Eisenhüttentown, it’s near Poland

Ich bin ja gestern in meine Heimat gereist. Die liegt östlich von Berlin und wird auch gern als Randpolen bezeichnet: Eisenhüttenstadt. Schon der Weg von der Autobahn über die vielen kleinen Dörfer und unendlichen Alleen hat alte Erinnerungen geweckt. Heute sind meine Mama und ich noch etwas mehr durch die Gegend getourt.

Zu allererst führte uns unser Weg nach Ratzdorf. Ratzdorf ist dieses kleine Dorf, wo Oder und Neiße zusammenfließen und wo dieses 1997 viel gezeigte Pegelhäuschen steht. Die Oderflut 2010 ist bereits stark zurückgegangen, das Wasser steht allerdings noch immer 2 Meter höher als normal. 4,47m waren es heute, 1997 lag der Höchststand bei 6,91m.
In Ratzdorf gibt es eine Begegnungsstätte nebst Restaurant. In der Vergangenheit haben wir in der „Werft“, wie das Restaurant mit Blick auf Deich und Oder heißt, außerordentlich gut gegessen. Leider hat der Gastronom samt Koch den Ort in Richtung Berlin verlassen, so dass die Werft einen neuen Betreiber hat. Der konnte das vorgegebene Level leider nicht halten: verdreckte Panorama-Fenster, tote Fliegen auf den Fensterbrettern, vergilbte Tischdecken, jeder Tisch war anders gedeckt und die Bedienung fragte uns schon während der Bestellung, ob wir getrennt oder zusammen zahlen. Das Essen war in Ordnung, allerdings war der Thunfisch zu sehr durch und beim Strindberg-Steak fehlten anscheinend die Zwiebeln. Die Werft ist somit nicht mehr zu empfehlen.

Wo wir nun schon so nah an Polen waren – meine Handy ist frühzeitig auf ein polnisches Netz gewechselt und ich war quasi offline – sind wir gleich zum nächsten Grenzübergang und ich hab mein Auto für die Rückfahrt nach München betankt. Der Preisunterschied war zwar schonmal größer, aber 1,07€ statt 1,28€ sind beim Volltanken schon spürbar. Schließlich noch ein knappes Kilo Kirschen für 1€ gekauft – in Deutschland hätten wir das 7-fache gezahlt.

Um unsere Weltreise perfekt zu machen, sind wir nun noch auf den Reiterhof der Familie Richter gefahren, wo ich 1997 mit dem Reiten begonnen habe und auch meine Pfefferoni gekauft hab. Regelmäßig war ich zuletzt 2003 hier und zu Besuch irgendwann im vergangenen Jahr. Der Hof hat sich gewaltige verändert und viele der Pferde, auf denen ich das Reiten gelernt habe, sind bereits tot oder verkauft. Aber ein paar bekannte Pferde gibt es doch noch und die Erinnerungen an Damals™ wurden lebendig. Ich find ja, Bayern ist eine wunderschöne Ecke in Deutschland und mein Ausreitgelände ist traumhaft, aber es kommt eben doch nichts an die endlose Fläche meiner brandenburgischen Heimat ran. Aus dem Grund hab ich auch ganz spontan beschlossen am 03. Oktober an der alljährlichen Schleppjagd (leider ohne Schleppe) auf meinem „Stammhof“ teilzunehmen.

Handyempfang (also deutsches Netz) hatte ich übrigens erst wieder 20 Kilometer im Landesinneren – Rainald Grebe hat in gewisser Weise doch Recht.