Ich trau es mir gar nicht zu sagen. Ich tu es dennoch. Nicht der Rechtfertigung wegen oder um jemanden durch den Kakao zu ziehen, sondern um einen Blickwinkel zu öffnen.
Während sich aktuell diverse Blogs zurecht mit den Gepflogenheiten manch eines Lesers und den damit einhergehenden Verfall des guten Umgangs im virtuellen Leben beschäftigen, kenne ich so einen Troll persönlich.
Er gehört zur handzahmen Gattung der Netztrolle. Seine Kommentare sind provokant und für zartbesaitete vielleicht auch beleidigend, aber nicht im Stile „Ihr Arschlöcher“ wie es derzeit bei der RSS-Kürzung von Basic Thinking schallt. Das mir bekannte Exemplar – ich nenn es mal Willi – ist da subtiler. Willi konstruiert willkürlich Episoden über einen Autor und begründet damit dessen Einstellung zu einem Thema. Das faszinierende für ihn – für mich eigentlich auch – ist, dass viele Menschen darauf anspringen wie ein scharfer Hund. Da giften sich auf einmal Menschen wegen Willis Bemerkung über unendliche viele Seiten im Foren-Thread oder Blog-Kommentaren an, während Willi sich daheim zurücklehnt und genüsslich mitliest. Er braucht das Feuer auch gar nicht mehr schüren, es entwickelt sich meist von selbst zum Selbstläufer. Oder wie Robert Basic es prägnant ausdrückt:
Sie steigen ins Geblöcke mit ein, labern den Dünnpfiff gedankenlos nach, halten sich an ihren Eiern und schaukeln sich gegenseitig hoch.
So gesehen ist Willi eigentlich ein Voyeur. Und im Umkehrschluss machen wir gerade alles falsch. Wir schaukeln uns in Foren hoch, schreiben unzählige Blogbeiträge und wofür? Das wir uns alle einig sind über die Willis dieser Welt, während die vorm Bildschirm sitzen und sich einen von der Palme wedeln selbstbefriedigen und dann im Freundeskreis posaunen, dass sie es XY mal so richtig gezeigt haben?