Was ich im Umgang mit einem Hengst sehr schnell gelernt habe, ist, dass er nie merken darf, dass er der stärkere ist. Man muss sich unermüdlich als Herdenchef beweisen und darf sich keine Fehler erlauben. Das sind natürlich Dinge, die generell im Umgang mit Pferden gelten. Im Umgang mit Hengsten sind sie aber noch wichtiger, weil ein Fehler verheerende Folgen haben kann. Merkt der Hengst, dass der Mensch schwächer ist, wird er einem stets auf der Nase herumtanzen. Sollte man dann die Kontrolle über einen Hengst verlieren und er geht stiften, kann das auch teuer werden, denn der Hengst wird „seine“ Herde suchen, Rivalen versuchen unterzujochen und Stuten zu decken. So etwas kann auch tötlich ausgehen, wenn beispielsweise andere Hengste oder hengstige Wallache ins Spiel kommen, ganz zu schweigen davon, wenn dem Hengst Menschen im Weg sind.
Aus diesem Grund gehörte sehr früh ein stabiles Lederhalfter und eine Führkette zu meiner Ausrüstung. Gerade zu Anfang mussten Miriam und ich die Führkette häufig einsetzen. Zwar lässt Nevado sich mittlerweile sehr gut und entspannt auch an anderen Pferden vorbei führen, da aber der Teufel ein Eichhörnchen ist, werde ich auf die Kette nie verzichten!
Nun ist das Anbringen und Lösen der Führkette immer eine kleine Fummelei, da man sie zumindest einmal um den Nasenriemen des Halfters wickeln und durch die Beschläge führen muss. Das ist zeitaufwendig und gerade, wenn das Pferd unruhig ist, auch eine kritische Angelegenheit, in der man sich nicht auf die Kontrolle des Pferdes konzentrieren kann. In solch einer Situationen kann man sich auch leicht selbst verletzten, wenn der Hengst beispielsweise einen Satz nach vorn macht und die eigenen Finger zwischen Kette und Halfter klemmen.
Als Miriam und ich das Control-Halfter von Eskadron entdeckten, schien uns das die perfekte Lösung. Die Führkette ist bereits in das Halfter eingearbeitet und man braucht nur noch einen normalen Führstrick anzubringen. Je nachdem welche Einwirkungsmöglichkeit man benötigt, wird der Strick in die Kette oder nur das Halfter eingehängt. Die Idee ist super und man spart sich das lästige Einfädeln der Kette. Also hab ich das Halfter gekauft und gleich am nächten Tag eingesetzt.
Leider hat das Halfter bzw. die Kette diesen ersten Einsatz nicht überlebt. Es kam, wie es kommen musste: Nevado war ziemlich überdreht beim Herabführen von der Koppel und ich wollte ihn mit einem Ruck an der Kette zur Raison bringen. Der Ruck – kein leichter, aber auch kein schwerer – verhallte im Nichts, da ich auf einmal die gerissene Kette in der Hand hatte, die sich zum Glück in den Beschlägen des Halfters verfangen hatte. Andernfalls wäre Nevado frei gewesen und ein Szenario wie oben beschrieben spielte sich schon vor meinem inneren Auge ab. Glück im Unglück also.
Was war passiert? Ich hab den Schaden gleich analysiert und zu meiner Überraschung war kein Kettenglied gerissen, sondern einer der Ringe am Ende der Kette. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass diese Ringe sogar dazu konzipiert sind, bei Last aufzuspringen (siehe Foto). Ich denke so ein Ring mag sinnvoll sein, wenn man ein unruhiges Pferd anbindet, damit es sich in Panik befreien kann, bevor es sich am Halfter das Genick bricht (alles schon passiert – zum Glück noch nicht live erlebt).
Für eine Führkette halte ich diese Ringe deplatziert, da meiner Ansicht nach so eine Kette immer halten muss. Es besteht ja auch nicht die Gefahr eines Genickbruchs oder ähnlichem, da man ein Pferd ja nicht an der Kette anbindet!
Ich habe das Halfter umgehend reklamiert. Leider läuft die Reklamation auf Material-Schaden. Im Geschäft wollte man sich meiner Ansicht (Konstruktionsfehler) nicht anschließen, da die Verkäuferin mit dem Halfter bei ihrem ungestümen Hengst eben diese Erfahrung noch nicht gemacht hat. Darüber, dass das Reißen der Kette nicht passieren darf, waren wir uns aber einig.
Ich werde jetzt wieder mühsam die Führkette ins Halfter fummeln, denn das Risiko, dass mir das mit dem Control-Halfter (in dieser Ausführung) nochmal passiert und dann womöglich andere Menschen oder Pferde verletzt werden, ist mir zu hoch.
Ich möchte aber nochmal betonen, dass ich die Idee von Eskadron zu diesem Halfter wirklich Klasse finde. Sie erleichtert einen Arbeitsschritt im Umgang mit schwierigen Pferden und macht somit deren Handhabung sicherer – die Idee wohlgemerkt.
Die Ausführung muss verbessert werden – speziell auf die Ringe bezogen, denn die Qualität der restlichen Komponenten ist gewohnt hervorrangend.
WieDieBlume
13. Juni 2011 at 19:14Ja, da hast du recht, alles schon passiert. Bei uns sind auch schon Haken und Ringe zu Bruch gegangen, von denen wir qualitätsmäßig echt mehr erwartet hätten.
Kann man das Halfter nicht irgendwie mit einer „normalen“ Führkette kombinieren, d. h. eine ohne Ringe da reinpfriemeln?
Viele pferdige Grüße! 🙂
Pfefferoni
15. Juni 2011 at 8:56Ich hab von einem Pferd gehört, wo alle Haken und Ringe gehalten haben – das Pferd hat sich das Genick gebrochen.
Eine normale Führkette in das Halfter zu fädeln wäre etwas aufwändig, da die Ösen auf dem Nasenriemen keinen Platz für den Karabiner lassen.
Außerdem hat das Halfter mehr als 30 Euro gekostet – für den Preis will ich nicht basteln müssen.
Ruth Reese
28. November 2017 at 10:05Hallo zusammen, ich war auf der Suche nach eben solchem Halfter.Glücklicherweise gibt es Statemants zu solchen Dingen und ich werde mir solches Halfter nicht zulegen. Habe eine 1,5 jährige Friesenstute die manchmal beim Führen einfach alles gibt.Nicht auszudenken wenn solch ein Halfter dabei aufgibt. Ich muss von der Koppel zum Stall an einer Bushaltestelle und über die Strasse. Mehr muss ich glaub nicht sagen. Mir ist bei der ersten Fohlenschau auch ein Halfterring gebrochen, da war das Fohlen ein halbes Jahr. Glücklicherweise sind Föhlen dann noch auf Mama fixiert. Ich finde Halfter müssen einfach halten.Wenn ich irgendwo anbinde kann ich eine Sollbruchstelle dazwischen binden aber wenn ich führe muss ich sicher sein das alles hält und nicht das Pferd auf einmal weg ist.
Maria C. Raabe
12. Januar 2018 at 9:41Hallo Ruth,
das ist ja dann nochmal gut gegangen mit dem Fohlen.
Ich seh es so, dass ein normales Stallhalfter an einem bestimmten Punkt kaputt gehen darf bzw. wie du es schreibst, eine bewusste Sollbruchstelle vorhanden sein sollte, für den Fall das Pferd bekommt Panik. Lieber das Halfter ist gebrochen als das Genick vom Pferd.
Dort, wo ich aber eine 100% Sicherheit brauche, dass das Halfter bzw der Strick hält, sollte das Equipment entsprechend gebaut sein. Erst recht, wenn es in den Straßenverkehr geht.
Inwieweit das Halfter von Eskadron mittlerweile überarbeitet wurde, weiß ich nicht. Mein Erfahrungsbericht ist von 2011. Nevado ist schon lange kein Hengst mehr und eine Führkette benutze ich seit 2012 nicht mehr, da es nicht mehr erforderlich ist. Daher habe ich das Thema auch nicht weiter verfolgt und kann dir nicht sagen, ob sich da etwas geändert hat.
Grüße
Maria