Equidenpass: Schlachtpferd oder Nicht-Schlachtpferd

Was schuldet man dem treuen Blick?

Das ist wohl eine der wichtigsten und weitreichendsten Entscheidungen, die man bei der Beantragung des Equidenpassen zu treffen hat.

Deklariert man das Tier als Schlachtpferd, ist die Medikation eingeschränkt. Ein Nicht-Schlachtpferd kann dagegen mit Medikamenten versorgt werden, die andernfalls nicht zur Verfügung stehen. Diese Regelung ist darin begründet ist, dass Pferde in der EU als Lebenmitteltier gelten und geschlachtete Pferde in der Regel in den Lebensmittelkreislauf gehen. Das heißt nicht, dass Nicht-Schlachtpferde nicht geschlachtet werden dürfen (klingt paradox), sie dürfen anschließend nur nicht als Lebensmittel verwertet werden. Aus diesem Grund dürfen Schlachter Pferde auch nur mit Equidenpass annehmen, zumal darin auch die „zusätzlichen“ Medikamente verzeichnet werden.

Für mich war die Entscheidung bisher immer klar gewesen, weshalb ich sowohl Lady als auch Bonita als Nicht-Schlachtpferd eingetragen hatte. Ich hab überhaupt kein Problem damit, wenn Pferde zur Lebensmittelgewinnung geschlachtet werden. Wenn jemand gern Pferdefleisch ist, dann ist das so. Ich mag es nicht, aber deswegen würde ich nie jemanden verurteilen. Der eine mag halt Sushi, der andere Pferdefleisch, wieder andere mögen kein Hühnchen – Geschmackssache. Mich kann man auch nicht schocken mit solch Sprüchen wie „Dann kommt das Pferd in die Wurst.“ Aber zurück zum Thema.
Dass ich meine bisherigen Pferde als Nicht-Schlachtpferd deklariert habe, liegt einfach an der emotionalen Bindung. Ich habe mit meinen Pferden viel Freud und leider auch Leid durchlebt, weshalb ich mir nicht vorstellen mag, dass eines meiner Pferde auf irgendjemandes Teller oder im Fressnapf von Bello liegt. Also war die Entscheidung bisher immer klar.

Bei Nevado habe ich mich anders entschieden. Nicht weil ich keine Bindung zu meinem Pferd hätte – das wäre eine glatte Lüge – sondern aufgrund einiger interessanter Gespräche, die ich zwischenzeitlich zu dem Thema hatte.

Zum Einen wäre da der finanzielle Aspekt. Das Einschläfern eines Pferde – oder Euthanasie eines Equiden, wie es nüchtern auf der Rechnung steht – kostet ca. 200 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Entsorgung, der Abdecker, die sehr unterschiedlich und abhängig davon sind, ob man in die Seuchenkasse einzahlt oder nicht. Da Pferdehalter in der Regel in die Seuchenkasse einzahlen, von der sie ja auch die Betriebsnummer bekommen (siehe hier), sollten die Abdeckerkosten in der Regel gering sein (ich hab damals 20 Euro oder so gezahlt, da Lady ja in einem Pensionsstall (= Pferdehalter) stand, der selbstverständlich bei der Seuchenkasse registriert ist).
Das Schlachten eines Pferdes bringt dagegen Geld. Je nach Gewicht des Tieres und Qualität des Fleisches zwischen 250 und 400 Euro. Interessanterweise bringen Schimmel laut Auskunft einer Freundin meist weniger Geld, da Schimmel häufig unter Melanomen leiden, die in das Gewebe streuen. Es gibt quasi mehr Verschnitt und weniger verwertbares Fleisch (wenn überhaupt). Ich schweif wieder ab.

Der andere Aspekt, der für meine Entscheidung viel bedeutender war, ist folgender:

Was passiert mit dem eingeschläferten Pferd?

Ein eingeschläfertes Pferd liegt zunächst tot auf der Wiese oder wo auch immer die Spritze gesetzt wurde, bis der Abdecker kommt. Da der Abdecker nicht extra für ein einzelnes Tier kommt, sondern Touren fährt bis – so fies es klingt – der LKW voll ist, kann es schonmal passieren, dass das Pferd einige Tage tot auf der Wiese liegt. Etwaige Verwesungsprozesse, Fliegenbefall, etc. kann sich jeder selbst ausmalen, der Simon Beckett o.ä. gelesen hat.
Ich war damals auch sehr erleichtert, dass der Stallbesitzer das alles organisiert hat, so dass Lady nur wenige Stunden da lag, bis der Abdecker kam. Ursprünglich wollte ich Lady auf ihrem letzten Weg beistehen, was aber aus beruflichen Gründen nicht ging. Spätestens wenn der Abdecker gekommen ist, wäre ich aber vom Hof gewesen. Ich hätte nicht mit ansehen wollen, wie Lady an den Hufen hochgezogen und in den LKW gehoben worden wäre. Schon allein das Entfernen der Hufeisen am Vortag war schon beklemmend genug. Was danach passiert, darüber hatte ich mir bis dahin wenig Gedanken gemacht, aber das war quasi der Fehler.

Das Pferd geht in die Tierkörperverwertung. Kurz zusammengefasst, wird den Tieren das Fell (= Decke, daher Abdecker) abgezogen, anschließend wird das Tier klein gehäckselt. Der Fleischbrei wird entfettet, getrocknet und gemahlen – das sogenannte Tiermehl ist entstanden, welches als Mastfutter weiterverwendet wird oder aber auch in Kohlekraftwerken der Kohle zur Verbrennung beigemischt wird. Das extrahierte Fett wird in der chemischen Industrie verwendet, beispielsweise zur Herstellung von Schmierfetten oder bei Biodiesel.
So nüchtern die Lektüre bei Wikipedia ist, reicht es wohl für ein anschauliches Bild aus.
Wenn ich mir nun die Frage stelle, soll mein Pferd in die Wurst: JA! Lieber sehe ich nun mein Pferd auf irgendjemandes Teller statt als Mehl im Futtertrog oder als Schmierfett. Das hat mehr Würde und das Pferd, mit dem man soviel durchlebt hat, mehr verdient.

Also hab ich diesmal das Kreuz bei „Schlachtpferd“ gesetzt.

Dann kam die FN.

Mein Pferd ist nun doch ein Nicht-Schlachtpferd.

Entscheidung durch die FN geändert.

Vor ca. einer Woche kam endlich der Equidenpass bei mir an und beim Durchblättern fiel mir sofort auf, dass das Kreuz des Tierarztes durchgestrichen und bei „Nicht-Schlachtpferd“ durch die FN gesetzt wurde. Erstmal war ich fuchsteufelswild und wollte die FN am Telefon rund machen (übrigens auch eine Redewendung aus der Reiterei, die ins Negative gerutscht ist – ach ich schweif heut dauernd ab). Ein Beiblatt zum Equidenpass klärte aber die Situation auf, womit ich zwar nicht zufrieden bin, mein Frust sicher nicht eingedämmt ist, aber die FN einen erbosten Anrufer weniger hatte.
Schuld sind wieder die EU-Richtlinien und die FAQ des bayrischen Zuchtverbandes fasst es recht gut zusammen (zwar gemünzt auf den Zuchtverband, aber analog gültig für die FN und alle anderen Zuchtverbände):

Alle Equiden für die nicht bis zum 31.12. ihres Geburtsjahres oder spätestens ein halbes Jahr nach ihrer Geburt, je nachdem, welche Frist später abläuft, der Equidenpass beantragt wurde, sind nach der neuen Viehverkehrsordnung ausnahmslos als „Nichtschlachtpferde“ zu kennzeichnen. Diese Equiden erhalten entweder einen grünen Ersatzpass (Freizeittiere) oder einen roten Duplikatpass (Zuchttiere mit Abstammungsnachweis), in denen bereits der Status „Nichtschlachtpferd“ im Arzneimittelanhang vom Landesverband Bayerischer Pferdezüchter e.V. dokumentiert wurde.
(Seit 1. Juli 2009 geltende Rechtslage, VO Nr. 504/2008)

Und da Nevado mit 3 Jahren und 8 Monaten so oder so außerhalb der Frist liegt, ist er notgedrungen ein „Nicht-Schlachtpferd“.

Dennoch bin ich froh, mir diese Gedanken gemacht und Gespräche dazu geführt zu haben, denn mein Blickwinkel hat sich dadurch wesentlich geändert.

Exkurs: Jemanden rund machen.

Ein Pferd rund reiten heißt, dass es durchlässig ist und somit an den Hilfen steht. Es macht also möglichst genau das, was der Reiter ihm signalisiert. Die Aufforderung, das Pferd rund zu reiten, heißt also, es durchlässig zu machen, was grundsätzliches nichts Negatives ist. Die Art und Weise ein Pferd rund zu reiten macht es positiv (mühsame Arbeit) oder negativ (bsp. Rollkur).
Und wenn man jemanden rund macht, heißt es eben nix anderes – nur das negativ gemeint ist.

Umzug: Mit dem Pferd von München an den Niederrhein

Ich hatte in der Umzugsplanung bereits sehr früh für mich entschieden, dass ich Nevado mit Heidi’s Horse Taxi an den Niederrhein bringen werde. Da ich einerseits weder über den entsprechenden Führerschein noch einen eigenen Hänger oder Zugfahrzeug verfüge und andererseits für die gewaltige Strecke von 700km keine Freunde oder Bekannte in Beschlag nehmen wollte (immerhin ist das eine zweitägige Tour). Außerdem hat Heidi bereits meine alte Lady beim letzten Umzug transportiert und ich wusste, dass ich bei ihr in professionellen und sehr guten Händen bin. Ein Termin war recht schnell gefunden und so sollte es am 27.06. bei Fürstenfeldbruck losgehen.

Die Vorbereitung

Nevado wurde bis zu dieser großen Reise erst ein einziges Mal transportiert, nämlich von seinem Züchter zu mir – eine Strecke von Sage und Schreibe 30km – also sehr überschaubar. Es war die Vorhölle. Nevado hat versucht zu steigen, hat geschrien und gepoltert, so dass ich riskanterweise, die ganze Fahrt im Hänger war, um ihn zu beruhigen. Auf dem Land auf abgelegenen Straßen mag das gehen, aber nicht auf einer Tour, wie sie uns bevorstand.
Aus dem Grund wollte ich ursprünglich mit Nevado das Verladen und kleinere Fahrten üben, damit die große Tour nicht das große Ungewisse für ihn ist. Mein Hintergedanke war, dass er auf kleinen Fahrten merkt, dass Hängerfahren ein Ende hat und er schlussendlich wieder im sicheren Stall steht. Da Miriam als „meine Fahrerin“ wegen einer Sportverletzung für das Üben ausgefallen war und die Zeit dann doch schneller voranschritt als geahnt, haben Nevado und ich gar nicht geübt. Und das war auch gut so, aber zu den Überlegungen am Ende mehr.

Da Nevado natürlich noch sehr unausbalanciert ist, war die Gefahr groß, dass er beim Balancieren im Hänger sich selbst treten und verletzten könnte. Aus diesem Grund sollte Nevado definitiv Transportgamaschen tragen. Jetzt haben wir ja schon früh das Bandagieren geübt und das hat sich bezahlt gemacht. Drei Tage vor dem Transport, habe ich erstmals die Transportgamaschen angelegt. Diese Gamaschen sitzen natürlich ganz anders als Bandagen und gerade in der Bewegung berühren sie das Pferdebein an ungewöhnlichen Stellen und sind zudem auch wenig flexibel.
Die ersten Schritte war Nevado noch recht staksig unterwegs, aber recht schnell spazierte er über den Hof, als wäre gar nichts. Eine kleine, unkomplizierte Übung, die sich beim Transport selbst definitiv bezahlt gemacht hat.

Sedieren oder nicht sedieren?

Wie gesagt, war Nedaao bei seinem ersten Transport äußert nervös und brachte das Hängergespann arg ins Wanken. Aus dem Grund warf Miriam die Idee ein, den kleinen für den Transport zu sedieren. Ich habe auch ernsthaft darüber nachgedacht, mich dann aber aus einem einfachen Grund dagegen entschieden, den mir die Westerntrainerin Trixi Daser nahe gebracht hat. Nevado würde alle seine Sinne brauchen sich selbst auszubalancieren. Ihn zu sedieren könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass er bsp. in einer Kurve das Gleichgewicht verliert und dann zu wenig Reaktionsvermögen hat, sich auf den Beinen zu halten.

Während der Fahrt hat Heidi an Stelle von Sedierung das Mittel Vetranquil vorgeschlagen. Vetranquil ist ein Beruhigungsmittel der Art, dass es angstlösend wirkt und die Spannung vom Tier nimmt, so dass es in sich gelassener ist, aber nach wie vor Herr seiner Sinne und 4 Beine bleibt – ich weiß nicht ob, ob man das als Psychopharmaka bezeichnen kann, aber es macht den Eindruck.
Wie Vetranquil bei Pferden dosiert wird und wie es sich im schlimmsten Fall auswirkt, weiß ich ebenfalls nicht, aber nachdem ich zwei Tage später meine beiden Kater damit versorgt hatte, bin ich eher skeptisch, denn Spocky war nicht mehr in der Lage sich auf den Beinen zu halten, weil er im Verhältnis zur Körpermasse minimal mehr von dem Medikament bekommen hatte als Pille (das dicke Ding). So eine Miezekatze tut sich natürlich nichts, wenn sie umkippt. Beim Pferd möchte ich das nicht erleben.

Die Fahrt

Am 27.06. ging es also los – ausgerechnet Siebenschläfer und einer der bisher heißesten Tage des Jahres in Deutschland. Das Verladen von Nevado verlief einwandfrei, wie man bei YouTube sehen kann. Er kletterte umgehend auf die Rampe, schaute sich kurz um und war wenige Sekunden vollständig im Hänger. Das Üben, dass ich mit ihm eigentlich vor hatte, hätte übrigens kontraproduktiv sein können, wenn er einen Fehltritt und damit negative Erfahrung gehabt hätte (was ja nicht so unwahrscheinlich ist). In dem Fall, wäre er womöglich nicht so gelassen auf den Hänger gegangen und hätte mehr Stress gehabt.

Auf der ca. 20 minütigen Strecke zur Autobahn war er natürlich reichlich mit seinem Gleichgewicht beschäftigt, aber er war schon wesentlich ruhiger als bei dem ersten Transport. Auch ein gutes Zeichen dafür, dass die Arbeit an seinem Gleichgewicht Früchte trägt. Ab der Autobahn stand Nevado absolut still und meldete sich nur zu Wort, wenn wir langsamer wurden. Vermutlich nahm er an, wir sind am Ziel, aber das dauerte.
An der Raststätte Hardtwald an der A5 haben wir eine kurze Mittagspause gemacht und ich bekam einen mittleren Schock. Nevado war von den Nüstern bis zur Schulter mit kleinen Beulen übersäht, als hätte er Millionen Mückenstiche eng an eng. Er war aber nach wie vor munter und hatte einen klaren Blick, gefressen hat er auch ohne Probleme. Außer Beobachten blieb uns in diesem Moment aber nichts, zumal er glücklicherweise nicht den Eindruck machte, gleich zusammenzubrechen. Ich vermute, dass dies eine Stressreaktion auf die Situation war gepaart mit den enormen Temperaturen, die im Hänger natürlich noch drückender waren. Dazu sei kurz gesagt, dass der Hänger natürlich leicht geöffnete Fenster für Frischluft hat, aber eben kein Durchzug. Auch hatten wir das rückwärtige Fenster größtenteils geschlossen, da wir befürchteten, dass Nevado als junges Pferd panisch auf von Hinten herannahende Lkw reagieren könnte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir aber im neuen Stall an, die Stresspusteln waren auch weg und Nevado hat sich mit lautem Wiehern erstmal in Szene gesetzt.

Der neue Stall

Nevado hat umgehend seine neue riesige Box bezogen, aus der er nun direkten Ausblick auf den Hof, den Reitplatz und einen Teil der Koppeln hat. Er bekommt somit unheimlich viel mit von dem, was auf den Hof passiert. In den ersten Tagen war das für ihn als Hengst sehr stressig. Er ist in er Box piaffiert, ist gestiegen, hat geschrien und hat sich von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Er hat sich einige unschöne, aber nicht dramatische Kratzer zugezogen, aber in der Summe wurde er Tag für Tag entspannter, so dass er mittlerweile (nach knapp drei Wochen) das Hofgeschehen interessiert beobachtet statt den Aufstand zu proben.

Die erste Kontaktaufnahme zwischen Nevado und Truco

 

Wenn er sich weiter so gut benimmt, kommt er vielleicht bald gleichzeitig mit den Wallachen auf einer separate Koppel, was natürlich ideal wäre. Aber auch so hat er meines Erachtens schon ein sehr gutes Hengst-Los gezogen, denn viele Hengste haben ja leider das Pech in absoluter Isolation zu leben, wo sie einfach nichts mitbekommen und Pferde maximal aus weiter Entfernung sehen. Nevado sieht alles und hat einen Boxennachbarn, mit dem er zumindest näseln kann.
Zur Zeit machen wir Nevado mit dem 4-jährigen Andalusier-Wallach Truco bekannt, in der Hoffnung, dass dies die ersten Schritte hin zum parallen wenn nicht sogar zum gemeinsamen Koppelgang sind.

PS: Equidenpass

Wie Bonita ihrerzeit auch, hat Nevado keinen Equidenpass. Zum Zeitpunkt des Transports hatte ich zwar schon den Transponderchip der FN, der war aber noch nicht eingesetzt und so verfügte Nevado nur über einen Impfpass. Irgendwo in Deutschland habe ich Heidi gefragt, ob sie wüsste, wie hoch das Bußgeld für einen fehlenden Equidenpass ist, da das eine Frage ist, mit der schon viele Besucher auf diesem Blog gelandet sind. Heidi hat mich erstmal etwas entsetzt angeschaut: „Wie? Der hat keinen Pass?“ Aber da waren wir schon näher am Ziel als am Start.
Heidi wusst natürlich Antwort. Und zwar kostet der Spaß ungefähr 200 Euro Ordnungsgeld! Der Betrag ist soweit ich weiß nicht einheitlich in Deutschland, da er wohl von den Veterinärämtern festgelegt wird und somit Ländersache ist. Aber ich denke, das wird sich alles nicht viel nehmen.

 

Equidenpass: Die hoffentlich letzte Wehe

Ich hatte ja zuletzt am 12. April von meiner Odyssee mit dem Equidenpass erzählt, dass nämlich die Registriernummer des Tierarztes unvollständig war. Der Tierarzt war damals auch gekommen und stellte fest, dass seine notierte Nummer genau diejenige war, die er in den Antrag geschrieben hatte – es war also kein Übertragungsfehler.
Er wollte dann nochmal in der Klinik fragen, wo der Haken sein könnte, die Antwortmail verschwand aber im Daten-Nirvana (was mir komischerweise mit meine Google-Mail-Adresse verdächtig häufig unterkommt). Da ich zudem zwischenzeitlich beschlossen hatte, Bonita schweren Herzens wieder an den Vorbesitzer abzugeben, habe ich das mit dem Equidenpass nicht mehr so forciert.

Gestern nun war mein Tierarzt zur Ankaufsuntersuchung für Nevado da, der übrigens ein Halbbruder von Bonita ist, und wir haben neue Email-Adressen ausgetauscht wg. der Registriernummer. Soeben bekam ich seine Mail samt nun vollständiger Nummer und siehe da: es ist dasselbe Schema, wie bei der Halternummer. Die ersten 8 Ziffern stellen den amtlichen Gemeindeschlüssel dar und die letzten 4 Ziffern eine laufende Nummer. Der Gemeindeschlüssel bezieht sich dabei auf die politische Gemeinde, in der die Praxis/Klinik des Tierarztes zugelassen/angemeldet ist – in meinem Fall die Tierklinik Brems in Zorneding (bei München). Ob die laufende Nummer für Betriebe oder einzelne Tierärzte oder was ganz anderes zählt, vermag ich nicht zu sagen, aber wenn man diese 4 Ziffern hat ist der Rest, wie bei der Halternummer, einfach bei Wikipedia nachzuschlagen.

Damit kann ich nun den Equidenpass für Bonita beantragen, welcher dann direkt an ihren alten/neuen Besitzer geht, und ich darf das Spiel für Nevado neu beginnen.

Nevado ist nämlich tadellos durch die Ankaufsuntersuchung gekommen und hat zudem mit seinem sauberen Charakter überzeugt. Damit darf ich mich nun Hengst-Besitzer nennen *g*

Die elektronische Kennzeichung von Tieren

Nachdem Spocky ja zwei Wochen verschwunden war, habe ich mich entschlossen, beide StarTrekKater mit einem Transponder versehen zu lassen. Damit wird die Suche zwar nicht leichter und schneller, aber dank der eindeutigen Nummer, ist es einfacher die Katzen zu identifizieren, wenn sie im Tierheim oder beim Tierarzt abgegeben werden sollten. Man kann die Transponder-Nummern zusätzlich kostenlos bei Tasso e.V. registrieren lassen, was dank deren gutem Netzwerk die Suchaktion wesentlich vereinfacht (gilt auch für Hunde und anderes Kleingetier).

Da war ich also am Mittwoch beim Tierarzt: Pille hat ein Pfund zugelegt und Spockys abgebrochener Zahn sollte keine Probleme bereiten. Als die Tierärztin dann die Einmalinjektoren für die Mikrochips auspackte, guckte ich nicht schlecht. Ratet mal, worin sich die Tranpsonder für die Katzen und der Transponder für Bonita ihrer Zeit unterscheiden? Na? *trommelwirbel* … in NICHTS!
Es handelt sich bei Hund, Katz und Pferd stets um Transponder der Sorte „BackHome BioTec“ der Firma Virbac.

Wirklich vom Hocker hauen tut mich das nicht. Denn was soll einen Mikrochip für die Katze von dem für ein Pferd unterscheiden? Hauptsache er gibt ein eindeutiges Identifikationsmerkmal zurück.
Was mir aufstößt, ist der bürokratische Firlefanz, den die FN um diese Transponder betreibt. Während Tierärzte für Kleintiere die Transponder auf Vorrat lagern, können Tierärzte für Pferde dies nicht. Nicht weil sie diese Chips nicht bekommen (die kann man nämlich u.a in speziellen Webshops bestellen), sondern weil sie sie aufgrund der Antragspolitik der FN nicht loswerden würden. Die Beschaffung der Transponder ist ja an den Pferdebesitzer gebunden, der damit automatisch das Antragsformular für den Equidenpass beantragt (Antrag für den Antrag).
Mein Tierarzt (fürs Pferd) erzählte mir auch, dass sie früher diesselben Transponder auf Vorrat hatten, als das Chippen der Pferde noch nicht Pflicht war, und wer einen wollte, hat ihn bekommen und alles lief schnell und unkompliziert (auch die Beantragung von Equidenpass).

Und jetzt wird allein um den Transponder so ein Aufwand betrieben und ich frag mich ernsthaft, welchen Sinn es hat, dass die FN registriert, wer wann welchen Chip für welches Pferd beantragt hat und warum auch die Betriebsnummer und damit der Standort vom Pferd erfasst wird. Diese Datensammlung erscheint mir übertrieben zumal man damit private Halter, die der Equidenpass nicht interessiert, auch nicht erfassen kann. Und ich denke, es gibt noch genug Tierärzte oder auch den Metzger vom Land die an der Vorschrift vorbei Pferde ohne Pass impfen bzw. schlachten. Dass derjenige damit seine „Lizenz“ riskiert, steht auf einem anderen Blatt.

Ich freue mich schon darauf, das Equidenpass-Rad wieder neu anzustoßen, denn wenn ich Nevado kaufen sollte, geht alles von vorne los, was ich bei Bonita schon durch hatte – fast: den Equidenpass hab ich wg. der fehlerhaften Tierarzt-Registriernummer nämlich immer noch nicht, aber jetzt eilt das ja auch nicht mehr.

Dieser Equidenpass regt mich auf

Nachdem am 07. Februar meine Bonita endlich gechippt wurde und der Antrag noch in der selben Woche nach Warendorf ging, hab ich letzte Woche endlich eine Antwort gehabt – leider kein Equidenpass.

Nach 7 Wochen Bearbeitungszeit hat jemand bei der FN korrekterweise festgestellt, dass die Registriernummer des Tierarztes (so was ganz ähnliches wie die Halternummer) unvollständig war – mein Tierarzt hat eine lumpige Ziffer vergessen zu übertragen.
Da so ein Pferdetierarzt ja selten in einem Büro/Praxis agiert sondern eher zwischen Tür und Angel im Halbdunkel des Kofferraum eines vollbeladenen Kombis kann das ja mal passieren. Es ist ärgerlich aber: so what. Dass dieser Drecks-Antrag aber erstmal 7 Wochen auf einem Schreibtisch rumlungert bevor er in die Hand genommen wird, um dann festzustellen, dass in der zweiten (!!!) Zeile des Antrags was nicht stimmt … 7 Wochen !!!1!!!elf!

Das sind 7 Wochen in denen man wie auf Eiern sitzt, weil man befürchten muss, Ärger (evtl. sogar ein Bußgeld) zu bekommen, weil das Pferd keinen Equidenpass hat. Zugegeben die Ausrede, man habe den Antrag bereits gestellt, lässt sich einfach nachweisen und dürfte laut Tierarzt auch bei Polizei, Veterinäramt und Tierkliniken ziehen, aber vom Prinzip her – argh.

Ohne in Prozessoptimierung, Organisationswesen oder Qualitätsmanagement groß bewandert zu sein: Warum kann man bei der FN (und auch anderswo) Posteingänge nicht bereits beim Öffnen auf Vollständigkeit prüfen? Die 7 Wochen sind für mich ein Indiz, dass dem nicht so ist!
Dann würde unabhängig von der eigentlichen Bearbeitung des Antrags, schon früh erkannt werden, dass die Bearbeitung gar nicht stattfinden kann. Man würde sich viel zusätzliche Arbeit, Unmut und vor allem Erklärungsnöte sparen. Aber nein …

Jetzt kommt am Freitag mein Tierarzt zum Impfen, Nachkontrollieren etc., ich werde seine Registriernummer nochmal notieren, den Antrag in abgespeckter Form (wenigtens etwas) nochmal nach Warendorf schicken und dann wahrscheinlich nochmal 8 Wochen warten, bis ich den Equidenpass in der Hand halte und keine Bedenken mehr haben muss, wenn ich mit Bonita auf Reisen muss.
Aber bei meinem derzeitigen Glück lässt die FN sich dermaßen viel Zeit mit der erneuten Bearbeitung, dass ich zwischenzeitlich umgezogen bin, das Pferd quer durch Deutschland ohne Papiere kutschiert habe (wenn man mich ohne Pass überhaupt in den potentiell neuen Stall lässt) und der Equidenpass derweil per Einschreiben an meine dann nicht mehr existente Adresse geht, wo er nicht angenommen werden kann und dann herrenlos wieder bei der FN liegt, wo ich ihn nach trölfzig Telefonaten und Erklärungen dann Weihnachten 2030 endlich in den Händen halte … nach 3 Umzügen für ein Pferd, was es dann vielleicht gar nicht mehr gibt.

Yippieh!

Equidenpass: Die Sache mit der Betriebsnummer

Als ich zuletzt über die Beantragung des Equidenpasses geschrieben habe, habe ich ja erwähnt, dass man als Pferdebesitzer nicht zwangsläufig Pferdehalter ist. Das ist in der Regel der Betreiber des Pensionstalls und der hat als Landwirtschaftsbetrieb eine Betriebsnummer, welche u.a. als „Kundennummer“ bei der Seuchenkasse fungiert. Diese Betriebsnummer muss zwingend im Bestellformular für den Transponder eingetragen werden, den man benötigt, um einen Equidenpass zu bekommen.

Hier soll sie rein die 15-stellige Betriebsnummer

 

So. Nun bin ich also zum Stallbesitzer, in dessen Stall meine Bonita steht, gegangen und hab nach dieser Nummer gefragt. Der hat mich ziemlich ungläubig angeschaut, da ich im Stall anscheinend die erste bin, die nach diesen Vorgaben einen Equidenpass beantragt. Nach einer kurzen Erklärung der Bürokratie war die Betriebsnummer recht schnell gefunden und eingetragen.
Was mich jedoch wunderte, war, dass die Betriebnummer zwei Felder zu kurz war – sie war nur 10-stellig.

Nach einiger Recherche bin ich schließlich auf einen Informationsvortrag der bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) aufmerksam geworden, in dem es sogar direkt um die Identifizierung von Equiden geht. Dort wurde zum einen der Aufbau der Transpondernummer erklärt, aber auch der Aufbau der Betriebsnummer.

Die Betriebsnummer ist eigentlich 15-stellig, wobei die ersten drei Stellen die Nationalität gem. ISO darstellen und meist weggelassen werden. Diese drei Stellen – 2 7 6 – sind ja auch bereits im Bestellformular vorgegeben. Die folgenden zwei Stellen kennzeichnen das Bundesland, in dem der Betrieb ansässig ist. Für Bayern sind das die Ziffern 0 9 und genau das waren die Ziffern, die in „meiner“ Betriebsnummer fehlten. Da die Zuweisung von Betriebsnummern Ländersache ist, ist es aber auch logisch, dass diese ersten zwei Ziffern nicht angegeben werden, da die Betriebsnummer über die Bundeslandgrenze hinaus ja kaum gebraucht wird.

Aufschlüsselung der Betriebsnummer

 

Die folgenden sechs Stellen geben den Landkreis und die Gemeinde des Betriebs an und die letzten 4 Stellen sind wie eine laufende Nummer, die den Betrieb sozusagen in der Gemeinde identifiziert.
Diese 8 Stellen, die Bundesland, Landkreis und Gemeinde widerspiegeln, sind übrigens genau der amtliche Gemeindeschlüssel, den man online beim statistischen Bundesamt oder auch einfach bei Wikipedia für seine Gemeinde finden kann.

Wem die Halter-/Betriebsnummer also zu kurz vorkommt, kann anhand des amtlichen Gemeindeschlüssels die fehlenden Ziffern rausbekommen, denn eigentlich sind nur die letzten 4 Stellen betriebsspezifisch. Die ersten 11 Stellen kann man demnach selbst ermitteln, sofern man weiß, welcher politisch selbstständigen Gemeinde der Pensionsstall zugehört.

Ich vermute, dass in der Regel wie in meinem Fall die Bundeslandkennung fehlen wird. Vielleicht könnte man in FAQ der FN zum Equidenpass auch eine ausführlichere Erklärung zur Halter-/Betriebsnummer einstellen, als der wenig hilfreiche Link auf ein PDF mit Kontaktadressen der Bundesländer. Die Halter-/Betriebsnummer scheint mir nämlich bei der Beantragung des Equidenpasses für die meisten Leute die größten Schwierigkeiten zu bereiten.