Vergangene Woche kam Marita ganz spontan auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, am Wochenende an den Rand des Westerwalds zu fahren.
Genauer gesagt ging es nach Reckenthal/Montabaur auf den Fischerhof von Herbert Fischer. Herbert Fischer wird häufig als Wanderreit-Papst bezeichnet, da er bereits vor 30 Jahren das Wanderreiten populär machte. Mittlerweile gibt es einen ganzen Verein – die Deutsche Wanderreiter-Akademie – um das Wanderreiten herum, welcher fachkundige Unterstützung in allen Bereichen des Wanderreitens bietet: von der Ausbildung zum Wanderrittführer, über Ausrüstung, Pferdewahl bis zur Organisation ausgedehnter Touren quer durch Europa.
Am vergangenen Wochenende fand das alljährliche Frühlingsfest statt, welches gleichzeitig der zelebrierte Auftakt der Wanderreit-Saison darstellt. Zu diesem Anlass stellte Herbert Fischer auch sein frisch gedrucktes Buch „Die Wanderreiter-Akademie“ vor.
Am Vorabend trafen wir uns in gemütlicher Runde bei Wein und gutem Essen. Ich hatte dabei die Gelegenheit tolle Persönlichkeiten kennen zu lernen und Gespräche zu führen, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Am Sonntag – bei herrlichem Sonnenschein – fand dann das eigentliche Fest statt. Erster Höhepunkt war der Einritt von Carsten Nordenhof, der im Februar auf der dänischen Insel Seeland in den Sattel gestiegen ist und (fast) pünktlich zum Frühlingsfest auf seinem Pferd Sheewa auf dem Fischerhof eingeritten ist. Mit dem Auto ist das gem. Google-Maps ungefähr eine Strecke von 970 km. Heutzutage ist es fast unvorstellbar, diese Strecke zu Pferd zu absolvieren. Während Carsten Nordenhof diese Strecke mühelos absolviert, scheitern manche Reiter schon an längeren Ausritten. Dabei will ich mich nicht ausnehmen, denn (je nach Sattel) tut mir nach 2-4 Stunden im Sattel schon alles weh. Für solch eine Leistung wie die von Carsten Nordenhof und der vielen anderen Wanderreiter habe ich wirklich großen Respekt.
Im Anschluss präsentierte der Schweizer Schauspieler und Präsident der Wanderreiter-Akademie Jürg Löw das frisch erschienen Buch von Herbert Fischer, bevor dieser selbst zum Mikrofon griff und die Mitwirkenden des Buches vorstellte. Dazu gehören unter anderem der Vorsitzende des Reiterkorps der Großen Kölner Ulrich Diefenbach, der das Buch verlegt hat (diba-Druck), und Fotografin Dana Krimmling, welche eine Großteil der Bilder beigesteuert und die Bildredaktion geführt hat.
Das Buch ist eine Art Leitfaden zum Thema Wanderreiten: Ausrüstung, Vorbereitung von Pferd und Reiter, Checklisten, aber auch Anekdoten sind im Buch zu finden. Eine Anekdote, die Herbert Fischer erzählte, ist, dass das Buch bereits vor 10 Jahren durch den Cosmos-Verlag herausgebracht werden sollte. Da der Verlag jedoch zu viele Passagen ändern wollte, was Herbert Fischer missfiel, wurde das Projekt gestoppt und wurde jetzt erst bei diba-Druck beendet. Rückblickend sicherlich ein erhebender Moment für alle Beteiligten.
Später, nachdem wir schon abgereist waren, war noch Sattler Christoph Rieser zugegen, welcher unter anderem den Windrosen-Sattel baut – ein Sattel, der speziell auf die Ansprüche des Wanderreitens konzipiert wurde.
Insgesamt war es ein sehr interessantes Wochenende, obwohl ich (noch) nichts mit der Wanderreiterei am Hut habe. Ein Geländereiter war ich schon immer, Jagden bin ich auch immer sehr gerne geritten, aber einen Wanderritt habe ich leider erst einmal gemacht. Die Erzählungen und Eindrücke, die ich an dem Wochenende erfahren habe, machen Lust auf mehr. Ich bin auch fest überzeugt davon, dass ich mit Nevado mal einen oder gar mehr Wanderritte machen werde. Dazu muss Nevado aber noch etwas älter werden, denn mit frisch gebackenen 4 Jahren ist er von Körperwuchs und Kondition noch weit davon entfernt, längere Strecken durchzuhalten. Dazu sollte er nach Herbert Fischers Buch mindestens 6 Jahre alt sein, rassebedingt – denn Andalusier wachsen bis zum Alter von 8 Jahren – könnte es sich auch noch länger hinauszögern.
Gut Ding will eben Weile haben.
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der herzallerliebsten Dana Krimmling *kuss*, auf deren Webseite noch zahlreiche weitere Impressionen des Frühlingsfestes auf dem Fischerhof zu sehen sind.
PS: Ja, ich habe kurz vor Abfahrt überlegt doch lieber Frühlingsputz statt Frühlingsfest zu machen. Marita wird mir das noch in zig Jahren vorhalten 😉