Meilenstein: Stoppelfeld

Vergangenes Wochende hatte ich einen kleinen Meilenstein erreicht mit Nevado: Ein langer Ausritt inklusive Stoppelfeld. Klingt im ersten Moment wenig spektakulär, aber angesichts der Tatsache, dass ich bisher leider nur sehr wenige Gelegenheiten hatte, mit Nevado ins Gelände zu gehen, war das für mich ein riesen Erfolg.

Bisher war ich mit Nevado etwa drei- oder viermal ausreiten, mal abgesehen von Spaziergängen und kurzen Abstechern vom Hof weg. Diese Ausritte bewegten sich bis dato in ruhige Gegenden: keine Einöde, aber auch kein immenser Straßenverkehr. Bereits da hatten wir einige Situationen, bei denen Nevado zwar anspannte, aber in der Summe sehr besonnen reagiert hat. Beispielsweise das Überqueren einer Brücke empfand Nevado anfangs als absoluten Horror, wenn Autos tosend auf der einen Seite verschwanden und auf der anderen Seite wieder hervorgeschossen kamen. Dennoch ist er mutig über die Brücke und war anschließend wieder sehr entspannt. Ebenfalls Unbehagen bereiten ihm Kutschen (wahrscheinlich das sonore Hufklappern auf dem Asphalt und der Wunsch hinterher zu rennen) und absoluten Stress hat er mit Motorrädern, insbesondere den großen, schnellen Maschinen, die dieses fiese, pfeifende Rasergeräusch machen … Hölle.
Auf dem Stoppelfeld waren wir schonmal anfang des Jahres. Eine Kutsche und ein Motorrad (sic!) haben Nevado aber so aus dem Konzept gebracht, dass wir schnell abgebrochen haben.

Vergangene Woche nun stand auf dem Diekschen nun Stoppelfeldreiten mit kleiner Foto-Session auf dem Plan und ich hab ganz mutig gesagt: Bin dabei! Im Vorfeld bin ich noch mutiger allein aufs Stoppelfeld, gelegen zwischen zwei sehr hohen Maisfeldern, und es war kein wirklicher Erfolg. Nevado ist zunächst ganz ruhig das Feld runtergetrabt, auf dem Rückweg – schon im Abbiegen – aber in Jagdgalopp verfallen. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, ihn von Anfang an einzubremsen. Auf dem Acker mit vielen Hasenlöchern habe ich mich nicht getraut ihn in Zirkeln und Volten zu stoppen und bin stattdessen auf das Ende des Feldes zugerast, wo er dann von selbst durchpariert ist. Mit reichlich Adrenalin im Blut sind wir die wenigen Meter zurück zum Hof und ich hab meine Teilnahme am geplanten Stoppelfeldreiten innerlich abgehakt.

Als der Termin näher rückte, bin ich dennoch in den Stall gefahren – zur Not eben zugucken. Es hat sich dann ergeben, dass Doro und Jessi ausreiten wollten und ich dachte mir spontan, dass ist ein guter Anfang für den Tag und ein guter Fortgang für die Geländeerfahrung. Diesmal hieß es aber, nicht ins ruhige Gelände reiten, sondern zur Asperdener Reitanlage. Der Weg dorthin führt komplett an einer gut befahrenen Straße entlang. Ich hab kurz überlegt und mich entschlossen mitzugehen, denn auch das muss Nevado lernen.
Anfangs war Nevado noch sehr unruhig und ich hatte Mühe, meinen eigenen Adrenalin-Spiegel flach zu halten, um Entspannung auf Nevado zu übertragen. Nach kurzer Zeit war Nevado aber abgeklärt und wir ritten vorbei an fremden Pferdehöfen, übenden Tauchern am See und wurden überholt  von zahlreichen Fahrradfahrern, Autos und Motorrädern. An der Reitanlage angekommen sind wir durch den dortigen Wassergraben geritten, was einiges an Überzeugungskraft kostete, denn Nevado ist nachwievor eitel wie ein Hengst und mag sich nicht die Füße nass machen (er wälzt sich auch nie im Schlamm). Anschließend über eine Holzbrücke auf den 60×40 Reit-/Fahrplatz ohne Bande. Dort hat er etwas seine Grenzen getestet, arbeitete schlussendlich aber fleißig mit, als wären wir auf dem heimischen Reitplatz. Anschließend haben wir noch kurz eine Runde in der fremden Halle gedreht, um dann den Heimweg anzutreten.
Und der begann mit einer Gruppe Motorräder … die sportlichen, schnellen Maschinen, die so weh tun im Ohr. Ich hörte sie schon von Weitem und stellte mich auf das Schlimmste ein und was passierte? Nichts. Nevado stand mit hängenden Kopf tiefenentspannt am Straßenrand und wartete bis die Horde vorbei war ohne einmal den Kopf zu heben. Ich hab innerlich Freudensprünge gemacht. So schritt Nevado gelassen bis nach Hause und lediglich ein polternder Bollerwagen hat uns beide eiskalt überrascht. Aber nach einem kleinen Hüpfer war auch schon wieder alles in Ordnung.

Am Hof angekommen, habe ich spontan beschlossen, doch noch auf das Stoppelfeld zu gehen. Denn Durchgeher ein paar Tage zuvor wollte ich doch nicht auf uns sitzen lassen und nach dem Ausritt war Nevado immerhin schon etwas abgeklärt. Selbstbewusst ging es also aufs Feld, wo schon Lydia und Nadine fleißig ihre Runden drehten. Ich bin mit Nevado locker hinterher getrabt und habe mich den beiden angeschlossen. Aufgrund meiner Erfahrung die paar Tage zuvor habe ich mich schon auf einen Rennversuch von Nevado eingestellt und als der tatsächlich kam, war ich zum Glück direkt dran und hab ihm keine Chance gelassen. Er hat das zwar mit einigen Bocksprüngen quittiert, die Nadine leider etwas in Bedrängnis gebracht haben. Sie hat das aber super pariert und Pferden und Reitern ist in dieser brennzligen Situation zum Glück nichts passiert. Nachdem ich mit Nevado etwas Abstand gewonnen hatte und er schließlich seine Grenzen (wir rennen keinen anderen Pferden hinterher!) ohne große Diskussion akzeptiert hat, sind wir sogar am lockeren Zügel über den Stoppelacker galoppiert, wobei Dunja u.a. dieses tolle Foto machen konnte. Danke!

August 2012 auf Nevado - Foto: Dunja Hetzel / Horse & Harmony
August 2012 auf Nevado – Foto: Dunja Hetzel / Horse & Harmony

Juli 2011 auf Truco - Foto: Dana Krimmling / RossFoto
Juli 2011 auf Truco – Foto: Dana Krimmling / RossFoto

Und wenn ich ehrlich bin: Als ich vor einem Jahr auf dem Stoppelfeld mit Trocu unterwegs war, wo diese wunderschönen Fotos von Dana Krimmling entstanden sind, habe ich insgeheim davon geträumt, dass ein Jahr später Nevado an dieser Stelle ist. Wenn ich nun die beiden Fotos vergleiche, ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Ich bin so stolz auf meinen „Kleenen“!

Es geht vorwärts und abwärts …

… und zwar vorwärts-abwärts wie es sein soll.

Vor dreieinhalb Wochen hab ich ja erstmals von Bonita berichtet und dem ersten Ziel „Longieren“. Zunächst hab ich natürlich getestet, was geht: Bonita kann wunderbar im Kreis laufen, aber sobald die Longe ins Spiel kam, klebte sie an mir. Den Einsatz der Longierpeitsche quittierte sie damit, mir ihren Allerwertesten zu zeigen. Da das Longieren auf die Art und Weise nichts bringt und zudem gefährlich ist (bsp. wenn das Pferd beim Bocken in die Longe tritt), sind wir auf 0 zurückgegangen.

Ich hab mit Bonita also zunächst am Kappzaum Biegung und Stellung im Stehen geübt und anschließend im Schritt. Dazu bin ich rückwärts gehend vor Bonita hergegangen. Auf die Art und Weise hab ich Bonita vollständig im Blick und sehe ob sie ausreichend mit dem inneren Hinterbein unter den Schwerpunkt tritt. Tut sie das nicht (was anfangs der Fall war) touchier ich mit der Dressurgerte die Schenkellage. So kann ich einerseits die innere Hinterhand aktivieren und andererseits lernt sie die innere Schenkelhilfe, die ich ja später im Sattel einsetze.
Dieses Spiel habe ich möglichst gleichmäßig auf linker und rechter Hand wiederholt und vor allem jeden kleinen Fortschritt gelobt. Wie jedes Pferd hat Bonita eine angeborene Schiefe, sie geht also auf einer Hand besser als auf der anderen. Im Gegensatz zur menschlichen Händigkeit muss die Schiefe beim Pferd korrigiert werden, wenn es ohne Probleme das Reitergewicht tragen soll: das Geraderichten. Erfahrungsgemäß wechselt die Händigkeit eines Pferdes ab und an. Falsch wäre es, die jeweils schlechtere Hand intensiver zu trainieren als die stärkere, da die Händigkeit sonst ständig umschwenkt und man nie wirklich zum Geraderichten kommt.

Vom Geraderichten sind Bonita und ich noch weit entfernt. Bonita tritt zwar schon gut über, aber sie tritt mit dem inneren, hinteren Huf nicht in den Abdruck des inneren, vorderen Hufes – sie läuft also eher auf drei bis vier Spuren statt auf zwei. Die Biegung erreicht also noch nicht vollständig die Hinterhand. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht so dramatisch, da Bonitas Muskulatur noch etwas fest ist. Da die effektivste Methode, die Rückenmuskulatur zu lockern, die Galopparbeit an der Longe ist, aber Bonita genau das noch nicht kann, ist die Lockerung der Muskulatur nicht von heut auf morgen vollbracht. Aber ich denke, wir befinden uns auf einem guten Weg.

Nachdem Bonita also recht gut untertritt mit meiner Führposition rückwärts vor ihr, habe ich angefangen die Fürhposition langsam zu wechseln. Langsam heißt, dass ich aus dem Rückwärtsgehen langsam in die Führposition an Bonitas Schulter gewechselt bin. Wenn sie dann ein paar Schritte zuverlässig neben mir hergegangen ist unter Beibehalten der Biegung und Stellung, habe ich sie gelobt und die Hand gewechselt. Wenn sie sich quer gestellt hat oder bockig war, bin ich wieder einen Schritt zurück gegangen und habe wieder die rückwärtsgehende Führposition eingenommen. Wenn Bonita die Übung gut vollbracht hat, habe ich die gesamte Übungseinheit beendet. Es bringt nichts, wenn eine kleine Übung nicht funktioniert, sie bis zum Erbrechen durchzuexerzieren. Das bereitet Unmut, stresst und bringt keinen Trainingserfolg, den es aber braucht, damit die gesamte Übungseinheit positiv im Pferdekopf bleibt. Nur so kann ein Lerneffekt eintreten. Ich gebe zu, das ein oder andere Mal eine Übung überstrapazipiert zu haben. Wenn ich so eine Situation erkannt habe, habe ich versucht, zumindest einen richtigen Tritt von Bonita zu erlangen und das mit sofortigen Lob zu verbinden und den Tag zu beenden. Alternativ kann man auch die Übung abbrechen und eine andere, sicher sitzende Übung zum Abschluss durchzuführen. Hauptsache ist, dass man die Einheit mit einem positiven Ereignis beendet statt mit Frust. Eine wichtige Lektion, die ich für mich vergangene Woche dank Lektüre von Kirsten Jung (s. Bild) gelernt habe, ist, dass ein Pferd nicht weiß, was ich beabsichtige: Wenn es also eine Übung anders erfüllt als ich es will, lass ich es glauben, dass das meine volle Absicht war – gerade zu Beginn der Ausbildung sollte man von dieser Methode m.E. reichlich Gebrauch machen statt zu strafen. Andernfalls erhalte ich ein unmotiviertes und saures Pferd.

Nachdem Bonita also relativ stabil neben mir hergegangen ist – also Führposition an der Pferdeschulter – habe ich angefangen meinen Abstand zum Pferd zu vergrößern. Statt den Führstrick direkt am Kappzaum zu greifen, habe ich den Strick bzw. die Longe länger gelassen und bin in Höhe der Schulter in ca. 1 Meter Entfernung von Bonita gegangen. Wenn sie versuchte zu mir zu drängen, habe ich sie mit der Dressurgerte auf Abstand gehalten, indem ich auf ihre Schulter gezeigt habe. Zu Anfang verhallt diese „Gertenhilfe“ leicht, weshalb ich die Gerte verkehrt herum gehalten habe, also mit dem Griff/Knauf zum Pferd. Den stabilen Griff nimmt das Pferd viel eher wahr als die labile Spitze der Gerte. Sobald dies für ein paar Tritte geklappt hat, habe ich Bonita überschwenglich gelobt und die Übung gewechselt.
Ich habe nicht jeden Tag die Übungen erweitert, denn das würde Bonita schnell überfordern und gerade sie reagiert auf Druck und Überforderung mit Bocken und das will ich ihr nicht anerziehen. Die Schulen über der Erde stehen noch in weiter Ferne 😉 Viel sinnvoller – das gilt auch für Menschen wie jedes ander Lebewesen – ist es eh, einmal Gelerntes mehrmals zu wiederholen und zu festigen, bevor man Neues vermittelt.

In diesem Sinne sind Bonita und ich derzeit soweit, dass wir auf der rechten Hand bereits mehrere Zirkel bei ca. 1,5m Führabstand gehen und links einen halben Zirkel bei 1m. Im Vergleich zu ca. 18 Meter Zirkeldurchmesser ist das noch nicht wirklich viel. Aber es ist eine Basis, die wir jetzt festigen werden und auf der wir bald sicher longieren können. Bald heißt nicht nächste Woche. Nächste Woche können wir auch wieder beim einfachen Führen sein, aber solche Rückschritte sind normal.

Wie bereits weiter oben erwähnt, habe ich auf Literatur zurückgegriffen. Zwar kannte ich die Grundlagen der Kappzaumarbeit bereits, aber mein Horizont belief sich dann doch nur weitestgehend auf die Arbeit mit meiner alten Stute Pfefferoni. Pfefferoni war damals schon ein solide ausgebildetes Pferd auf A/L-Niveau, das die Longe kannte und relativ gut gerade gerichtet war. Ein Pferd von Grund auf auszubilden, ist für mich absolutes Neuland. Ohne professionelle Hilfe werde ich das nicht bewältigen. Zu Beginn greife ich auf Literatur zurück und da habe ich – für unseren momentanen Ausbildungstand ideal – auf „Rückentraining mit dem Kappzaum“ von Kirsten Jung gefunden.
Zwar habe ich das Buch noch nicht vollständig gelesen, aber was ich bisher gelesen und gesehen habe, hat mir bereits sehr geholfen. Kirsten Jung erklärt Zustände, Merkmale und Übungen sehr anschaulich und die Bilder im Buch unstreichen des Erklärte sehr treffend. Wer also sein Pferd mit dem Kappzaum trainieren will, sollte ruhig einen Blick in dieses Buch werfen. Dennoch ist es empfehlenswert, sich zumindest einmal von einem erfahrenen Kappzaumnutzer die Handhabung und vor allem die Wirkungsweise eines Kappzaum am Pferd zeigen zu lassen. Dazu gehört auch die Wahl des Kappzaum und die korrekte Einstellung desselben.

Weitere Literatur, die ich empfehlen kann, ist die „Akademische Reitkunst“ von Bent Branderup und natürlich Gustav Steinbrechts „Das Gymnasium des Pferdes“. Ersteres ist ein Überblick über die Reitweise der akademischen Reitkunst mit hilfreichen Darstellungen und Tipps über Hilfegebung, Wirkungen und Ausrüstung vom Einreiten bis zur hohen Schule. Je nach Version des Buches ist eine DVD mit weiteren anschaulichen Tipps enthalten. „Das Gymnasium des Pferdes“ ist natürlich ein Klassiker und quasi Pflicht im Bücherregal eines Reiters. Basierend auf diesem Buch, welches Ende des 19. Jahrhunderts verfasst wurde, wurde die Heeresdinstvorschrift Nr. 12 – die zentrale Vorschrift der Kavallerie der Wehrmacht – und schließlich die geltenden reiterlichen Richtlininen der deutschen reiterlichen Vereinigung (FN) gestaltet. Zwar ist dieses Buch aufgrund seines Alters schwierig zu lesen, die Erläuterungen und Anweisungen sind aber unheimlich lehrreich.

Reiten: Schleppjagd

Bereits vergangenen Sonntag habe ich an einer Schleppjagd teilgenommen. Die Jagd wurde vom Kurmärkischen Reitverein Schneeberg e.V. veranstaltet, in dem ist seit Langem Mitglied bin. Seit 2003 habe ich nun erstmals wieder an der Jagd teilgenommen und es hat sich gelohnt. Der Wettergott war auf unserer Seite und wir hatten strahlenden Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen.

Eigentlich war unsere Jagd keine Schleppjagd sondern eine Fuchsjagd, da wir bis auf eine halbwüchsige Labrador-Hündin keine Hunde geschwege denn eine Meute dabei hatten. So oder so ist eine Jagd zu Pferd unblutig. Es wird also kein lebendes Wild gejagt, wie es in Großbritannien lang umstrittene Tradition war (erst seit 2005 verboten). In Deutschland ist das Jagdreiten auf lebendes Wild seit 1934 verboten. Stattdessen wird einem Reiter gefolgt, der den Fuchs darstellt.

Bei Schleppjagden legt der Fuchs eine künstliche Fährte (meist aus Fischlake oder Fuchslosung), der die Hundemeute dann folgt. Auf die Hundemeute folgen die Jagdfelder. Das sind Reitergruppen, die sich nach Können von Pferd und Reiter aufteilen. Dabei gibt es dann auch häufig Felder, in denen das Springen über die Naturhindernissen freigestellt ist. Ich gehör meist zu so einem Feld, da ich kein Springreiter bin und erst recht im Gelände mein Unvermögen nicht präsentieren muss. Die Schleppjagd ist meiner Meinung nach nur etwas für erfahrene Reiter, die ihre Tiere im Griff haben. Die Hundemeute besteht aus ein paar Duzend Jagdhunden (bsp. Beagles), die nicht überholt werden dürfen. Für die Pferde, auch wenn sie Hunde kennen, ist es etwas außergewöhnliches mit einer solchen Meute loszuziehen. Nicht nur das die Jagd selbst bei den Pferden eine angeheizte Stimmung erzeugt, die Hunde, die fast ununterbrochen bellen, heizen das noch mehr an. In den Feldern muss auch absolute Disziplin herrschen und der Anführer eines Feldes darf nicht überholt werden. Schießt ein Reiter unkontrolliert an seinem Feld vorbei, kann es passieren, dass das gesamte Feld auseinanderbricht. Kommen sie dann der Meute zu nahe, wird es gefährlich für die Hunde.
Bei Fuchsjagden fehlt die Hundemeute und es wird direkt der Fuchs gejagt. Diese Variante der Jagd ist wesentlicher einfacher zu organisieren und finanziell zu tragen und auch für Anfänger geeignet.

Letzteres fand wie gesagt im brandenburgischen Schneeberg statt. Unsere Jagd war auf 4 Stunden und über ca. 20 Kilometer ausgelegt. Zu Anfang ging es noch leicht chaotisch daher, da die Weite der frisch gemähten Maisfelder wohl zu verlockend für manch Pferd und Reiter war. Erst als es in den Wald ging, wurde es dank natürlicher Begrenzung geordneter. Ich könnt jetzt ausführlich jeden Stock und Stein erklären, abre verweis dann doch lieber auf das Video, das meine Mama aufgenommen hat.

 

Der Traum vom Pferd

Das eigene Pferd war für mich von Anbeginn meiner Reiterei ein Traum, den ich mir unbedingt erfüllen wollte. Im Jahr 2003 war es dann soweit, dass ich genug verdient habe, um diesen Schritt zu gehen. Seit 2 Jahren bin ich nun leider wieder ohne Pferd unterwegs – ich musste mein altes Mädchen einschläfern. Genauso lang keimt nun dieser Traum wieder in mir und nimmt zaghaft Gestalt an.

Ziemlich konkret wurde der Gedanke, als eine Kollegin mir von einem PRE erzählte: 4 Jahre, hoch gewachsen, angeritten und fast geschenkt (was darin begründet ist, dass das Pferd wohl die Abstammung eines PRE hat, aber keinen Abstammungsnachweis). Zwar hatte ich noch keine Gelegenheit mir das Pferd anzuschauen, aber dieses Pferd (egal ob es das wird oder nicht) hat den Stein ins Rollen gebracht. Ich hab mir die vergangenen Wochen ernsthafte Gedanken gemacht, ob ich mir ein Pferd leisten kann, ob ich die Zeit aufbringen kann und ob es auch auf die Dauer gesehen Sinn macht (Zeitfaktor). Ich würd das hier natürlich nicht schreiben, wenn ich nicht alle Fragen mit „Ja“ beantworten würden.

Also heißt es demnächst, den Gürtel etwas enger schnallen, auf Schuhe und andere Finessen verzichten (oder nur noch jeden zweiten Monat). Des Weiteren wird meine nächste Lektüre wohl sein, Steinbrechts Gymnasium des Pferdes zu Ende zu lesen und mich der Ausbildung von jungen Pferden zu beschäftigen. Eine große Aufgabe, aber wie heißt es so schön: Man wächst mit der Aufgabe!

Reiten: Ich springe im Viereck

Ich befürchte ich werde morgen Muskelkater haben. Nicht vom Sport, sondern vom Reiten. Seit Januar, seitdem ich nach halbjähriger Absitenz wieder eine Reitbeteiligung habe, bin ich erstmals wieder im Viereck gewesen. Bisher war das nicht möglich, da der Reitplatz zur Reithalle überdacht wurde. Und da es heut ziemlich heiß war, habe ich beschlossen mit Mitosz die neue Halle zu erkunden und mal zu gucken, was er eigentlich kann und wo es hakt. Nach fünf Metern hab ich schon gemerkt, welche Muskeln ich im Gelände nicht benötigt habe.

Zunächst war Mitosz ziemlich träge und erst ein lieb gemeinter aber kräftiger Klapser mit der Gerte hat ihn etwas aufgemuntert. Auf die Zügelführung und Schenkel reagiert er recht gut, allerdings hab ich das Gefühl, dass ich für präzisere Ansagen, wohl Sporen hernehmen werde.
Seine Schokoladenseite ist definitiv die rechte Hand. Hier biegt er sich fast zu gut und löst sich auch gut vom Zügel. Links sieht das schon wesentlich anders aus. Mitosz hält kräftig gegen und erst wenn ich von ihm übertriebene Biegung verlange, löst er sich. Allerdings fällt er dann auf die innere Schulter – halt ich mit dem inneren Schenkel dagegen, drängt er weit nach Außen und verliert die Biegung. Interessanterweise fällt ihm das Schulterherein auf beiden Händen gleichschwer bzw. -leicht. Es ist kein schönes Schulterherein, eher ein Schultervor, aber die Tendenz ist spürbar. Dass er dabei in die Bahnmitte driftet ist erstmal nicht so dramatisch. Ein leichtes Kruppeherein konnte ich ihm auf beiden Händen auch abringen bevor wir in den Trab gewechselt sind.
Im Trab ist er erstmal dahin geschlürft. Mitosz scheint man fast ununterbrochen treiben zu müssen. Ich bin es bisher von meiner Pfefferoni gewöhnt gewesen, dass ich sie eher ständig einbremsen musste. Das ist also eine neue Erfahrung für mich, kann aber sicher nicht schaden. Im Trab ergab sich übrigens das selbe Bild. Mitosz macht sich fest auf der linken Hand und rollt sich auf der rechten fast ein. Gibt man ihm etwas mehr Zügel, kommt die Nase aber nach vorn, wo sie hingehört und er trabt wie ein schweizer Uhrwerk durchs Viereck.
Im Galopp wurde dann aber deutlich, dass auch die rechte Hand nicht so geschmeidig ist, wie sie im Schritt oder Trab zu sein scheint. Mitosz sprang mehrmals im Kreuzgalopp an. Erst als ich den verwahrenden äußeren Schenkel überdeutlich nach hinten gelegt hab, ist er sauber angesprungen. Die linke Hand war umso scchwieriger. Hier musste ich ihn ziemlich stark stellen, sonst wär er ununterbrochen im Außengalopp angesprungen. Aber war er einmal im Gang, ist er sauber einen Zirkel galoppiert. Da zu dem Zeitpunkt ein junger Shire-Horse-Hengst (wie aus dem Bilderbuch – toller Anblick) bei der Handarbeit war, hab ich auf weitere Experimente verzichtet. Eigentlich waren die auch gar nicht mehr nötig, denn Mitosz hat mit einem ganzen Zirkel Linksgalopp schon mehr gezeigt, als ich sehen wollte. Und da ich der Auffassung bin, man sollte dann mit der Arbeit aufhören, wenn die geforderte Übung geklappt hat und sie nicht unendlich wiederholen (das kann man machen, wenn die Übung sitzt), hab ich einen sichtlich zufriedenen Mitosz entlassen.

In der heutigen Stunde hab ich nicht besonders viel gemacht, aber ich weiß jetzt genauer, woran ich bei Mitosz bin (die Tendenzen hatten sich natürlich schon im Gelände abgezeichnet). Seine Ausbildung ist vollkommen in Ordnung, aber seine Muskulatur ist fest. Ich werd also demnächst verstärkt schauen, dass ich ihn auch am Boden gymnastiziere, damit seine Oberlinie geschmeidiger wird und ihm Biegung und Stellung leichter fällt. Dann sollten auch die Seitengänge besser werden und vielleicht können wir auch bald neue Übungen wie Renvers und Travers (später auch in höheren Gangarten) angehen.

Cavecon vs. deutscher Kappzaum

Zu dem Zweck hab ich übrigens vor, Mitosz an ein französischen Kappzaum zu nehmen (vorausgesetzt natürlich, seine Besitzerin ist einverstanden). Das französische Kappzaum, Cavecon, ist wesentlich leichter als ein schweres deutsches Kappzaum. Es ist schärfer als ein deutsches, da das Nasenstück eine lederummantelte flexible Fahrradkette mit etwa 1 cm Stärke ist. Im Vergleich dazu hat ein deutsches Kappzaum ein etwa 4cm breites, dick gepolstertes Ledernasenstück mit schweren Eisenbeschlägen. Das deutsche Kappzaum ist aber meist zu schwer und globig für kleine Pferdeköpfe (vor allem Vollblüter) und die Signale sind weniger präzise. Das Cavecon sendet deutlich klarere Signale, wird aber von Pferden mit empfindlichen Nasenrücken weniger angenommen. Das Cavecon kann übrigens auch gut zur Umstellung von Trense auf Kandare verwendet werden und ist deshalb sehr beliebt in der barocken und akademischen Reitkunst.
Es ist jedoch nicht mit einer Serreta zu verwechseln. Die Serreta ist die spanische Variante des Kappzaums mit einem festen Eisenbügel, der in der Mitte gezahnt ist. Diese Zahnung liegt auf dem Nasenrücken auf. Je nachdem ob das Eisen blank oder mit Leder ummantelt ist, wirkt es schärfer. So oder so sollte es ausschließlich von Profis verwendet werden, da die falsche Einwirkung auf den Nasenrücken erhebliche Schäden verursachen kann. Auch wenn das deutsche und französische Kappzaum weniger scharf sind als die Serreta, sollte man auch hier sich fachkundige Anleitung holen und nicht einfach losprobieren.
Egal welches Kappzaum man anschafft, sollte man auch ruhig ein paar Euro mehr investieren. Die billigen deutschen Kappzäume aus Nylon lassen sich nicht fest verschnallen und wandern am Pferdekopf. Dadurch wirkt der Führzügel bzw. die Longe nicht mehr da ein, wo sie soll, und der Backenriemen kann ins Auge verrutschen. Und da man ein Kappzaum nicht nur für die Ausbildung junger Pferde verwenden kann, ist so eine Investition auch nicht umsonst. Gerade ältere Pferd profitieren von regelmäßiger Bodenarbeit am Kappzaum.

Im Viereck springen

Zu guter Letzt noch etwas zum Titel dies Blogpost. Den Ausdruck „im Viereck springen“ kennt sicherlich jeder als Ausdruck dafür, sich aufzuregen. Ursprünglich stammt der Ausdruck aus der Reiterei und bezeichnet eine Übung der klassischen, barocken Reitkunst, die heutzutage kaum noch zu sehen ist, denn der Reiterei ist viel Können und Wissen verloren gegangen. Die Übung im Viereck zu springen wird im Galopp auf einem (Reit-)Viereck absolviert. Auf den Kanten wird im Renvers galoppiert und in den Ecken eine 3/4 Galopppirouette geritten und das durch alle vier Ecken und Kanten. Das „Springen“ kommt daher, dass man bei einem Takt Galopp auch vom Galoppsprung spricht.
So gesehen bin ich natürlich nicht im Viereck gesprungen, denn von dieser Übung sind nicht nur Mitosz und ich meilenweit entfernt.

Reiten: Mein Knoblauch-Experiment

Die Fransen schützen die Augen

Erstmals seit dem weihnachtlichen Abmunitionieren war ich heut mal wieder im Keller. Ich hab dort meinen gesamten Fundus an Reiter- und Pferd-Equipment lagern, den ich nicht mehr brauch, seit ich mein Pferd einschläfern hab lassen. In diesem Fundus hab ich einen Eimer Knoblauch entdeckt, der zum Glück duftdicht verschlossen ist. Den Knoblauch hatte ich mal gekauft, um es meinem Pferd gegen die Fliegen zu füttern. Der Knoblauch wird gefressen und das Pferd schwitzt es aus, womit die Fliegen sich fernhalten.
An und für sich ist das eine Prima Sache. Knoblauch ist in kleinen Mengen gesund, nicht allzu teuer (13 Euro für einen 1kg Eimer), man spart sich teure Fliegensprays und den Stress, das Zeug ständig aufzutragen. Zur Not kann man das Zeug auch zum Kochen hernehmen, denn das Granulat ist nicht viel anders als das, was es für 3 Euro pro 100g im Supermarkt gibt.

Der Nachteil an der ganzen Geschichte ist, nicht jeder mag Knoblauch. Und nicht wenige hassen den Geruch wie die Pest. Ich selbst bin da relativ unempfindlich und schmerzfrei – die Stallbesitzerin damals war es nicht. Da im Pensionsvertrag nicht verboten war, beliebiges Zusatzfutter zuzufüttern, hab ich mich aufs Tiefste mit der Frau angelegt und das ging dann sogar so weit, dass ich einen neuen Stall suchen wollte. Dazu gleich noch eine neue Wohnung, weil ich auf dem Hof die meine hatte. Ich hab dann irgendwann nachgegeben, weil der Knoblauch nicht geholfen hat. Pfefferoni hat ihn feinsäuberlich aussortiert statt ihn mitzufressen, womit das Experiment im Keim erstickt war. Im Nachhinein bin ich froh drum und könnte mich ohrfeigen, deswegen den Aufstand geprobt zu haben. Denn der Stall war vielleicht nicht perfekt, aber die Stallgemeinschaft war bisher die beste, die ich je erlebt habe und wenn ich berufsbedingt nicht hätte umziehen müssen, wäre ich dort für Ewig geblieben.

Gegen die Fliegen hab ich dann schlussendlich nichts weiter unternommen, außer Pfefferoni ein Fransenstirnband ans Stallhalfter zu tun, welches die Fliegen zumindest von den Augen einigermaßen fernhält. Mehr war aber auch nicht wirklich nötig, denn Pfefferoni war (ähnlich wie ich) ziemlich schmerzfrei und hat sich nur wenig an Fliegen, Gnitzen, Bremsen und sonstigen Fliegenviehgedöns gestört.