Gelesen: Tod im Misthaufen von Pfridolin Pferd

Nevado ist sich sicher: Spannend!Nevado ist sich sicher: Spannend!“Tod im Misthaufen“ ist der Debütroman von Pfridolin Pferd, einem charmanten Hannoveraner-Fast-Hengst. Der Krimi ist als Selbstpublikation bei Book on Demand erschienen und sowohl als Taschenbuch als auch als Kindl-Ausgabe bei Amazon erhältlich. Ich hab im Urlaub zunächst die Kindl-Version gelesen, da zum Erscheinungstermin die Lieferzeit noch 14 Tage betrug, und anschließend nochmal das Taschenbuch erstanden. Bei der Taschenbuch-Version bekommt Pfridolin nämlich nicht nur einen Sack Möhren extra, nein, der Sack Möhren ist auch noch größer.

Pfridolin ist mit seinem Kumpel Faxe, einem wohlgenährten Tinker, auf dem Weg von der Koppel in die Box, als er eine Leiche im Misthaufen entdeckt. Die Leiche wird schnell als Ralph Reißmann identifiziert, der in der Stallgemeinschaft seinem Namen alle Ehre zu machen scheint (besser: scheint gemacht zu haben), denn sein Reitstil ist einstimmig weit von einem harmonischen Miteinander mit dem Partner Pferd entfernt. So wirklich traurig ist über den Tod von Ralph Reißmann daher kaum jemand. Pfridolin beschließt dennoch den Todesumständen auf die Spur zu kommen und rekrutiert seinen Kumpel Faxe für die Ermittlungen. Seine Frau, wie er seine Besitzerin Dana liebevoll nennt, ist derweil in die Ermittlungen der Polizei bzw. eines Polizisten involviert. Die Ermittlungen gestalten sich aber nicht so einfach, insbesondere, da die angrenzende Stutenherde gewachsen ist, was dem Fast-Hengst natürlich nicht egal ist.

Pfridolin selbst sagt zu seinem Werk „Spannend bis zum Schluss und gleichzeitig saukomisch!“ Recht hat er. Mein Vorleser (was für ein Luxus) und ich hatten viel Spaß beim Lesen, denn Pfridolin baut geschickt sachkundige Erklärungen zur artgerechten Pferdehaltung neben „saukomische“ Gegebenheiten aus seiner Sicht (also eines Pferdes), dass es einfach Spaß macht zu lesen. Da mein Vorleser (ich wiederhole: was für ein Luxus) außerdem die verschiedenen Charaktere des Buches so toll dargeboten hat, dass ich bei Pfridolins Facebook-Beiträgen, Blogposts und Tweets immer lebhaft und plastisch ein Bild vor Augen von Spanier Companero, dem Shetty-Schimmel Blacky (sic!) und vor allem Stuti habe … Ich hab mich auch in Stuti verliebt. Bei all den liebevollen Charakter-Beschreibungen verliert Pfridolin als Autor nicht seine Geschichte aus den Augen, so das keine unnötigen Längen entstehen. Ich bin gespannt auf weitere Abenteuer dieser pferdischen Stallgemeinschaft.

Gelesen: Die Bibliothek der Schatten von Mikkel Birkegaard

Quelle: randomhouse.de
Quelle: randomhouse.de

Es ist schon etwas her, dass ich dieses Buch „hinter mir habe“, aber vorenthalten wollte ich meine Erfahrung damit nicht. „Die Bibliothek der Schatten“ ist der Debütroman des Dänen Mikkel Birkegaard. Das Buch wurde hochgelobt, war direkt ein Bestseller, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und die Filmrechte sind auch schon verkauft.

Der Anwalt Jon Campelli ist erfolgreich und steil auf der Karriereleiter unterwegs als plötzlich sein Vater Luca stirbt. Luca hatte ein Buchantiquariat betrieben und schnell stellt sich heraus, dass seine Todesumstände misteriös waren genauso wie die Kundschaft des Libri di Luca, dem Buch-Antiquariat. Die Stammkunden des Geschäfts sind sogenannte Lettore. Sie haben die Fähigkeit das geschriebene Wort durch Lesen oder Zuhören mit Emotionen, Bildern und Assoziationen aufzuladen. Sie nutzen ihre Fähigkeit in erster Linie, um Texte eindrücklicher zu gestalten und in seltenen Fällen die Zuhörer und Leser zu beeinflussen.
Als Luca stirbt hatte er ein Buch in der Hand und der Verdacht drängt sich auf, dass ein Lettore das Leseerlebnis von Luca zu einem tödlichen gemacht hat. Die beiden Gruppierungen der Vorleser und Empfänger beschuldigen sich gegenseitig und beauftragen schließlich Jon mit Ermittlungen. Der stößt dabei auf eine geheime Schattenorganisation, die die Fähigkeiten zu missbrauchen scheint und wahrscheinlich für Lucas Tod verantwortlich ist.

So viel zum Inhalt und man kann erahnen worauf es hinausläuft. Und das ist meines Erachtens auch das Problem des Buches. Es ist aus meiner Sicht sehr vorhersehbar (bei der Hälfte des Buches, war mir klar wer der böse ist) und noch dazu hölzern und konstruiert. Letzteres kann an der Übersetzung liegen, aber ich vermute eher am Autor. Das ist wirklich sehr schade, denn die Idee ist sicher ausbaufähig.
Die zahlreichen Lobeshymnen kann ich deswegen überhaupt nicht nachvollziehen und die Lektüre daher nicht empfehlen. Schade.

Die 31 Tage Bücher Challenge

In Sonny’s Blog habe ich die 31 Tage Bücher Challenge entdeckt und dachte mir, das mach ich auch. Zum Einen les ich ja auch recht viel und zum Anderen krieg ich auf die Art und Weise wieder etwas Elan in meine Schreiblust.

Also: Jeder Tag steht unter einem bestimmten Motto/Frage und ich werde ab morgen versuchen jeden Tag ein Buch kurz vorzustellen. Das ist der Zeitlplan:

Tag 1 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 2 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
Tag 3 – Dein Lieblingsbuch
Tag 4 – Dein Hassbuch
Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)
Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
Tag 8 – Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
Tag 9 – Das erste Buch, das du je gelesen hast
Tag 10 – Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/deiner Lieblingsautorin
Tag 11 – Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Tag 12 – Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast
Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Tag 14 – Ein Buch aus deiner Kindheit
Tag 15 – Das 4. Buch in deinem Regal v.l.
Tag 16 – Das 9. Buch in deinem Regal v.r.
Tag 17 – Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen
Tag 18 – Das Buch aus deiner Sammlung mit dem schönsten Cover
Tag 19 – Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest
Tag 20 – Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 21 – Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast
Tag 22 – Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat
Tag 23 – Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat
Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast
Tag 25 – Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt
Tag 26 – Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest
Tag 27 – Ein Buch, dessen Hauptperson dein “Ideal” ist
Tag 28 – Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt!
Tag 29 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt???
Tag 30 – Das Buch, das du zurzeit liest
Tag 31 – Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst

Dem aufmerksamen Leser fällt auf, dass sich am Ende die Frage wiederholt, was aber auch Sinn macht, denn innerhalb eines Monats hat man das ein oder andere Buch ja gelesen.

Gelesen: Limit von Frank Schätzing

Quelle: KiWi-Verlag
Quelle: KiWi-Verlag

Also eigentlich wusste ich ja, worauf ich mich einlasse, wenn ich zu Frank Schätzing im Regal greife: Eine hoch komplexe Geschichte aus mehreren, scheinbar unabhängigen Handlungssträngen, eine unheimliche Detaildichte und viel benötigte Leseenergie. Und eigentlich hat Frank Schätzing diese Erwartung voll und ganz erfüllt, in dem er mit Limit einen 1200-Seiten-Wälzer vorlegt.

Wir befinden uns im Jahr 2025: Es gibt Klamotten aus der Sprühdose, senkrechtstartende, fliegende Motorräder und virtuelle Welten, die realer anmuten als die reale Welt selbst. Während der Rest der Welt zusammengewachsen zu sein scheint, haben sich die politschen Grenzen nicht verändert, wenn man von der Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea absieht. Die Weltbevölkerung ist auf 11 Milliarden angewachsen, der Bedarf an Rohstoffen gleichermaßen. Zum Glück hat der visionäre Julian Orley den Durchbruch in Sachen Energieversorgung errungen, so dass die Menschheit nun weg vom Erdöl hin zu Helium-3 als den ultimativen Rohstoff geschwenkt ist. Helium 3 findet man am reichlichsten auf dem Mond und da Julian Orley praktischerweise auch einen Weltraumfahrstuhl erfunden hat, ist es ein leichtes, das begehrte Helium-3 günstig zu fördern und auf die Erde zu bringen. Und da die USA eigentlich der einzige Nutzer des Fahrstuhls sind, als erste auf dem Mond ihre Claims abgesteckt haben und alle anderen Nation auf herkömmliche Weise fördern mussten, kam es 2024 zur Mondkrise, bei der sich hauptsächlich die USA und China in den Haaren lagen. Die Krise war überstanden und da Julian Orley einen zweiten Fahrstuhl bauen möchte, buhlt er nun um die Gunst potentieller Investoren, die er zu einem Trip auf den Mond einlädt.
Zeitgleich hat im fernen Shanghai der Cyber-Detektiv Owen Jericho den Auftrag die junge Dissidentin Yoyo (ja auch sowas gibt es noch im Jahre 2025) zu finden. Was zunächst nach einem einfachen Auftrag anmutet, artet in eine rasante und blutige Jagd durch die Slums von Shanghai aus, denn Yoyo hat zufällig in den Weiten des Internets Fragmente einer hochbrisanten Nachricht abgefangen, die einen professionellen Killer auf den Plan ruft.

Nun haben die beiden Geschichten erstmal 500 Seiten lang nichts miteinander zu tun, aber spätestens bei der Erwähnung der Mondkrise mit China als einem der Hauptakteure, liegt der Verdacht nahe, dass es da irgendeinen Zusammenhang geben muss … gibt es natürlich auch. Die von Yoyo abgefangene Nachricht beschreibt einen Anschlag, der auf dem Mond stattfinden und zwar soll just zu der Zeit, als Julian Orley seine Investment-Tour veranstaltet.

1200 Seiten. Voll mit Details über Reaktoren, Dissidententum, Cyber-Kriminalität, Mond-Staub, menschliche Psychen und Abgründe und und und … So wirklich nimmt das Buch erst ab Seite 400 Fahrt auf, was es mir auch sehr schwer gemacht hat, am Anfang motiviert zu lesen. Leider wurde die Fahrt regelmäßig durch den Wechsel des Schauplatzes gebremst: Die Story um Jericho und Yoyo ist eigentlich konstant spannend und fesslend, während die Story auf dem Mond bis zum Schluss vor sich hinsiecht. Zwar gibt es auch hier spannenden Momente, aber mal ehrlich: 10 Seiten über die Flucht durch lunare Meere bei einem Sechstel Schwerkraft, unendlichen Weiten und begrenztem Sauerstoff? Und dazu ein so banales und schnelles Ende, das der Komplexität der vorangegangenen 1150 Seiten schlicht nicht gerecht wird. Man schlägt das Buch zu und fragt sich: „Und das war es jetzt?“
Ich find die Geschicht wirklich genial, aber von allen Büchern, die ich bisher von Frank Schätzing gelesen habe, ist mir diese am schwersten gefallen und eigentlich wäre ich lieber ausschließlich Jericho und Yoyo gefolgt statt von den Abstechern zum Mond unterbrochen zu werden. Frank Schätzing ist meines Erachtens nach generell eine Art von Lektüre, die man mögen muss, aber Limit macht seinen Namen alle Ehre und weist Grenzen auf: 1200 Seiten sind schlicht eine Spur zu viel.

Ich hoffe, der nächste Schinken von Frank Schätzing ist ein ebenso komplexes und fundiertes Werk, dass aber auf ein wenig Detaildichte verzichtet.

Was schreib ich bloß …

Ich hab aktuell das Bedürfnis was zu schreiben einfach wegen des Schreibens willen. Im Blog ist es ja leider etwas ruhig geworden und es ist ja nicht so, dass es keine schreibenswerten Themen gebe. Im Gegenteil. Ich könnte viel zu Nevado schreiben, vielleicht auch ein bisschen was zum Umzug. Ich nehm mir auch schon lange vor, eine neue Rubrik zu meiner Malerei einzurichten. Zum Schreiben über Computer-Kram oder LotRO würde mir sicher auch was einfallen. Und die StarTrekKater sowieso.

Aber ich find keine Zeit. Dabei kribbelt es mir in den Fingern. Ich hege sogar den Gedanken, ein Buch zu schreiben. Eine Art Erfahrungsbericht mit Thema „Junghengst“, aber so etwas ist ja noch zeitintensiver. Ich komm ja derzeit kaum zum Twittern. Eieieiei … wohin soll das führen? Schreibblockade der anderen Art?
Das soll mitnichten eine Beschwerde sein. Ich find den Zustand ganz gut, ausgelastet zu sein. Eustress ist das Stichwort. Ich bemühe mich, dass es kein Disstress wird. Die Resultate davon hab ich leider schon zu oft beobachten müssen.

Die Devise ist also, die richtige Mischung von Stress und Ausgleich zu finden. Dann klappt es vielleicht auch irgendwann mit dem Buch 😉

Es geht vorwärts und abwärts …

… und zwar vorwärts-abwärts wie es sein soll.

Vor dreieinhalb Wochen hab ich ja erstmals von Bonita berichtet und dem ersten Ziel „Longieren“. Zunächst hab ich natürlich getestet, was geht: Bonita kann wunderbar im Kreis laufen, aber sobald die Longe ins Spiel kam, klebte sie an mir. Den Einsatz der Longierpeitsche quittierte sie damit, mir ihren Allerwertesten zu zeigen. Da das Longieren auf die Art und Weise nichts bringt und zudem gefährlich ist (bsp. wenn das Pferd beim Bocken in die Longe tritt), sind wir auf 0 zurückgegangen.

Ich hab mit Bonita also zunächst am Kappzaum Biegung und Stellung im Stehen geübt und anschließend im Schritt. Dazu bin ich rückwärts gehend vor Bonita hergegangen. Auf die Art und Weise hab ich Bonita vollständig im Blick und sehe ob sie ausreichend mit dem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt. Tut sie das nicht (was anfangs der Fall war) touchier ich mit der Dressurgerte die Schenkellage. So kann ich einerseits die innere Hinterhand aktivieren und andererseits lernt sie die innere Schenkelhilfe, die ich ja später im Sattel einsetze.
Dieses Spiel habe ich möglichst gleichmäßig auf linker und rechter Hand wiederholt und vor allem jeden kleinen Fortschritt gelobt. Wie jedes Pferd hat Bonita eine angeborene Schiefe, sie geht also auf einer Hand besser als auf der anderen. Im Gegensatz zur menschlichen Händigkeit muss die Schiefe beim Pferd korrigiert werden, wenn es ohne Probleme das Reitergewicht tragen soll: das Geraderichten. Erfahrungsgemäß wechselt die Händigkeit eines Pferdes ab und an. Falsch wäre es, die jeweils schlechtere Hand intensiver zu trainieren als die stärkere, da die Händigkeit sonst ständig umschwenkt und man nie wirklich zum Geraderichten kommt.

Vom Geraderichten sind Bonita und ich noch weit entfernt. Bonita tritt zwar schon gut über, aber sie tritt mit dem inneren, hinteren Huf nicht in den Abdruck des inneren, vorderen Hufes – sie läuft also eher auf drei bis vier Spuren statt auf zwei. Die Biegung erreicht also noch nicht vollständig die Hinterhand. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht so dramatisch, da Bonitas Muskulatur noch etwas fest ist. Da die effektivste Methode, die Rückenmuskulatur zu lockern, die Galopparbeit an der Longe ist, aber Bonita genau das noch nicht kann, ist die Lockerung der Muskulatur nicht von heut auf morgen vollbracht. Aber ich denke, wir befinden uns auf einem guten Weg.

Nachdem Bonita also recht gut untertritt mit meiner Führposition rückwärts vor ihr, habe ich angefangen die Fürhposition langsam zu wechseln. Langsam heißt, dass ich aus dem Rückwärtsgehen langsam in die Führposition an Bonitas Schulter gewechselt bin. Wenn sie dann ein paar Schritte zuverlässig neben mir hergegangen ist unter Beibehalten der Biegung und Stellung, habe ich sie gelobt und die Hand gewechselt. Wenn sie sich quer gestellt hat oder bockig war, bin ich wieder einen Schritt zurück gegangen und habe wieder die rückwärtsgehende Führposition eingenommen. Wenn Bonita die Übung gut vollbracht hat, habe ich die gesamte Übungseinheit beendet. Es bringt nichts, wenn eine kleine Übung nicht funktioniert, sie bis zum Erbrechen durchzuexerzieren. Das bereitet Unmut, stresst und bringt keinen Trainingserfolg, den es aber braucht, damit die gesamte Übungseinheit positiv im Pferdekopf bleibt. Nur so kann ein Lerneffekt eintreten. Ich gebe zu, das ein oder andere Mal eine Übung überstrapazipiert zu haben. Wenn ich so eine Situation erkannt habe, habe ich versucht, zumindest einen richtigen Tritt von Bonita zu erlangen und das mit sofortigen Lob zu verbinden und den Tag zu beenden. Alternativ kann man auch die Übung abbrechen und eine andere, sicher sitzende Übung zum Abschluss durchzuführen. Hauptsache ist, dass man die Einheit mit einem positiven Ereignis beendet statt mit Frust. Eine wichtige Lektion, die ich für mich vergangene Woche dank Lektüre von Kirsten Jung (s. Bild) gelernt habe, ist, dass ein Pferd nicht weiß, was ich beabsichtige: Wenn es also eine Übung anders erfüllt als ich es will, lass ich es glauben, dass das meine volle Absicht war – gerade zu Beginn der Ausbildung sollte man von dieser Methode m.E. reichlich Gebrauch machen statt zu strafen. Andernfalls erhalte ich ein unmotiviertes und saures Pferd.

Nachdem Bonita also relativ stabil neben mir hergegangen ist – also Führposition an der Pferdeschulter – habe ich angefangen meinen Abstand zum Pferd zu vergrößern. Statt den Führstrick direkt am Kappzaum zu greifen, habe ich den Strick bzw. die Longe länger gelassen und bin in Höhe der Schulter in ca. 1 Meter Entfernung von Bonita gegangen. Wenn sie versuchte zu mir zu drängen, habe ich sie mit der Dressurgerte auf Abstand gehalten, indem ich auf ihre Schulter gezeigt habe. Zu Anfang verhallt diese „Gertenhilfe“ leicht, weshalb ich die Gerte verkehrt herum gehalten habe, also mit dem Griff/Knauf zum Pferd. Den stabilen Griff nimmt das Pferd viel eher wahr als die labile Spitze der Gerte. Sobald dies für ein paar Tritte geklappt hat, habe ich Bonita überschwenglich gelobt und die Übung gewechselt.
Ich habe nicht jeden Tag die Übungen erweitert, denn das würde Bonita schnell überfordern und gerade sie reagiert auf Druck und Überforderung mit Bocken und das will ich ihr nicht anerziehen. Die Schulen über der Erde stehen noch in weiter Ferne 😉 Viel sinnvoller – das gilt auch für Menschen wie jedes ander Lebewesen – ist es eh, einmal Gelerntes mehrmals zu wiederholen und zu festigen, bevor man Neues vermittelt.

In diesem Sinne sind Bonita und ich derzeit soweit, dass wir auf der rechten Hand bereits mehrere Zirkel bei ca. 1,5m Führabstand gehen und links einen halben Zirkel bei 1m. Im Vergleich zu ca. 18 Meter Zirkeldurchmesser ist das noch nicht wirklich viel. Aber es ist eine Basis, die wir jetzt festigen werden und auf der wir bald sicher longieren können. Bald heißt nicht nächste Woche. Nächste Woche können wir auch wieder beim einfachen Führen sein, aber solche Rückschritte sind normal.

Wie bereits weiter oben erwähnt, habe ich auf Literatur zurückgegriffen. Zwar kannte ich die Grundlagen der Kappzaumarbeit bereits, aber mein Horizont belief sich dann doch nur weitestgehend auf die Arbeit mit meiner alten Stute Pfefferoni. Pfefferoni war damals schon ein solide ausgebildetes Pferd auf A/L-Niveau, das die Longe kannte und relativ gut gerade gerichtet war. Ein Pferd von Grund auf auszubilden, ist für mich absolutes Neuland. Ohne professionelle Hilfe werde ich das nicht bewältigen. Zu Beginn greife ich auf Literatur zurück und da habe ich – für unseren momentanen Ausbildungstand ideal – auf „Rückentraining mit dem Kappzaum“ von Kirsten Jung gefunden.
Zwar habe ich das Buch noch nicht vollständig gelesen, aber was ich bisher gelesen und gesehen habe, hat mir bereits sehr geholfen. Kirsten Jung erklärt Zustände, Merkmale und Übungen sehr anschaulich und die Bilder im Buch unstreichen des Erklärte sehr treffend. Wer also sein Pferd mit dem Kappzaum trainieren will, sollte ruhig einen Blick in dieses Buch werfen. Dennoch ist es empfehlenswert, sich zumindest einmal von einem erfahrenen Kappzaumnutzer die Handhabung und vor allem die Wirkungsweise eines Kappzaum am Pferd zeigen zu lassen. Dazu gehört auch die Wahl des Kappzaum und die korrekte Einstellung desselben.

Weitere Literatur, die ich empfehlen kann, ist die „Akademische Reitkunst“ von Bent Branderup und natürlich Gustav Steinbrechts „Das Gymnasium des Pferdes“. Ersteres ist ein Überblick über die Reitweise der akademischen Reitkunst mit hilfreichen Darstellungen und Tipps über Hilfegebung, Wirkungen und Ausrüstung vom Einreiten bis zur hohen Schule. Je nach Version des Buches ist eine DVD mit weiteren anschaulichen Tipps enthalten. „Das Gymnasium des Pferdes“ ist natürlich ein Klassiker und quasi Pflicht im Bücherregal eines Reiters. Basierend auf diesem Buch, welches Ende des 19. Jahrhunderts verfasst wurde, wurde die Heeresdinstvorschrift Nr. 12 – die zentrale Vorschrift der Kavallerie der Wehrmacht – und schließlich die geltenden reiterlichen Richtlininen der deutschen reiterlichen Vereinigung (FN) gestaltet. Zwar ist dieses Buch aufgrund seines Alters schwierig zu lesen, die Erläuterungen und Anweisungen sind aber unheimlich lehrreich.