Heute möchte ich vier Bücher vorstellen aus einem einfachen Grund: Mein Bücherregal hat natürlich nicht nur eine Etage, sondern sechs und nur in den unteren zwei Etagen stehen Bücher, die weniger zur Vorstellung taugen – konkret: Meine Briefmarkensammlung (ja, auch das noch) und das „Dr. Oethker Grundbackbuch“. In der obersten Etage stehen Geschichstbücher und Schullektüre. Das vierte Buch von links ist eine Dokumentation über „50 Jahre Bundeswehr“. Dieses Buch habe ich im Rahmen des Tages der offenen Tür der Bundesregierung 2006 erhalten, als ich im Bendlerblock als Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin die Universität der Bundeswehr München mitrepräsentiert habe. In der nächsten Etage finden sich Fachbücher zur Reiterei und die ersten Romane. An vierter Stelle steht „Reiten auf Kandare“ von Bent Branderup. Ein wunderbares Buch, von dem man aber keine Anleitung zum Reiten auf Kandare erwarten darf. Vielmehr ist ein historischer Abriss sowie eine Art wissenschaftlicher Aufarbeitung über die Wirkung von Kandaren. Ich finde es unheimlich interessant und schlage auch gern darin nach. Was ich faszinierend finde, ist, dass dieses vergriffene Buch bei diversen Händlern knapp 130 Euro kosten soll (spricht für die Nachfrage). Der Neupreis lag damals bei 30 Euro, wenn ich mich recht erinner. In der folgenden Etage geht es mit den Romanen weiter. Auf der linken Seite finden sich einige Romane von Dan Brown und an vierter Stelle „Diabolus“. Dieser Thriller hat Kryptografie als Dreh- und Angelpunkt. Da ich vom Studium her in diesem Bereich die eine oder andere Erfahrung habe, war es sehr amüsant, dieses Buch zu lesen. Für jemanden, der keine Ahnung von Kryptografie hat, ein spannender Thriller, für alle anderen eine spaßige Abwechslung. Zu guter Letzt findet sich die Argeneau-Reihe: eine Vampirroman-Serie von Lyndsay Sands. Das vierte Buch in dieser Reihe ist „Immer Ärger mit Vampiren“. Da die Reihe mittlerweile recht umfangreich ist, fällt es mir schwer konkret zu sagen, worum es in diesem Teil geht. Muss aber gut gewesen sein, sonst stünden nicht 13 Teile der Serie im Regal. |
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Tryptichon: Schulterherein, Piaffe, Kruppeherein
Acryl auf Leinwand, 40×80 cm, 80×80 cm, 40×80 cm (insgesamt ca. 200x80cm), Juni 2011, basierend auf Fotos aus Bücher von Bent Branderup
Es geht vorwärts und abwärts …
… und zwar vorwärts-abwärts wie es sein soll.
Vor dreieinhalb Wochen hab ich ja erstmals von Bonita berichtet und dem ersten Ziel „Longieren“. Zunächst hab ich natürlich getestet, was geht: Bonita kann wunderbar im Kreis laufen, aber sobald die Longe ins Spiel kam, klebte sie an mir. Den Einsatz der Longierpeitsche quittierte sie damit, mir ihren Allerwertesten zu zeigen. Da das Longieren auf die Art und Weise nichts bringt und zudem gefährlich ist (bsp. wenn das Pferd beim Bocken in die Longe tritt), sind wir auf 0 zurückgegangen.
Ich hab mit Bonita also zunächst am Kappzaum Biegung und Stellung im Stehen geübt und anschließend im Schritt. Dazu bin ich rückwärts gehend vor Bonita hergegangen. Auf die Art und Weise hab ich Bonita vollständig im Blick und sehe ob sie ausreichend mit dem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt. Tut sie das nicht (was anfangs der Fall war) touchier ich mit der Dressurgerte die Schenkellage. So kann ich einerseits die innere Hinterhand aktivieren und andererseits lernt sie die innere Schenkelhilfe, die ich ja später im Sattel einsetze.
Dieses Spiel habe ich möglichst gleichmäßig auf linker und rechter Hand wiederholt und vor allem jeden kleinen Fortschritt gelobt. Wie jedes Pferd hat Bonita eine angeborene Schiefe, sie geht also auf einer Hand besser als auf der anderen. Im Gegensatz zur menschlichen Händigkeit muss die Schiefe beim Pferd korrigiert werden, wenn es ohne Probleme das Reitergewicht tragen soll: das Geraderichten. Erfahrungsgemäß wechselt die Händigkeit eines Pferdes ab und an. Falsch wäre es, die jeweils schlechtere Hand intensiver zu trainieren als die stärkere, da die Händigkeit sonst ständig umschwenkt und man nie wirklich zum Geraderichten kommt.
Vom Geraderichten sind Bonita und ich noch weit entfernt. Bonita tritt zwar schon gut über, aber sie tritt mit dem inneren, hinteren Huf nicht in den Abdruck des inneren, vorderen Hufes – sie läuft also eher auf drei bis vier Spuren statt auf zwei. Die Biegung erreicht also noch nicht vollständig die Hinterhand. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht so dramatisch, da Bonitas Muskulatur noch etwas fest ist. Da die effektivste Methode, die Rückenmuskulatur zu lockern, die Galopparbeit an der Longe ist, aber Bonita genau das noch nicht kann, ist die Lockerung der Muskulatur nicht von heut auf morgen vollbracht. Aber ich denke, wir befinden uns auf einem guten Weg.
Nachdem Bonita also recht gut untertritt mit meiner Führposition rückwärts vor ihr, habe ich angefangen die Fürhposition langsam zu wechseln. Langsam heißt, dass ich aus dem Rückwärtsgehen langsam in die Führposition an Bonitas Schulter gewechselt bin. Wenn sie dann ein paar Schritte zuverlässig neben mir hergegangen ist unter Beibehalten der Biegung und Stellung, habe ich sie gelobt und die Hand gewechselt. Wenn sie sich quer gestellt hat oder bockig war, bin ich wieder einen Schritt zurück gegangen und habe wieder die rückwärtsgehende Führposition eingenommen. Wenn Bonita die Übung gut vollbracht hat, habe ich die gesamte Übungseinheit beendet. Es bringt nichts, wenn eine kleine Übung nicht funktioniert, sie bis zum Erbrechen durchzuexerzieren. Das bereitet Unmut, stresst und bringt keinen Trainingserfolg, den es aber braucht, damit die gesamte Übungseinheit positiv im Pferdekopf bleibt. Nur so kann ein Lerneffekt eintreten. Ich gebe zu, das ein oder andere Mal eine Übung überstrapazipiert zu haben. Wenn ich so eine Situation erkannt habe, habe ich versucht, zumindest einen richtigen Tritt von Bonita zu erlangen und das mit sofortigen Lob zu verbinden und den Tag zu beenden. Alternativ kann man auch die Übung abbrechen und eine andere, sicher sitzende Übung zum Abschluss durchzuführen. Hauptsache ist, dass man die Einheit mit einem positiven Ereignis beendet statt mit Frust. Eine wichtige Lektion, die ich für mich vergangene Woche dank Lektüre von Kirsten Jung (s. Bild) gelernt habe, ist, dass ein Pferd nicht weiß, was ich beabsichtige: Wenn es also eine Übung anders erfüllt als ich es will, lass ich es glauben, dass das meine volle Absicht war – gerade zu Beginn der Ausbildung sollte man von dieser Methode m.E. reichlich Gebrauch machen statt zu strafen. Andernfalls erhalte ich ein unmotiviertes und saures Pferd.
Nachdem Bonita also relativ stabil neben mir hergegangen ist – also Führposition an der Pferdeschulter – habe ich angefangen meinen Abstand zum Pferd zu vergrößern. Statt den Führstrick direkt am Kappzaum zu greifen, habe ich den Strick bzw. die Longe länger gelassen und bin in Höhe der Schulter in ca. 1 Meter Entfernung von Bonita gegangen. Wenn sie versuchte zu mir zu drängen, habe ich sie mit der Dressurgerte auf Abstand gehalten, indem ich auf ihre Schulter gezeigt habe. Zu Anfang verhallt diese „Gertenhilfe“ leicht, weshalb ich die Gerte verkehrt herum gehalten habe, also mit dem Griff/Knauf zum Pferd. Den stabilen Griff nimmt das Pferd viel eher wahr als die labile Spitze der Gerte. Sobald dies für ein paar Tritte geklappt hat, habe ich Bonita überschwenglich gelobt und die Übung gewechselt.
Ich habe nicht jeden Tag die Übungen erweitert, denn das würde Bonita schnell überfordern und gerade sie reagiert auf Druck und Überforderung mit Bocken und das will ich ihr nicht anerziehen. Die Schulen über der Erde stehen noch in weiter Ferne 😉 Viel sinnvoller – das gilt auch für Menschen wie jedes ander Lebewesen – ist es eh, einmal Gelerntes mehrmals zu wiederholen und zu festigen, bevor man Neues vermittelt.
In diesem Sinne sind Bonita und ich derzeit soweit, dass wir auf der rechten Hand bereits mehrere Zirkel bei ca. 1,5m Führabstand gehen und links einen halben Zirkel bei 1m. Im Vergleich zu ca. 18 Meter Zirkeldurchmesser ist das noch nicht wirklich viel. Aber es ist eine Basis, die wir jetzt festigen werden und auf der wir bald sicher longieren können. Bald heißt nicht nächste Woche. Nächste Woche können wir auch wieder beim einfachen Führen sein, aber solche Rückschritte sind normal.
Wie bereits weiter oben erwähnt, habe ich auf Literatur zurückgegriffen. Zwar kannte ich die Grundlagen der Kappzaumarbeit bereits, aber mein Horizont belief sich dann doch nur weitestgehend auf die Arbeit mit meiner alten Stute Pfefferoni. Pfefferoni war damals schon ein solide ausgebildetes Pferd auf A/L-Niveau, das die Longe kannte und relativ gut gerade gerichtet war. Ein Pferd von Grund auf auszubilden, ist für mich absolutes Neuland. Ohne professionelle Hilfe werde ich das nicht bewältigen. Zu Beginn greife ich auf Literatur zurück und da habe ich – für unseren momentanen Ausbildungstand ideal – auf „Rückentraining mit dem Kappzaum“ von Kirsten Jung gefunden.
Zwar habe ich das Buch noch nicht vollständig gelesen, aber was ich bisher gelesen und gesehen habe, hat mir bereits sehr geholfen. Kirsten Jung erklärt Zustände, Merkmale und Übungen sehr anschaulich und die Bilder im Buch unstreichen des Erklärte sehr treffend. Wer also sein Pferd mit dem Kappzaum trainieren will, sollte ruhig einen Blick in dieses Buch werfen. Dennoch ist es empfehlenswert, sich zumindest einmal von einem erfahrenen Kappzaumnutzer die Handhabung und vor allem die Wirkungsweise eines Kappzaum am Pferd zeigen zu lassen. Dazu gehört auch die Wahl des Kappzaum und die korrekte Einstellung desselben.
Weitere Literatur, die ich empfehlen kann, ist die „Akademische Reitkunst“ von Bent Branderup und natürlich Gustav Steinbrechts „Das Gymnasium des Pferdes“. Ersteres ist ein Überblick über die Reitweise der akademischen Reitkunst mit hilfreichen Darstellungen und Tipps über Hilfegebung, Wirkungen und Ausrüstung vom Einreiten bis zur hohen Schule. Je nach Version des Buches ist eine DVD mit weiteren anschaulichen Tipps enthalten. „Das Gymnasium des Pferdes“ ist natürlich ein Klassiker und quasi Pflicht im Bücherregal eines Reiters. Basierend auf diesem Buch, welches Ende des 19. Jahrhunderts verfasst wurde, wurde die Heeresdinstvorschrift Nr. 12 – die zentrale Vorschrift der Kavallerie der Wehrmacht – und schließlich die geltenden reiterlichen Richtlininen der deutschen reiterlichen Vereinigung (FN) gestaltet. Zwar ist dieses Buch aufgrund seines Alters schwierig zu lesen, die Erläuterungen und Anweisungen sind aber unheimlich lehrreich.
Familienzuwachs
Diese nette kleine Flasche dort auf dem Bild ist … äh … war mit leckerem Champagner gefüllt. So etwas trink ich natürlich nicht jeden Tag zum Frühstück, es gab also einen entsprechenden Anlass, der gefeiert werden musste. Jetzt mag einer rumunken, das seien ja noch zwei Flaschen Champus auf dem Bild und ich würde jeden dahergekommen Anlass feiern. Jein! Also die eine Flasche ist schonmal nur Sekt gewesen, den es beim letzte Autokauf vor ein paar Jahren dazugab. Die andere Flasche war tatsächlich Champus, den ich mir anlässlich meiner Exmatrikulation aufgrund abgeschlossenen Studiums gegönnt habe, was ja auch kein so alltägliches Ereignis im Leben ist.
So genug gerechtfertigt.
Der Titel des Blogpost deutet es bereits an: es gab Familienzuwachs. Jetzt bin ich weder schwanger noch gewesen noch hatte meine nicht existente Schwester Nachwuchs oder sonst wer in der Familie, nein: Ich hab ein neues Haustier! Keine neue StarTrekKatze oder Futter für dieselbigen, nein es ist etwas größer geraten.
Das neue Haustier, das auf den Namen Bonita hört, wiegt etwa 600kg, ist 7 Jahre jung und temperamentvolles iberisches Blut fließt durch ihre Adern: es ist … *trommelwirbel* … eine Andalusierstute!
Bonita ist wie gesagt 7 Jahre jung und vollkommen unverbraucht. Sie hat zu 75% andalusisches und zu 25% Lusitano-Blut – also kein PRE, dafür aber absolut klar im Kopf, ausdrucksstark, gelehrig und mit über 160cm Stockmaß außergewöhnlich groß. Da sie vom Vorbesitzer nur soweit eingeritten wurde, dass man mit ihr mal eine Runde ins Gelände gehen kann, kann ich bei ihr auch wirklich nahezu bei 0 anfangen. Als Weg werd ich den der akademischen Reitkunst nach Bent Branderup einschlagen. Diese Reitweise hab ich nach der Verletzung meiner alten Stute Lady für mich entdeckt und sie hat mir und Pferd wirklich sehr viel Harmonie und Freude gebracht.
Leider werd ich vorerst auf mich selbst gestellt sein, da meine damalige Reitlehrerin und Meisterin der akademischen Reitkunst, Sabine Kellinger, in Simbach am Inn lebt und das ist für mal eben eine Reitstunde in Fürstenfeldbruck einfach zu weit weg. Auf dem Programm steht aber derzeit sowieso nur Basisarbeit, denn Bonita muss mich aber auch sich selbst erstmal kennenlernen. Wir machen somit erstmal nur Arbeit am Kappzaum mit dem ersten Etappenziel, dass Bonita frei an der Longe geht und sich dabei sauber streckt, biegt, stellt und möglichst gut unterfußt. Das ist natürlich schon ziemlich viel verlangt, aber das Ziel möchte ich auch nicht schon nächste Woche erreicht haben. Es dauert halt so langen wie es dauert und wenn ich ein fertiges Pferd gewollt hätte, hätte ich mir eines geholt. Aber das ist nicht Sinn und Zweck der Sache.
In diesem Sinne werd ich mich jetzt in den Stall begeben und schauen, was uns der Tag so bringt.