Schwere Entscheidung

Bonita auf der Koppel im April 2011Ich habe ja bereits letzte Woche via Twitter angedeutet, dass ich eine schwere Entscheidung treffen musste. Ich habe mir bis jetzt damit Zeit gelassen, mehr darüber zu erzählen, da ich erstmal alles geklärt haben wollte.

Ich habe mich nämlich schweren Herzens entschlossen, meine kleine Bonita wieder an ihren Vorbesitzer zurückzugeben.

Dass Bonita einen Reheschub hatte, habe ich ja schonmal geschrieben. Nach diesem Schub hat sich Bonita recht gut erholt und hat weiter fleißig mitgearbeitet. Allerdings hat sie ihren steifen und kurzen Gang nicht abgelegt, was ich ursprünglich damit verbunden hatte, dass sie früher wenig bewegt wurde und halt diese Probleme mit der Rehe hatte. Darüber hinaus ging Bonita immer fühliger und mochte sich auf harten und vor allem abschüssigen Böden kaum noch bewegen, so dass ich die Hufrolle im Verdacht hatte.
So falsch war der Verdacht nicht. Die Röntgenaufnahmen, die der Tierarzt gemacht hat, haben zunächst erfreulicherweise gezeigt, dass die Rehe keine Spuren hinterlassen hat (also keine Hufbeinrotation). Was sie gezeigt haben, ist, dass Bonita auf beiden Vorderhufen Strahlbeinfrakturen hat und diese Frakturen wahrscheinlich schon im Jungpferde-Alter aufgetreten sind. Das Ganze ist eine recht seltene Angelegenheit und mein Tierarzt hat auch nochmal den Klinikchef Dr. Brems konsultiert, aber die Bilder sprechen halt eine eindeutige Sprache.

Dass das Problem erst jetzt zu Tage tritt, liegt warhscheinlich daran, dass Bonita erst jetzt regelmäßig (fast täglich) gearbeitet wurde und der Bänder- und Sehnenapperat in Bewegung gekommen ist. An Vorbesitzer oder Tierarzt (bzgl. Ankaufsuntersuchung) kann man also keine Vorwürfe machen.

Jetzt hab ich versucht, mich im Internet über Therapie und Erfolgschancen zu informieren und das Bild ist recht durchwachsen. Viele betroffene Pferdebesitzer sprechen von guten Ergebnissen, aber meist nur, wenn der Bruch frühzeitig diagnostiziert wird. Bei Bonita sind die Frakturen allerdings schon sehr alt und da wächst nichts mehr zusammen. Dann besteht natürlich die Gefahr, dass sich die Sehnen an der Bruchstelle aufreiben, denn das Strahlbein ist ja wie eine Umlenkrolle für den Sehnenapperat dort (Hufrolle eben). Inwiefern die Sehnen schon geschädigt sind, lässt sich am Röntgenbild natürlich nicht erkennen.
Ich habe natürlich auch meinen Hufschmied kontaktiert und der meinte schlicht, das habe er in seinen 25 Jahren Berufserfahrung noch nicht in dieser Ausprägung gesehen. Man könne zwar mit Spezialbeschlägen versuchen, die Fesselstellung zu korrigieren und den Ballen zu entlasten, aber er führte dann auch direkt das Problem der Sehnen an, dass, wenn nicht gleich, aber dann im Laufe der Jahre kommen könnte.

Da ich mit Bonita natürlich arbeiten und ausreiten will, ist dies ein ziemlicher Unsicherheitsfaktor, weshalb ich mich zu der Entscheidung durchgerungen habe.

Bonita steht nun seit 2 Tagen wieder in ihrem alten Stall und wird dort voraussichtlich in der Zucht eingesetzt, sobald ihre Hufe das zulassen. Ich denke, dass ist für Bonita auch die beste Lösung und die Fohlen, die sie mal haben wird, werden sicherlich wunderschöne und intelligente Tiere.

Bonita: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück

Mit Bonita ging es bisher sehr gut voran. Sie lernt sehr schnell, macht gut mit und gewinnt dadurch stetig an Ausstrahlung und Selbstbewusstsein. Sogar die ersten Ansätze zu den Seitengängen sind vorhanden, indem wir das Konterschulterherein angefangen haben.

Was uns Probleme bereitet sind ihre Hufe. Zwar hat sie für Andalusier typisch sehr festes Horn, aber leider ist es stellenweise nicht so gewachsen, wie es sollte. Durch einen fehlerhaften Beschlag auf der Vorhand, wurde die Hornwand ungleichmäßig belastet, wodurch auf beiden vorderen Hufen Ansätze zur hohlen Wand entstanden sind. Auf dem linken Vorderhuf haben sich bereits Teile der Tragwand gelöst, so dass zwischen Eisen und Huf nun ca. 2cm Luft sind und die Druckverteilung auf Zehenspitze und Eckstreben konzentriert ist. Das ist erst mal unangenehm, aber mit Geduld in den Griff zu bekommen. Mein Hufschmied hat da bisher sehr gute Arbeit geleistet und wir sind, was das betrifft sehr zuversichtlich.
Beim letzten Beschlagtermin, fiel aber noch etwas auf: Bonita ist sehr steif in der Schulter und das Problem schien ebenfalls aus Richtung Huf zu kommen. Ich muss eingestehen, dass diese Steifheit für mich nichts Neues war, ich bin aber bis dahin gutgläubig davon ausgegangen, dass es an Bonitas mangelnder Gymnastizierung lag.

Da ich nun wegen der Equidenpass-Geschichte sowieso den Tierarzt bestellt hatte, habe ich auch gleich einen Blick auf die Hufe werfen lassen, denn Bonita ging trotz neuen Beschlag nicht besser, subjektiv sogar schlechter. Die Zangenprobe, die im November noch negativ war, verlief sehr unerfreulich. Bonita hat auf beiden Vorderhufen sehr schmerzempfindlich reagiert. Auf dem rechten reagierte sie am stärksten. Diagnose: vermutlich Sohlenlederhaut gequetscht, Durchblutungsstörung und Entzündungsherd – kurzum: rehig.
Jetzt ist Hufrehe ja so eine Diagnose, die keiner gerne hört und etwas beruhigt war ich, dass der Tierazt nur von „rehig“ sprach und noch nicht von richtiger Hufrehe. Da Hufrehe in erster Linie ein Durchblutungsstörung im Huf ist, gilt es die Durchblutung zu fördern und gleichzeitig die einhergehende Entzündung zu bekämpfen, wodurch der schmerzverursachende Druck im Huf genommen wird. Außerdem bekommt sie erst mal nur Rauhfutter, denn die Fütterungsumstellung, nachdem ich sie gekauft hatte, könnte mit ursächlich sein.

Bonita hat vergangene Woche einen Hufverband bekommen, der täglich angegossen werden musste. Gleichzeitig gab es das Schmerzmittel Equipalazone und Acetylsalicylsäure (Aspirin). Nach fünf Tagen hat die Therapie bereits sehr gut angeschlagen, so dass ich das Schmerzmittel langsam verringern durfte und Bonita nun einen trockenen Hufverband hat. Die anfängliche Boxenruhe ist mittlerweile gelockert und ich darf Bonita auf weichen Boden bereits führen.
Das hab ich gestern zum ersten Mal seit fast zwei Wochen getan und Bonita hat sich prompt benommen, als sei sie das erste Mal in der Halle – die Lebensgeister sind jedenfalls putzmunter bei ihr.

Nun bin ich natürlich auf den nächsten und hoffentlich abschließenden Besuch des Tierarztes am Freitag gespannt.

Meilensteine und Stutenbissigkeit

Heute war ein ereignisreicher Tag im Stall gewesen.

Zunächst sind Bonita und ich mit Kappzaum, Longe und Peitsche bewaffnet in den Roundpen. Ich wollte einfach mal schauen, wo wir stehen, und war sehr begeistert, dass Bonita 1-2 Zirkel auf jeder Hand an der Longe getrabt ist, ohne davon zu eilen oder meine Nähe zu suchen. Dabei hat sie bereits auf die Hilfen der Longe reagiert und hat sich gestellt und den Hals fallen gelassen. Ein kleine Meilenstein also.
Zwar sticht sie ab und zu noch der Hafer und sie springt, bockt, galoppiert teils abenteurlich quer durch den Roundpen, aber das beunruhigt mich grad nicht. Immerhin ist sie noch ein junger Hüpfer und aufgrund der winterlichen Verhältnisse und da man mit ihr noch nicht viel machen kann, hat sie jede Menge Energie, die raus will. Dass sie dabei ihren Spaß hatte, kann man wohl an den Bildern erkennen.

Im Anschluss ging es an die Komplettreinigung von Bonitas Box. Vergangenen Dienstag gab es nämlich die winterliche Wurmkur, die Bonita übrigens lammfromm und tapfer geschluckt hat. Damit die womöglich vorhandenen, ausgespülten Würmer nicht gleich wieder in den Organismus gelangen, musste also die Box grundgereinigt werden. Nachdem ich damit durch und eigentlich schon auf dem Weg nach Hause war, hörte ich es in der Box scheppern. Eine neue Stute, die seit heute morgen neben Bonita steht, hatte ihre Körpergröße von geschätzten 175cm ausgenutzt, gegen Bonita gekeilt und die Boxenwand auf 1,60m Höhe bearbeitet. Die massive Brettertrennwand hat etwa eine Höhe von 1,50m, darüber ist die Box vergittert. Und dieses Gitter war nun bizarr mit vielen Stahlstreben abstehend aus der Fassung gesprengt, in die das Gitter geschweißt (!) war.
Das war dann der erste Arbeitseinsatz, den der Stallbesitzer in der Box hatte, immerhin standen die Gitterstreben derart ab, das Bonita sich den halben Rücken hätte aufreißen können.

Kaum, dass das Gitter repariert war und Bonita wieder in ihrer Box, ging das Gekeile wieder los. Im einen Moment standen die Beiden noch relativ lässig beieinander und im nächsten Moment, flogen die Hufe durch die Gegend. Die Tränke der anderen Stute hat es leider nicht überlebt und schon bahnte sich ein kleiner Bach durch alle Boxen – und das wo ich grad komplett gemistet hatte. Damit begann dann der zweite Arbeitseinsatz des Stallbesitzers: neue Tränke anbauen. Derweil haben ich und ein paar Mädels vom Stall versucht das Wasser mit Sägespänen einzufangen, bevor sich daraus unser persönlicher Eiskanal entwickelte.

Jetzt könnte man annehmen, Bonita ist eine dominante Zicke und mag keine Stuten. Imemrhin ist sie hauptsächlich im Umfeld von Hengsten groß geworden und durfte nicht zu den Stuten, weil sie deren Fohlen vor den Müttern beschützt hat. Aber andererseits steht neben ihr noch eine Stute (übrigens eng verwandt mit meiner alten Pfefferoni – kleine Welt) mit der Bonita ohne Schwierigkeiten auskommt. Ich schätz mal, dass Bonita und die neue Stute sich schlicht nicht riechen können. Das gibt es ja beim Menschen auch, dass man jemanden von grundauf unsympathisch findet, ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben. Als Mensch geht man sich aus dem Weg und wenn das als Pferd nicht geht, fliegen eben die Fetzen. Stutenbissigkeit vom Feinsten.

Hach – ereignisreich, wie gesagt.

Ich hoffe, der Stall steht morgen noch, wenn ich wieder zu Bonita fahre. Noch viel wichtiger ist aber, dass die beiden sich nicht verletzen *dreimal auf Holz klopf*. Immerhin wollen wir an unserem heutigen Meilenstein anknüpfen.