Gelesen: Der Beethoven-Fluch von M.J. Rose

Quelle: libri.de

Da stand ich vor kurzem auf dem Münchner Flughafen, ich war natürlich viel zu früh da und ich hatte nichts zum Lesen zur Hand, um die Wartezeit bis zum Boarding zu überbrücken. Also bin ich kurzerhand in den Kiosk, in der Hoffnung einen weiteren Teil (möglichst den passenden) der Argeneau-Reihe zu finden – vergebens. Stattdessen bin ich auf die „Vampire Diaries“-Vorlage und den „Beethoven-Fluch“ von M.J. Rose gestoßen. Da ich ersteres schon aus dem TV kenne (auch wenn die Serie nicht zwangsläufig mit dem Buch identisch sein muss ist) habe ich kurzerhand den Beethoven-Thriller eingepackt.
Das Buch ist im Mira-Verlag erschienen und der zweite Teil der Memory-Reihe. Das hab ich aber erst auf der letzten Seite des Buches in den Anmerkungen der Autorin festgestellt, und es war auch nicht wirklich spürbar im Buch, da es keine ungereimten und nicht näher erläuterten Verweise auf den ersten Teil gab. „Der Beethoven-Fluch“ kann vollkommen eigenständig betrachtet werden und wenn ich mir den Umschlagtext des vorhergehenden Romans „Der Memory-Code“ ansehe, scheint es bis auf das Grundthema und vielleicht einzelne Figuren am Rande keine komplexen Verknüpfungen zu geben.

Zum Inhalt: Meer Logan wird seit ihrer Kindheit von beängstigenden Erinnerungen heimgesucht, die sie nicht zuordnen kann. Während sie als Psychologin diese Erinnerungen, die sie aus Raum und Zeit zu saugen scheinen, rational als Pseudoerinnerungen bewertet, sind ihr Vater Jeremy und dessen guter Freund Malachai der Meinung, es handele sich um Vorlebenserinnerungen. Die beiden sind nämlich Memoristen, glauben an die Wiedergeburt und dass Erinnerungen von einem Leben in das nächste mitgenommen werden können, um eine angefangene und unvollendete Aufgabe erledigen zu können.
Als eher zufällig eine Schatulle auftaucht, die einst Beethoven seiner Geliebten Antonie Brentano geschenkt hatte, fühlen sich Jeremy und Malachai bestätigt. Die Schatulle gleicht nämlich bis ins kleinste Detail den Zeichnungen, die Meer aus ihren Erinnerungen gemalt hat, obwohl sie die echte Schatulle noch nie gesehen haben kann. Meer reist kurzerhand nach Wien, wo die Schatulle versteigert werden soll, in der Hoffnung, dass der Blick auf die echte Schatulle ein Schlüsselerlebnis ist. Denn Meer plagen nicht nur diese beängstigenden Erinnerungen, sie wird auch von einer mysteriösen Melodie verfolgt, die sie nicht erfassen kann. In Wien hofft sie, die Lösung zu diesen Erinnerungen und der Melodie zu finden und so endlich ein normales Leben führen zu können. Stattdessen begegnet sie Morden, Verfolgungen und weiteren mysteriösen Erinnerungen.

„Der Beethoven-Fluch“ ist eine sehr spannende Geschichte, die viele interessante Gebiete berührt: Zum einen das Thema Musik und deren Wirkung auf die Gefühle der Menschen, dann das bestimmende Thema der Wiedergeburt verbunden mit der Thematik des jüdischen Glaubens und der Kabbala, und schließlich der Handlungsort Wien, mit dessen musikalischen und historischen Aspekten. M.J. Rose bringt all diese Themen in dem Buch unter, teilweise kratzt sie leider nur an dessen Oberfläche und man wünscht sich, der ein oder andere Aspekt wäre tiefer betrachtet. Aber das ist natürlich nur subjektives Empfinden, immerhin ist die Gefahr groß, dass man sich in den Detailbeschreibungen verliert und so das Tempo der Geschichte auf der Strecke bleibt, wie es bei „Lautlos“ von Frank Schätzing passiert.
Was die Charaktere betrifft, so ist die Anzahl der Handelnden überschaubar und man behält leicht den Überblick, wer mit wem, wie in Verbindung steht. Allerdings frag ich mich besonders bei einem Charakter, warum er so ausführlich eingeführt wurde. Sicher ist es keine unwichtige Person für die Handlung, jedoch verwendet M.J. Rose auf andere, wichtigere Charaktere weniger Zeit. Ich kann mir nur vorstellen, dass dies in Vorbereitung auf weitere Romane geschieht.

So oder so ist der Roman durchaus lesenswert und ich kann versprechen, dass die höheren Zusammenhänge, die sich im Verlauf des Buches ergeben, sehr interessant sind und so sicher nicht zu erwarten waren.