Gleich vorne weg: Mit der Zulassung für den Trainer C hat es leider nicht geklappt. Nevado und ich waren im entscheidenden Moment zu angespannt, so dass unsere reiterliche Vorstellung nicht den Anforderungen genügte.
Dennoch war der Vorbereitungs- und Sichtungslehrgang für den Trainer C klassisch-barock eine wertvolle Erfahrung, aus der ich viel Positives ziehen konnte.
Die Fahrt
Nachdem ich Mitte März die Führerscheinerweiterung B96 gemacht habe, um Gespanne bis 4,25 t ziehen zu dürfen, ging es Anfang April erstmals mit Pferd und dann auch noch ganz alleine auf große Tour. Nevado wollte zunächst partout nicht auf den Hänger und hat sich erst nach über einer Stunde von Corinna und dank ihrer unendlichen Geduld auf den Hänger bequemt. Schließlich war Nevado oben und es ging direkt los.
Nach 50 km auf der Autobahn war ich endlich einigermaßen entspannt und musste feststellen, dass das Navi mich in eine ganz andere Richtung schickte als erwartet. Aus einem unerfindlichen Grund, war ich zu dem Zeitpunkt der Meinung, ich müsste nach Hannover. Mein Navi schickte mich aber nach Hamburg (was auch richtig war, aber locker 100km mehr zu fahren). Wie sich herausstellte, waren Corinna und ich gedanklich auf dem Hof von Richard Hinrichs bei Hannover. Der Lehrgang fand aber in Heist bei Hamburg auf dem Hof von Johannes Beck-Broichsitter statt. Nun ja … fahren wir also nach Hamburg. Zum ganz normalen Wochenendverkehr kam leider die erste Osterurlaubswelle dazu, der obligatorische Stau vorm Elbtunnel ebenso (eine Stunde Stop-and-Go werden mit Anhänger nicht besser) und nach etwa 6 Stunden Fahrt kam ich endlich am Ziel an.
Hier überraschte Nevado mich zum ersten Mal. Entgegen meiner Erwartung und Erfahrung mit ihm in neuen Umgebungen bezog er seine Box, schaute sich um und war angekommen. Kein Wiehern, kein nervöses Getippel, er war einfach angekommen als wäre es das normalste der Welt. So konnte ich schonmal beruhigt in das Wochenende starten.
Unterrichten, Fremdreiter und selbst reiten
Auf dem Abreiteplatz zeigte Nevado sich noch von seiner besten Seite.Der erste Tag auf dem Johannenhof war eng getacktet und für mich ging es gleich morgens um 9 Uhr los mit Unterricht erteilen. Da nur 10 Minuten für die Unterrichtserteilung vorgesehen waren, ließ sich das angedachte Konzept nicht wirklich umsetzen. Im Nachhinein wäre ich wohl wesentlich langsamer an die Sache herangegangen und hätte mir erst mehr angesehen, einen Schwerpunkt gesucht und gezielt bearbeitet. Da aber die zu zeigenden Elemente vorgegeben waren und die Zeit wie gesagt sehr knapp war, war der Unterricht doch eher oberflächlich. Aber das ging wohl jedem von uns so, dass er/sie anders unterrichtet hat, als er/sie es in einer normalen/gewohnten Unterrichtseinheit getan hätte.
Mein Gefühl der Unterrichtserteilung war ein gutes und das hat mir meine „Schülerin“ auch bestätigt, die ja selbst auch wie alle anderen als Anwärterin für den Trainer C angereist war.
Anschließend hieß es Fremdreiten, was bedeutet, dass ich das Pferd meiner soeben unterrichteten „Schülerin“ vorreiten musste. Das hat mäßig geklappt. Die Stute war leider ebenso nervös wie wir Menschen und hat sich nicht auf mich eingelassen. Ich konnte sie auch nicht wirklich davon überzeugen auf mich einzugehen und wie beim Unterrichten war auch hier die Zeit knapp. Ich bin der Meinung, dass wir das Beste aus der Siutation gemacht haben, nämlich Ruhe in das Pferd zu bringen und dafür auf das geplante Programm zu verzichten.
Gegen Mittag hieß es dann für Nevado und mich loszulegen. Nevado war in den vergangenen Wochen sehr unruhig und teilweise panisch. Ich hatte mich also auf alles eingestellt und hier überraschte er mich zum zweiten Mal: Er lief auf dem Abreiteplatz wie ein Uhrwerk. Er war aufmerksam, aber nicht schreckhaft. Selbst als ein anderes Pferd auf dem Platz gegen ihn ausgeschlagen hat, ist er die Ruhe selbst geblieben und das hat mich schon sehr stolz und glücklich gemacht und ich bin voller Zuversicht in die Bahn gegangen um selbst unterrichtet zu werden.
Dort angekommen war zunächst noch alles entspannt, doch dann kamen ein paar Kleinigkeiten zusammen und meine eigene Unruhe und sicher auch Angst vor dem, was geschehen könnte, haben uns in alte Muster zurückgeworfen. Nevado machte sich fest, lief über dem Zügel und von Uhrwerk war nichts mehr zu sehen. Ich hab dann selbst nicht mehr die Ruhe gefunden, um ihn wieder ins Lot zu bringen und das war dann auch unser „Todesurteil“. Petra, die uns unterrichtet hat, war selbst ganz überrascht, wo wir doch beim Abreiten noch ein so gutes Bild abgegeben haben. Aber so kann es eben gehen – dafür fehlt uns beiden wohl die Erfahrung in Sachen Präsentation und Prüfungssituation. Petra hat aber einen wunderbaren Job gemacht und ich konnte auch ein paar Punkte für die normale Arbeit mit Nevado mitnehmen.
Geländereiten
Im Galopp ging es über die GeländestreckeDas absolute Highlight für Nevado und mich war wohl die Geländestrecke des Johannenhofs, wo ja auch Vielseitigkeitslehrgänge stattfinden. Die Galoppbahn (ca. 600m Oval) haben wir schon bei einem Spaziergang im Nebel am Morgen erkundet und nachmittags ging es richtig auf die Bahn. Zunächst warm reiten auf der Bahn mit den typischen Elementen des Reitpass (Schritt, Trab, Galopp, Aufreiten, Wegreiten, Überholen) und dann ging es in die Mitte um ein paar Geländehindernisse zu machen. Dazu gehörte eine Wellenbahn (also bergauf, bergab in allen Gangarten) sowie kleinere feste Hindernisse und eine Wasserdurchquerung. Nevado hat zwar eine kleine Grundausbildung im Spriungen genossen, aber wirklich konsequent daran gearbeitet hatten wir schon sehr lange nicht mehr. Mit leichtem Zögern ist er aber tapfer über jedes Hindernis gegangen und war auch ganz mutig an der Wasserdurchquerung … gut, durchquert hat er das Wasser nicht, aber Johannes Beck-Broichsitter hat uns ganz sachte herangeführt und das Maximum rausgeholt, was an dem Tag möglich war. Ein paar Tage mehr und Nevado wäre sicherlich ohne zu Zögern durch das Wasser gegangen.
Referat und Fazit
Am Sonntag hieß es dann noch, ein Referat zu einem vorgegebenen Thema zu halten. Mein Grobthema war der Galopp. Ich bin relativ gelassen an die Sache herangegangen und ein paar Stunden später ist mir dann aufgefallen, welch dummes Zeugs ich da teilweise aus Nervosität geredet hab. Aber da war es schon zu spät.
Insgesamt ist es schließlich am Reiten gescheitert und den geschilderten Problemchen. In der Summe fehlt uns schlicht die Erfahrung mit solchen Prüfungssituationen, insbesondere, dass ich meine Nervosität auf Nevado übertrage und dann nicht mehr geregelt bekomme. Aber ich bin dennoch hochzufrieden mit Nevado, denn immerhin war es unsere erste große Tour zu einem Kurs und angesichts seines Nervenkostüms der letzten Wochen hat er schlicht tausend mal mehr gezeigt, als ich erwarten durfte und das macht mich einfach nur glücklich und stolz.
Vielleicht probieren wir es nächstes Jahr nochmal mit der Sichtung und bis dahin heißt es für mich: Routine sammeln und mehr fremde Pferde reiten.
Galdursfrauchen
15. Juni 2014 at 11:35Dein Erlebnis ist ja schon ein bissel her. Wenn du mal bei einem Kurs von Herrn Hinrichs bist, dann sag bescheid, wir könnten dann ein Käffchen trinken, denn der ist hier bei mir um die Ecke 🙂
Ihr könnt trotzdem super stolz auf euch sein, denn das was ihr vollbracht habt und wo ihr jetzt steht, ist schon eine riesige Leistung!