Ich hab ja jetzt schon länger nichts mehr in der Leseecke veröffentlicht. Das liegt nicht daran, dass ich nichts gelesen habe, sondern daran, dass es ein Krimi war und dazu noch ein sehr detailreicher: Verblendung ist der erste Teil der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson, der im Jahr 2004 an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb. Die Bücher Verblendung, Verdammnis und Vergebung (eine Alliteration – ich hab im Deutschunterricht aufgepasst) erschienen im Heyne-Verlag postum und führten u.a. die Bestsellerliste vom Spiegel an.
Jedes der drei Bücher ist sehr umfangreich und mit vielen Details gespickt. An mancher Stelle, habe ich mich wirklich gefragt, ob es denn wirklich nötig ist, die Einkaufsliste des Protagonisten auf einer halben Seite auszuwälzen und deshalb ist mir auch recht schwer gefallen, durchgängig am Ball zu bleiben. Das Rätsel, das es zu lösen gilt, ist recht schnell umrissen: Ein junges Mädchen verschwindet Anfang der sechziger Jahre und wird nie gefunden. Der Onkel der Verschwundenen lässt dies bis in die Gegenwart nicht los, da er jedes Jahr zu seinem Geburtstag eine getrocknete Blume erhält, deren Absender unbekannt ist. Da er solch eine Blume jedoch einst von seiner verschwundenen Nichte erhalten hat, glaubt er, derjenige, der für das Verschwinden verantwortlich ist, will ihn ärgern. Aus diesem Grund beauftragt er den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist, der sich wegen einer Verurteilung wegen Verleumdung vorerst aus dem Journalismus zurückzieht, mit der Recherche für diesen ungelösten Fall. Mikael nimmt zögernd den Auftrag an, da er nicht daran glaubt, jemals neue Erkenntnisse zu Tage zu fördern.
Der Leser begleitet Mikael Blomkvist und eine Handvoll anderer Charaktere über ein Jahr lang bei der Recherche, bei der Mikael natürlich doch neue Erkenntnisse trifft, die für alle Beteiligten ziemlich überraschend sind. Trotz des teils zähen Schreibstils schafft es Stieg Larsson den Leser bei Laune zu halten, weil er bis zum Schluss die Lösung des Rätsels verborgen hält. Es gibt zwar kleine Andeutungen, wie die Lösung aussehen könnte, jedoch wird der Leser schnell wieder eingefangen und man verwirft seine eigene Theorie. Die Lösung selbst nur bedingt überraschend – viele Auswege gibt es bei dem skizzierten Plot ja nicht – die Umstände der Lösung sind jedoch … wie soll ich sagen … unheimlich und unfassbar.
Das ist übrigens auch der Grund, warum jetzt der zweite Teil der Trilogie „Verdammnis“ auf meinem Nachtisch liegt, denn ich frag mich, wie Stieg Larsson das noch toppen will.
Die Buchreihe wird übrigens auch wegen seiner gesellschaftlichen Kritik gelobt. Was Stieg Larsson anprangert ist ziemlich erschreckend und sicherlich in vielen Gesellschaften anzutreffen. Ob es auf die schwedische Gesellschaft zutrifft, kann ich nicht bewerten. Da Stieg Larsson aber selbst Journalist war, muss man dem wohl eine Bedeutung beimessen.