Nach der schweren Krimi-Lektüre habe ich mich wieder dem Fantasy-Genre zugewendet und wie soll es auch anders sein, es ist ein Vampir-Roman: Morgenrot von Tanja Heitmann (erschienen im Heyne-Verlag). Dabei ist Morgenrot kein klassischer Vampirroman in dem Sinne, dass der Vampir auf welche Art auch immer spitze Zähne hat und zubeißt. Die Vampire in Tanja Heitmanns Welt sind von Dämonen besessene Menschen, die ihresgleichen weitestgehend meiden. Dafür lechzt es den Dämon aber nach Blut, weshalb er den besessenen Menschen gerne bestialische Taten vollüben lässt. Ab und zu „erkennt“ der Dämon in einem Menschen jedoch ein geeignetes Gefäß und verwandelt ihn in seinesgleichen. Da er seinen eigentlichen Wirt dabei nicht verlässt, ist das die Art wie ein Dämon sich sozusagen vermehrt. Der Mensch selbst wird dabei vom Dämon gegen seinen Willen unterdrückt und wie eine Marionette gelenkt. Der Verlust des freien Willens gegen Unsterblichkeit passt daher wenig in die romantische Darstellung eines Vampirs und dürfte für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig sein.
(In) Adam ist ein solcher Dämon. Doch im Gegensatz zu vielen anderen, ist seine menschliche Seite sehr stark und behauptet sich öfter gegen den Dämon. Erst recht als er Lea kennenlernt bzw. der Dämon sie erkennt. In Adams Brust schlagen somit zwei Herzen: Einmal der übermenschliche Drang, Lea mit dem Dämon zu beseelen, und andererseits das Zwischenmenschliche, dass ihn – den Menschen – zu ihr hinzieht.
An Lea geht dieses Zerwürfnis natürlich nicht spurlos vorüber und nicht selten ist sie sich unsicher, wer da vor ihr steht: der attraktive Mann, den sie so begehrt, oder der bestialische Dämon, den sie so verabscheut. Genauso zerrissen ist sie über die Entscheidung, die Adam bzw. der Dämon ihr gnädigerweise überlässt: Selbst ein Dämon werden oder Mensch bleiben, Unsterblichkeit oder ihr freier Wille.
Tanja Heitmann schreibt eine durchaus spannende mit Wendungen gespickte Geschichte, die zu lesen Spaß gemacht hat. Allerdings wechselt das Tempo und der Detailgrad öfters, was es mir gerade zu Beginn des Buches schwer gemacht hat, einen sauberen Einstieg zu finden. Auch kann ich zahlreiche negative Rezensionen (bsp. bei Amazon) nachvollziehen wie zum Beispiel Parallelen zur Twilight-Saga oder diverse Unegreimtheiten. Was oft bemängelt wird, ist, dass der Leser kaum Fakten wie Handlungsort oder Alter der Charaktere erfährt.
Dass es keinen konkreten Handlungsort gibt, sondern nur die große Stadt oder das Häuschen am Meer finde ich gar nicht mal so schlimm. Tanja Heitmann beschreibt Szenen auf der Straße wie andere Autoren es auch machen, nur dass sie nicht den Namen der Stadt nennt. Nur weil Stephenie Meyer ihre Saga in Folks/USA spielen lässt, habe ich deshalb keine bessere oder schlechtere Vorstellung der Szenerie. Und anders als bei „Lautlos“ von Frank Schätzing als Beispiel, ist es auch vollkommen unerheblich, wo die Geschichte von Tanja Heitmann genau spielt.
Ich sage nicht, dass der Roman von Tanja Heitmann perfekt ist, aber ich find ihn auch nicht desaströs, wie ich öfters lesen musste. Es ist der Debütroman von Tanja Heitmann, der in der Dämonen-Reihe mit „Wintermond“ fortgesetzt ist. Während „Wintermond“ losgelöst von „Morgenrot“ von Wolfsdämonen handelt, handelt der dritte Teil „Nachtglanz“ wieder von Adam: Tanja Heitmann holt wohl das nach, was einige Leser vermisst haben, nämlich Adams Geschichte und Vergangenheit. Ich denke man darf gespannt sein.
Jetzt geht es allerdings erstmal wieder ins Thriller- und Krimi-Genre.
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