Hunden als auch fast allen Besitzern nichts passiert ist. Hier nun ein paar persönliche Erlebnisse:

Der Hütehund mit dem schiefen Gebiss

Hütehunde haben es scheinbar in ihren Genen, dass sie jegliche Herdentiere kontrollieren wollen. Sie neigen dazu, das zu behütende Tier in die Hinterläufe zu zwicken, um es voranzutreiben oder zu umkreisen, um eine Herde beisammen zuhalten. Ein tolles Schauspiel, wenn man das bei einer Schafherde sieht, bei Pferden kann das allerdings arg daneben gehen. Ich kannte bspw. einen Hütehund (Australian Shepherd?), dessen Zahnreihen krum und schief waren. Er hat versucht ein Island-Pony zu treiben wie ein Schaf, die Antwort war ein gezielter Tritt mit den Hinterhufen. Der Trieb in dem Hund war allerdings so groß, dass er nicht davon abzubringen war, weiterhin Pferde zu hüten.
Hat man ein Pferd, dass das kennt und sich damit abfindet, mag das funktionieren, immerhin beißt der Hund ja nicht zu. Fremde Pferde fackeln da aber u.U. nicht lange und schlagen zu.

Hütehund am Hallentor

Nicht ganz so extrem war ein anderer mir bekannter Hütehund. Er legte sich immer am Hallentor auf die Lauer und beobachtete die Geschehnisse. Ab und an wanderte er, wie es Hunde gern klammheimlich tun, in die Halle. Bei Nevado konnte ich beim Longieren immer beobachten, wie er (Nevado) in der Nähe des Hallentors die Ohren anlegte, die Zähne bleckte und Angriffshaltung einnahm.
Der Hund war immer mit einer knappen, aber deutlichen Ansage wieder nach draußen zu verbannen, dennoch ließ sich der Trieb nicht leugnen oder unterdrücken.

Hund in der Reitbahn

Meiner Ansicht nach ist ein Hund in der Reitbahn ein NoGo. Aber wenn einer Reitlehrerin zwei Jagdhunde (Rhodesian Ridgeback) in die Halle nimmt, ist DAS natürlich was anderes. Naja. Ich komme mit Nevado in die Reithalle und weise daraufhin, dass sie die Hunde besser draußen ablegt, zumal Nevado wie beim Hütehund am Hallentor beschrieben, ein gewisses Revierverhalten hat und u.U. einen Hund angreift. Die Reitlehrerin winkt ab, sie nehme die Hunde immer mit rein, der eine sei ja auch schon alt, die kennen das und wenn sie im Weg stehen, einfach umreiten.
Die lieben Hunde blieben natürlich nicht an einem Ort stehen, sondern pendelten immer ein bisschen Hin und Her und es kam, wie es kommen musste: Ich galoppiere auf dem Zirkel und auf einmal sitzt da ein Hund auf der Zirkellinie. Nevado legt die Ohren an und galoppiert knapp am Hund vorbei, die Reitlehrerin ruft ihn ab und legt ihn in einer Ecke ab. Warum dazu erst diese knappe Situation notwendig war, die sowohl für den Hund, als auch für Nevado und mich hätte schmerzhaft ausgehen können, ist mir auch zwei Jahre später noch unklar.

Spaziergang im Wald

Im letzten Jahr hatte ich eine Hundebegegnung der besonderen Art. Ich war mit Nevado im Wald spazieren als mir recht bald mehrere Hundebesitzer mit genauso vielen Hunden entgegen kamen. Es waren allesamt Großhunde und einer von denen mochte scheinbar keine Pferde. Er bellte direkt lautstark und aggresiv drauf los und Nevado war unvermittelt in seiner Rolle als Fluchttier. Da Nevado außerdem ein ausgeprägtes Revierverhalten hat (à la ungehobelter Leithengst), ist er nicht weggerannt, sondern hat auf Verteidigung seiner Herde (in dem fall unfreiwillig Meinereiner) umgeschaltet. Das muss man sich so vorstellen, dass das Pferd seine Hinterhand (= Waffe) auf den Angreifer ausrichtet und Drohgebärden zeigt. Der „angreifende“ Hunde (ich meine es war ein Rottweiler-Verschnitt) verstand diese Signale aber gar nicht und bellte an der Leine der Besitzerin hochsteigend munter weiter. Die Situation drohte zu eskalieren. Ich rief der Frau mehrfach zu, sie solle mit dem Hund weitergehen, was sie aber nicht konnte. Sie könne den Hund nicht mehr lange halten.

50 Kilogramm Hund festhalten ist wahrlich nicht einfach … 480 Kilogramm Pferd aber auch nicht!

Am Ende konnte ich Nevado so weit auf mich konzentrieren, dass ich ihn vom Hund wegbewegen konnte und nichts weiter passiert ist. Dennoch war der Spaziergang gelaufen und wir sind nach Hause.

Begleithund an der Schleppleine

Schon etwas länger her ist eine Begegnung beim Ausritt. Auf einem Weg, der links und rechts von Büschen und Zaun gesäumt war, kam mir einer Reiterin samt Hund entgegen. Sie ritt ohne Sattel und ohne Helm, dafür war der kleine Hund angeleint … an einer Schleppleine. Solche Schleppleinen sind meist recht dünn (5mm ?) und 5-15 Meter lang. Sie werden zu unterschiedlichen Trainingszwecken eingesetzt bspw. um einen Hund auf Distanz das Kommando „Komm!“ beizubringen. Einen Reitbegleithund damit anzuleinen ist vielleicht bequem, aber nicht im Sinne des Erfinders und es kann gefährlich werden.
Nevado war bei dieser Begegnung ziemlich entspannt, neugierig zwar, aber dennoch unbeeindruckt, von dem Trio. Der Hund fand das alles aber so spannend, dass er uns ein paar Meter folgte, was er dank der Schleppleine auch konnte. Sein Frauchen versuchte ihn schließlich wieder bei Fuß zu holen, aber der kleine Racker, war so hin und hergerissen zwischen Nevado und mir und seinem Frauchen, das er einmal um das Pferd seiner Besitzerin lief und dieses in die Schleppleine einwickelte. Das Pferd war glücklicherweise sehr entspannt, blieb stehen und wartete geduldig, dass Frauchen den Hund richtig zum Entwirren dirigierte … was natürlich nicht funktionierte. Sie stieg dann letztlich ab und brachte Ordnung ins Chaos.

Begleithund an der Wireless-Leine

Ähnlich wie der Hund an der Schleppleine begegnete mir neulich eine Reiterin (ohne Sattel, ohne Helm) mit zwei unangeleinten Hunden. Ein Hund trottet hinter der Reiterin her, der andere vorneweg. Wohl weil die Hunde so gemütlich dahertrotteten und in der Mitte ein Pferd war, interessierte Nevado das so ziemlich gar nicht. Es ist auch nichts passiert, dennoch irritieren mich solche Situationen immer, weil ich nicht weiß, wie die Hunde drauf sind, folglich wie mein Pferd darauf reagiert und im weiteren gedachten Verlauf, wie die Hunde reagieren und ggf. abrufbar sind.

So geschehen neulich: Ein anderer Hund, andere Reiter (diesmal mit Sattel und Helm) und unangeleint. Der Hund lief den Weg zum Wasser, den er kannte, und bekam erstmal gar nicht mit, dass seine Reiter anders abgebogen waren. Da ich an dem Tag schon eine andere unschöne Hundebegegnung hatte (dazu gleich mehr), bat ich die Reiter den Hund abzurufen, so dass er uns nicht zu nahe kommen konnte (quasi vorausschauendes Reiten, man muss ja nichts provozieren). Die Reiter hatten Verständnis dafür, aber leider der Hund nicht. Der konnte nämlich überhaupt nicht verstehen, dass er an dem Tag nicht ins Wasser hüpfen durfte und warum er nun zu Frauchen sollte. Selbst als Frauchen zum ihm ritt, um ihn abzuholen, schaute der Hund nachwievor verwirrt drein und reagierte keinen Zentimeter.
Ich ritt dann ein paar Meter weiter, um Nevado nicht übermäßig mit der Situation zu stressen. Der Hund durfte kurz ins Wasser und folgte dann auch seiner Frau und alles war gut.

Hund und Fahrradfahrer

Mein derzeitiges Highlight der Hundebegegnungen ereignete sich mit einem Fahrradfahrer, der seinen Hund (Größenordnung Boxer) mit einer Rollleine am Fahrrad führte. Er holte die Rollleine nach und nach ein, bis der Hund so dicht wie möglich neben ihm lief und so fuhr er an mir vorbei (vorbildlich, ich war begeistert, ehrlich). Der Hund fand uns aber scheinbar so toll, dass er Nevado spontan zum Spielen aufforderte mit dieser typischen Hundegeste, indem er den seinen Vorderkörper bis zum Boden absenkte, mit der Rute wedelte und so breitbeinig und freudestrahlend vor uns lag. Nevado hat das mitnichten als Spielaufforderung aufgefasst, er fühlte sich bedroht. Prompt drehte Nevado seine Hinterhand zum Hund, dieser verstand die Drohung sofort und sprang nach hinten … ins Fahrrad. Der Fahrrad-Fahrer stürzte und der Hund stand mit gebührenden Sicherheitsabstand im Feld. Nevado entspannte sich schnell, da ja auch die Situation aus seiner Sicht entspannt war. Der Fahrrad-Fahrer hat sich zum Glück nichts getan und der Hund scheint auch mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.

Gegenseitige Rücksichtnahme

Nevado hat eine vermeintliche Bedrohung ausgemacht und steht unter Spannung
Nevado hat eine vermeintliche Bedrohung ausgemacht und steht unter Spannung

Letztlich haben sich in allen Situationen Pferd wie Hund absolut normal verhalten, denn abseits der Domestizierung betrachtet sind sie Feinde. Man kann den Tieren keinen Vorwurf machen, wenn sie sich ihrer Natur entsprechend verhalten. Der Mensch kann lediglich Vorkehrungen treffen, in dem er als Hundehalter seinen Hund gut trainiert und sicher führen kann, und als Pferdehalter, indem man besonnen reagiert, sein Pferd kennt und ebenso wie beim Hund, dass man sein Pferd führen kann. Dressur im Gelände ist dafür m.E. nicht zu unterschätzen. Einerseits kann man die Aufmerksamkeit des Pferdes durch Lektionen wieder auf sich und vom Feind weg lenken, andererseits kann man die Waffen des Pferdes (vornämlich) die Hinterhand steuern.
Trotz allem muss jedes Tier erst einmal lernen. Aber das Ideal, dass man wie bei einer Reitbegleithunde-Ausbildung Pferd und Hund schrittweise aneinander gewöhnt, ist nicht immer möglich. Es darf auch nie vorausgesetzt werden, dass Hund und Pferd miteinander auskommen. Man darf nicht von sich auf andere schließen („Mein Pferd kann das, wieso deines nicht“) oder von einer Situation auf die nächste („Der tut nichts, der will nur spielen“). Daher sollten sich beide immer mit einer gewissen Vorsicht (nicht zuletzt zum Eigenschutz) begegnen und Rücksicht füreinander aufbringen.

Zu guter Letzt

Alle hier genannten Beispiele sind mir tatsächlich so widerfahren. Ich habe es aber auch schon unzählige Male erlebt, das nichts passiert ist. Ich möchte auch keinesfalls alle Hundehalter über einen Kamm scheren. Unter uns Reitern gibt es leider auch genug schwarze, rücksichtslose Schafe.
Dass Pferd und Hund und insbesondere Pferdehalter und Hundehalter sich im Wald begegnen, sich beiderseits vorbildlich verhalten und nichts passiert, ist zum Glück die Regel.
Wenn aber etwas passiert, dann hilft es nichts, den anderen zu beschimpfen oder sich stundenlang zu ärgern. Vielmehr sollte man versuchen zu reflektieren:

  • Was ist eigentlich passiert?
  • Was hätte ich anders machen können?
  • Wie reagiere ich das nächste mal?

Oder mit anderen Worten: Nach vorne schauen, statt sich über die Vergangenheit aufzuregen.

Ich selbst versuche mich immer so zu benehmen, wie ich es für den Reitpass gelernt habe: Vorbeireiten im Schritt, Abstand, freundliches Grüßen, … Oftmals sind so schon interessante Gespräche im Wald entstanden. Und so macht Ausreiten für alle doch am meisten Spaß.

Protest gegen die Einführung einer Pferdesteuer

Seit einigen Wochen formiert sich ein Widerstand gegen die Einführung einer Steuer, wie ich es bisher noch nicht beobachten konnte. Zwar hat das Thema noch nicht seinen Weg in die ganz großen Medien gefunden, aber das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Seit die hessische Gemeinde Bad Sooden-Allendorf (BSA) die Einführung der Pferdesteuer beschlossen hat (der Satzungsentwurf soll am 14.12.2012 schlussgezeichnet werden), laufen Pferdefreunde deutschlandweit Sturm und das nicht zu Unrecht, wie ich finde.

Die Gemeinde BSA hat hessenweit nach eigenen Angaben die höchste Pro-Kopf-Verschuldung80 Millionen Euro Schulden verteilen sich auf 8400 Einwohner und ca. 150 Pferde. Diese 150 Pferde sollen im Rahmen des Sparprogramms der Gemeinde nun mit 200 Euro besteuert werden und der Gemeinde somit 30’000 Euro Einnahmen pro Jahr bringen. Sicher ein Tropfen auf den heißen Stein, aber irgendwo muss man ja mit dem Sparen anfangen, warum nicht bei den reichen Reitern?
So einfach ist es natürlich nicht, wenngleich die Argumente der Pro-Pferdesteuer-Seite auf den ersten Blick logisch klingen mögen.

Ausgleichende Gerechtigkeit – Hunde werden schließlich auch besteuert

Wenn Hunde besteuert, warum dann nicht auch Pferde? - Foto: N. Frank  / pixelio.de
Wenn Hunde besteuert, warum dann nicht auch Pferde? – Foto: N. Frank / pixelio.de

Eine Abwandlung, die ich neulich sah: Es wird ja nicht das Pferd besteuert, sondern die Haltung desselben. So liest sich auch der Satzungsentwurf von BSA, aber das ist Wortglauberei. Die Besteuerung von Hunden ist ein Relikt aus dem 18. Jahrhundert, als der Besitz eines Hundes, der nicht praktisch genutzt wurde (Jagd, etc.), als purer Luxus galt – das wurde früher aus Prinzip besteuert. Heute ist sie als Aufwandssteuer deklariert und steht keiner Gegenleistung der Gemeinde gegenüber wie etwa der Reinigung von Wegen. Sie wird aber auch gern als Lenkungssteuer bezeichnet, da sie durch ihre Ausgestaltung (jeder weitere Hund kostet mehr) durchaus dazu geeignet ist, den Hundebestand einer Gemeinde auf einem gewissen Niveau zu halten.
Diverse Gemeinden in Hessen wurden nun – anscheinend durch ein Handbuch zur Haushaltskonsilidierung der schwarz-gelben Landesregierung – angehalten zu prüfen, inwiefern eine Pferdesteuer als Aufwandssteuer eingeführt werden kann. Dies wäre gegenüber den Hundehaltern durchaus gerecht, wenn denn das Halten von Pferden nicht schon in diversen Variationen besteuert werden würde. Im Gegensatz zum Hund ist man als Pferdehalter stets auf Stallungen angewiesen, die unterhalten werden müssen. Als Selbstversorger müssen Stroh, Heu und Futter gekauft werden, welche natürlich mit einer Mehrwertsteuer belegt sind. Als Einsteller zahlt man Pensionskosten, welche seit 2006 dem erhöhten Mehrwertsteuersatz von 16%, 2007 dann 19% unterliegen, und in der Regel vollumfänglich auf den Einsteller umgelegt werden. Hinzu kommen natürlich Steuern, die bei Anschaffung vom Pferd selbst (seit 2012 übrigens auch 19% Mwst) bei gewerblichen Kauf anfallen sowie den vielen Ausrüstungsgegenständen, die man braucht. Nicht zu vergessen sind die Versicherungssteuern die bei Tierhalterhaftpflicht und ggf. OP-Versicherung anfallen. Das mögen unterm Strich Peanuts sein, stellen aber jetzt schon eine zusätzliche Belastung dar, die der Hundesteuer in etwa gleichkommt. Der Unterschied mag darin liegen, in welchen Topf die Steuer fließen.

Im Übrigen ist Deutschland eines der wenigen Länder, die Hundehaltung noch besteuert. Stattdessen Hundehalter nach einer Gleichberechtigung rufen derart, dass Pferdehalter auch zahlen, sollten sie doch andersrum und im Sinne des eigenen Geldbeutels argumentieren: Abschaffung der Hundesteuer! Ebenso irrsinnig halte ich die Forderung, die mancherorts durchgeklungen ist, doch gleich alle Haustiere mit einer Steuer zu belegen.

Pferde verdrecken die Straßen und beschädigen Wald und Flur

Das unbedachte Reiten über Felder kann Flurschäden verursachen. Brache Felder sind meist unkritisch. – Foto: Sabine Fischer / pixelio.deJa, da mag was dran sein, aber sind wir doch mal ehrlich: Was juckt es mein Auto, wenn Pferdeäpfel im Profil stecken. Viel mehr ärgert man sich doch über die kleinen, unscheinbaren Hundehaufen, die penetrant riechen und ewig im Schuh-Profil anhaften zu scheinen.
Wieder sachlich: Bei OpenPetition les ich das Argument, dass viele Gemeinde Reitwegenetze unterhalten, Reiter sich daran nicht halten und Waldwege beschädigen, was sehr teuer in der Reparatur wäre. Dies alles würde bereits von Steuergeldern gedeckelt. Das Anlegen und Unterhalten von Reitwegenetzen soll eigentlich mit den Einnahmen aus der Pferdeplakette erfolgen. Dafür zahlen (Aus-)Reiter jährlich einen Obulus und erhalten eine eindeutig identifizierbare Plakette. Flurschäden, die aus Unwissenheit, Dummheit oder Ignoranz – schwarze Schafe gibt es überall – entstehen, können darüber übrigens verfolgt und geahndet werden. Das setzt natürlich voraus, dass man den Übeltäter erwischt, aber das ist ja bei allen Ordnungswidrigkeiten so. Die Reitplakette ist somit eine sehr gezielt eingesetzte Einnahmequelle genau für diesen Zweck, womit dieses Argument bereits entkräftet wäre.

Wer sich ein Pferd leisten kann, wird ja wohl noch die paar Euro aufbringen können

Die Masse der Pferde sind keine Spitzenpferde zu Spitzenpreisen. - Foto: Thorben Wengert  / pixelio.de
Die Masse der Pferde sind keine Spitzenpferde zu Spitzenpreisen. – Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Das geht natürlich in die Richtung Luxussteuer, denn in vielen Köpfen scheint Pferdesport immernoch ein elitäres Vergnügen zu sein. Liest man Berichterstattungen über Pferdeauktionen mit Millionenerlösen oder – bestes Beispiel – den vermutlich 10 Millionen Euro teuren Totilas, mag das berechtigt sein, aber dies ist nun wirklich nur die Upper Class – dieses Klientel räuspert sich, lächelt und legt die Scheine auf den Tisch. Der Großteil der Pferde ist nun aber nicht Spitzensportler und verdient seinem Halter den Lebensunterhalt. Es ist ja auch nicht jeder Hobby-Läufer bei den Olympischen Spielen und das ist der entscheidende Punkt: Der Reitsport ist für die meisten Menschen ein Hobby und Turnierteilnahmen dienen dem persönlichen Ego oder dem sportlichen Vergleich, nicht aber dem Einkommen. Der Reitsport steht mittlerweile allen Schichten offen und das ist auch gut so, denn er fördert meiner Ansicht nach die soziale Kompetenz und ist nachgewiesener Weise gesund.
Demzufolge sparen sich viele Reiter ihr Hobby mühsam ab. Was andere für Urlaub oder teure Anschaffungen zurücklegen, investieren viele Reiter in ihr Hobby. Für diesen Ausgleich vom Alltag wird häufig knapp kalkuliert, mit Sicherheit auch manchmal zu knapp. Die Aussage „Wer sich gegen eine Pferdesteuer ausspricht, kann sich diese nicht leisten und somit auch nicht wirklich ein Pferd“ halte ich für hahnebüchen. Erstmal ist die Herleitung völlig unlogisch, denn nur weil ich mir eine Steuer „leisten“ kann, muss ich nicht dafür sein. Selbstverständlich sollte der eigene Geldbeutel nicht allzu knapp kalkuliert sein, so dass Sonderausgaben, die bei Pferden schnell mal sehr hoch werden können (Stichwort Tierarzt), unmöglich werden. Allein deswegen jemanden des Recht abzusprechen, Reitsport zu betreiben, finde ich unfair.
Es geht nicht darum, ob man sich eine Steuer leisten kann oder nicht, sondern die Sinnhaftigkeit!

Weitere Pro-Argumente …

Spitzensportler sind meist gesponsort und Berufsreiter. Sie wären von der Steuer befreit. - Foto: Paulwip  / pixelio.de
Spitzensportler sind meist gesponsort und Berufsreiter. Sie wären von der Steuer befreit. – Foto: Paulwip / pixelio.de

… sind eigentlich keine, sondern ähneln eher dem Gejammer im Kindergarten „Der hat mein Förmchen geklaut.“ Interessant ist, dass auf der Pro-Seite sehr oberflächlich argumentiert wird und wenig Hintergrundwissen herrscht. Da wird nach Kennzeichnungspflicht und Führerschein für’s Pferd gerufen. Alle Turnierreiter seien wohlhabend und auf jedem Pferd säßen „Doktortöchterchen“. Zur Kennzeichnungspflicht habe ich bereits etwas gesagt, zum Turnierreiten ebenfalls. Ergänzend dazu sei gesagt, dass Turnierreiter, die wirklich Geld mit Turnierstarts verdienen (die Spitzensportler eben), in der Regel Berufsreiter sind und nach dem Satzungsentwurf von BSA, der hier sicher beispielgebend ist, nicht steuerpflichtig wären, denn das Pferd wäre ja ihr Arbeitsmittel. Allgemein wären alle Pferde, die zu gewerblichen Zwecken gehalten werden, von der Steuer befreit und es träfe ausschließlich die Hobbysportler. Bezüglich des Führerscheins nur so viel: Den gibt es in gewisser Weise schon: der deutsche Reitpass, wenngleich er (noch) keine Bedeutung wie der Führerschein für Fahrzeuge hat. Der Besitz des Reitpass kann sich beispielsweise positiv oder negativ bei Unfällen auswirken. Wer nachweislich weiß, wie man zu Pferd eine Straße überquert, es dennoch falsch macht und somit einen Unfall verursacht, wird sicherlich im „Strafmaß“ anders behandelt wie jemand ohne das Wissen.
Dieser Punkt bezüglich der Straßensicherheit ist aber ein vollkommen anderes Thema, dass aus meiner Sicht aber ebenfalls in den Fokus gerückt werden sollte genauso wie die Schulung von Autofahrern, wenn es um Reiter im Straßenverkehr geht.

Contra: Die Pferdesteuer vernichtet Arbeitsplätze

Ein Beruf der abhängig vom Pferd ist: Hufschmied - Foto: Karl-Heinz Laube  / pixelio.de
Ein Beruf der abhängig vom Pferd ist: Hufschmied – Foto: Karl-Heinz Laube / pixelio.de

Das Argument ist sehr schlagkräftig, benötigt aber einer längeren Herleitung und greift erst bei einer flächendeckenden Besteuerung. Die Industrie um den Reitsport ist sehr umfangreich: Ausrüstung, Tierarzt, Versicherung, Hufschmied, Trainer, Pensionsställe, Heilpraktiker und und und. All diese Berufszweige verdienen pro Pferd, sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze und haben Abhängigkeiten zu anderen Industriezweigen insbesondere der allgemeinen Landwirtschaft. Einzelne Existenzen fühlen sich bereits jetzt spürbar bedroht, wie ein Hof in der Gemeinde BSA: Erste Einsteller haben ihre Boxen gekündigt, um in einer steuerfreien Nachbargemeinde unterzukommen. Die Existenz dieses Hofes ist somit essentiell bedroht mit dem Nebeneffekt, dass der Gemeinde hier nicht nur die Steuereinnahmen der Pferde entgehen, sondern auch die Gewerbesteuer des Reitstalls, sollte dieser schließen müssen.
Diese „Steuerflucht“ ist für Hofbetreiber dramatisch, funktioniert für Pferdebesitzer aber nur solange, wie nur vereinzelte Gemeinden die Steuer erheben und Nachbargemeinden eben nicht. Bereits jetzt zeichnet sich trotz der Proteste aber ein Trend ab, sollte BSA die Steuer durchsetzen. Immer mehr Gemeinden entdecken die Idee für sich und sollte sich die Steuer flächendeckend durchsetzen, werden viele Pferdebesitzer ihr Hobby aufgeben müssen. Es sind immerhin Steuern an die 1000 Euro pro Jahr im Gespräch und Angleichungen zwischen den Gemeinden und Steuererhöhungen im Laufe der Zeit wäre absehbar. In der Folge würde immer weniger Dienstleister rund ums Pferd benötigt und nach und nach verschwinden Arbeitsplätze.

Der Reitsport wäre der erste besteuerte Sport in Deutschland

Therapiepferde sind von der Steuer ausgenommen, aber wann beginnt Therapie? - Foto: Martin Schemm  / pixelio.de
Therapiepferde sind von der Steuer ausgenommen, aber wann beginnt Therapie? – Foto: Martin Schemm / pixelio.de

Reiten ist Sport und wird von öffentlicher Hand gefördert. Reiten gehört außerdem zu den sechs Sportarten in Deutschland, die die harten Auflagen des Gesundheitssports erfüllen. Reiten wird zu therapeutischen Zwecken eingesetzt und erzielt erstaunliche Forschritte bei geistig und körperlich behinderten Menschen. Ein Großteil der aktiven Sportler sind Jugendliche.
Wird der Reitsport besteuert, würde all dies ad absurdum geführt werden oder spürbar eingeschränkt werden. Zwar wird beim Satzungsentwurf von BSA die Besteuerung von therapeutisch eingesetzten Pferden ausgeklammert, dennoch fragt man sich, wo die Grenze ist. Wann ist ein Pferd ein Therapiepferd? Ohne ausgebildetes Therapiepferd zu sein, kann der Kontakt am Koppelzaun schon Wunder bewirken. Außerdem werden die wenigstens Pferde ausschließlich als Therapiepferd eingesetzt, sondern ganz normal sportlich genutzt.
Am schlagkräftigsten dürfte hier jedoch ein Gutachten sein, welches die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bereits Anfang des Jahres in Auftrag gegeben hat, nachdem schon 2011 eine Welle der Empörung durch Deutschland ging. Das Ergebnis ist eindeutig: Eine Steuererhebung verstieße gegen so gut wie jede Landesverfassung, da u.a. die Besteuerung zur gemeindlichen Einnahmeerzielung die Ausübung einer anerkannten Sportart erschweren würde und somit der in den Landesverfassungen verankerten Sportförderung entgegenstünde.

Sollte die Steuer tatsächlich in BSA verabschiedet werden, dürfte der Gang vors Gericht sehr interessant werden. Ich hoffe nicht, dass es soweit kommt, sondern dass BSA sich besinnt und von der Pferdesteuer abrückt.

Heute, am 14.12.2012 um 18:30 Uhr findet in Bad Sooden-Allendorf eine offizielle Demonstration gegen die Einführung der Pferdesteuer statt. Angekündigt sind derzeit etwa 5000 Demonstranten. Jeder Reiter in Deutschland ist aufgerufen an dieser Demonstration teilzunehmen und ein eindeutiges Zeichen GEGEN die Pferdesteuer zu setzen.
Wenngleich ich selbst nicht daran teilnehmen kann, bitte ich alle Leser, die die Möglichkeit haben, diese auch zu nutzen. Aus Sicherheitsgründen sind keine Pferde erlaubt und bitte bleibt sachlich.

Wer nicht selbst gestaltet, wird gestaltet!

 

Diekscher Hof – Gesamtbild

Format Galerie

Acryl auf Leinwand, Umrahmung aus Hafer, ca. 50×40 cm, März bis November 2012

Zu sehen am 01./02. Dezember 2012 in der Vernissage „Bunter Advent“ im Jugend- und Bildungsdorf, Wendenstraße 4, 85283 Wolnzach.

Die elektronische Kennzeichung von Tieren

Nachdem Spocky ja zwei Wochen verschwunden war, habe ich mich entschlossen, beide StarTrekKater mit einem Transponder versehen zu lassen. Damit wird die Suche zwar nicht leichter und schneller, aber dank der eindeutigen Nummer, ist es einfacher die Katzen zu identifizieren, wenn sie im Tierheim oder beim Tierarzt abgegeben werden sollten. Man kann die Transponder-Nummern zusätzlich kostenlos bei Tasso e.V. registrieren lassen, was dank deren gutem Netzwerk die Suchaktion wesentlich vereinfacht (gilt auch für Hunde und anderes Kleingetier).

Da war ich also am Mittwoch beim Tierarzt: Pille hat ein Pfund zugelegt und Spockys abgebrochener Zahn sollte keine Probleme bereiten. Als die Tierärztin dann die Einmalinjektoren für die Mikrochips auspackte, guckte ich nicht schlecht. Ratet mal, worin sich die Tranpsonder für die Katzen und der Transponder für Bonita ihrer Zeit unterscheiden? Na? *trommelwirbel* … in NICHTS!
Es handelt sich bei Hund, Katz und Pferd stets um Transponder der Sorte „BackHome BioTec“ der Firma Virbac.

Wirklich vom Hocker hauen tut mich das nicht. Denn was soll einen Mikrochip für die Katze von dem für ein Pferd unterscheiden? Hauptsache er gibt ein eindeutiges Identifikationsmerkmal zurück.
Was mir aufstößt, ist der bürokratische Firlefanz, den die FN um diese Transponder betreibt. Während Tierärzte für Kleintiere die Transponder auf Vorrat lagern, können Tierärzte für Pferde dies nicht. Nicht weil sie diese Chips nicht bekommen (die kann man nämlich u.a in speziellen Webshops bestellen), sondern weil sie sie aufgrund der Antragspolitik der FN nicht loswerden würden. Die Beschaffung der Transponder ist ja an den Pferdebesitzer gebunden, der damit automatisch das Antragsformular für den Equidenpass beantragt (Antrag für den Antrag).
Mein Tierarzt (fürs Pferd) erzählte mir auch, dass sie früher diesselben Transponder auf Vorrat hatten, als das Chippen der Pferde noch nicht Pflicht war, und wer einen wollte, hat ihn bekommen und alles lief schnell und unkompliziert (auch die Beantragung von Equidenpass).

Und jetzt wird allein um den Transponder so ein Aufwand betrieben und ich frag mich ernsthaft, welchen Sinn es hat, dass die FN registriert, wer wann welchen Chip für welches Pferd beantragt hat und warum auch die Betriebsnummer und damit der Standort vom Pferd erfasst wird. Diese Datensammlung erscheint mir übertrieben zumal man damit private Halter, die der Equidenpass nicht interessiert, auch nicht erfassen kann. Und ich denke, es gibt noch genug Tierärzte oder auch den Metzger vom Land die an der Vorschrift vorbei Pferde ohne Pass impfen bzw. schlachten. Dass derjenige damit seine „Lizenz“ riskiert, steht auf einem anderen Blatt.

Ich freue mich schon darauf, das Equidenpass-Rad wieder neu anzustoßen, denn wenn ich Nevado kaufen sollte, geht alles von vorne los, was ich bei Bonita schon durch hatte – fast: den Equidenpass hab ich wg. der fehlerhaften Tierarzt-Registriernummer nämlich immer noch nicht, aber jetzt eilt das ja auch nicht mehr.