Als ich vor ca. 8 Monaten Katzenmama wurde, habe ich einige Sachen von einer Bekannten, deren Freilaufkatzen überfahren wurden, übernommen. Dazu gehörte ein Katzenkratzbaum, der unter die Decke gespannt wurde. Perfekt, dachte ich mir, da ich nur eine kleine Wohnungs hab und kein Möbelstück von Kratzbaum wollte. Der Deckenspanner hat eine Grundfläche von 40×40 Zentimeter und meine beiden Chaoten können kraxeln, kratzen, schlummern, beobachten, … .
Was ich nicht ahnte, war, dass beide innerhalb kürzester Zeit über den Kratzbaum auf meinen Kleiderschrank kletterten, um in meinen Reisekoffern zu nächtigen, die beiden das Sisal bis auf den Pappstamm durchwetzen würden und, was am schlimmsten war, dass die beiden sich das Ding hoch und runter jagen. Es stellte sich schnell heraus, dass ein Deckenspanner für 2x 5kg Kater auf Höchstgeschwindigkeit ungeeignet ist. Im September letzten Jahres kippte er zum ersten Mal. Das wiederholte sich dann mehrmals in immer kürzeren Abständen und immer genau dann, wenn ich in Eile war oder gestresst von der Arbeit kam – also in beiden Fällen war ich nicht mal annähernd auf „Hör mal wer da hämmert“ oder „Bob der Baumeister“ geeicht.
Ich hab dann trotzdem noch Hin und Her geschraubt, aber die Konstruktion war hoffnungslos. Die Gewindestange, die man zum Festklemmen unter der Decke rausdrehen musste, war nur an einer Mutter festgemacht. Es fehlte also im Sisalstamm eine Gegenstück, dass dem Teil so etwas wie Stabilität gegeben hätte. Und mit jedem Sturz wurde es wackliger. Da der unsterste Sisalstamm schon durchgewetzt war und ein einzelner Ersatzstamm so um die 30 Euro kostet (dafür kriegt man u.U. einen ganzen Kratzbaum), hab ich beschlossen einen neuen und hoffentlich stabileren Kratzbaum zu kaufen. Die Investition war es meinen Pflanzen (die als Auffangnetz gedient haben) meinen Katern und natürlich meinen Nerven wert.
Ich bin also in den nächstgelegenen Fressnapf getappert und hab wieder auf dem Absatz kehrt gemacht. Denn entweder waren die Kratzbäume unbezahlbar oder mickrig. Also ab ins Internet. Dort hab ich dann einen Kratzbaumkonfigurator gefunden. Ich hab ein bisschen rumgespielt und kam über die Bodenplatte nicht hinaus, weil die bereits das festgelegte Budget sprengte. Man muss dazu sagen, dass es sich dabei nicht um Kratzbäume von der Stange aus Pappmaché, Spannplatten und Pappsisalstämme handelte, sondern um handgefertigte Echtholzteile. So oder so hab ich die Anschaffung eines solchen Luxuskratzbaumes verschoben bis ich einen Millionär geheiratet hab.
Letztendlich bin ich in dem Online-Shop hängengeblieben, in dem ich auch mein Katzenfutter bestelle und siehe da, dort gab es auf fast alle Kratzbäume – vom Trabbi bis zum Ferrari – ansehnliche Rabatte. Ich hab dann mehrere Produkte samt Kundenbewertung, -kommentaren und -bildern in Augenschein genommen und mich für einen 1,70 Meter hohen, dreistämmigen Kratzbaum mit blauen Plüschbezug entschieden, der für 79 statt 120 Euro im Angebot war. Praktischerweise musste ich das Ding nicht ins Auto hieven und wieder raus und … DHL hats kostenlos bis vor die Haustür geliefert (Ausnahmsweise hat unser Paketbote mal nicht aus Faulheit alles in der Poststation abgegeben).
Bastelstunde
Alter Baum abgebaut und ran an den neuen. Noch schnell das Billy-Regal umgeräumt, denn der neue Baum hat eine Grundfläche von 70×70 Zentimetern. Eigentlich war der Aufbau ganz leicht – eigentlich. Meine Chaoten haben wohl mithelfen wollen, jedenfalls sind sie schon auf dem Baum rumgetollt, bevor es überhaupt ein Baum war. Dann war ich fast fertig als ich feststellen musste, dass ich mit dem letzten Sisalstamm den darunterliegenden wieder lösen würde. Man musste das Bäumchen von oben nach unten aufbauen, was aus der Ikea-artigen Anleitung nicht hervorging – mir macht gerade Angst, dass die Schrauben mit einem Imbus festzuziehen war. Egal.
Kaum hatte ich meine Diplomarbeit beendet, wurde sie von meinen Professoren Pille und Spocky auf Herz und Nieren getestet und für gut befunden – ich schimpf mich jetzt Ingeneur für Katzenkratzbaumbau.