Reiten: Liebe Autofahrer, …

Reiten: Liebe Autofahrer, …
Verkehrszeichen kennzeichnet einen Reiterweg (Quelle: Wikipedia)

ich bin in der glücklichen Lage auf vielfältige Art und Weise Teilnehmer am Straßenverkehr zu sein. Ich fahre ein flottes Auto, ab dem Frühjahr trete ich wieder in die Pedale, ab und an bin ich Fußgänger und ganz nebenbei bin ich auch Reiter.

„Reiter? Verkehrsteilnehmer?“

Ja. Als Reiter bin ich mit meinem Pferd auch ein Verkehrsteilnehmer. Ich bin sogar mit einem Fahrzeug gleichzusetzen, wenn ich mich im Straßenverkehr bewege. Damit gilt für mich neben diversen anderen Vorschriften auch die Straßenverkehrsordnung, nach der ich mich zu richten habe. Das heißt aber für andere Fahrzeuge, und damit will ich mich hauptsächlich an Autofahrer richten, dass sie auch auf mich Rücksicht zu nehmen haben.

Ein Pferd ist ein Fluchttier und reagiert auf vermeintlich unbedeutende Dinge vielleicht panisch und auf weitaus gewaltigere Dinge nur gleichgültig. Zudem ist ein Pferd nicht gleich Pferd. Die einen sind es gewöhnt sich im Straßenverkehr zu bewegen und sind vollkommen abgeklärt, andere sind immer hellhörig und müssen den Straßenverkehr erst kennernlernen. Ich habe schon erlebt, dass mein Pferd vor einem Maiskolben weggesprungen ist, während ein Traktor egal war.
Als Reiter muss ich dafür Sorge tragen, das Ausrüstung, Konstitution von mir und Pferd und nicht zuletzt mein eigenes Können mich dazu befähigen, ein Pferd im Straßenverkehr zu bewegen. Ich stecke aber nicht im Pferdekopf drin und kann nur schlecht erahnen, wie es reagieren wird. Ich kann nur die Zeichen wie Ohrenspiel, Anspannung, Schrittfolge beobachten und entsprechend reagieren.

Wenn ich allerdings von einem LKW mit gefühltem Tempo 80 auf einer Landstraße überholt werde, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass mein Pferd weiter gelassen dahertrottet. Die Erfahrung zeigt, dass Autofahrer sich nicht überwinden können, im Schritttempo ein Reiter-Pferd-Paar zu überholen oder ihm entgegen zu fahren. Genauso wenig hilfreich ist es, neben dem Pferd zu hupen oder sofort nach dem Überholen mit durchdrehenden Rädern die verlorene Zeit wettzumachen.
Solches Fahrverhalten ist perfekt dazu geeignet ein Pferd in Panik zu versetzen und dann setzen sich 600kg Pferd mit 70kg Reiter (oder auch mal 1000kg Pferd mit 50kg Reiter) in Bewegung. Im Idealfall kommt das Pferd nach wenigen Metern wieder zur Ruhe, sobald es Abstand zwischen sich und dem gefährlichen Auto gebracht hat. Im schlimmsten Fall knallen dem Pferd die Sicherungen durch und es läuft und läuft und läuft. Ein durchgegangenes Pferd ist kaum steuerbar und stellt eine Gefahr für sich, den Reiter und alles andere in der Nähe dar. Um ein durchgegangenes Pferd wieder zum Stehen zu bringen braucht es einen kühlen Kopf, Geduld und Selbstbeherrschung nicht selbst in Panik zu geraten. Bis es zum Stehen kommt, kann es schonmal ein paar hundert Meter dauern. Begeistertes Hupen oder rasantes Hinterherfahren ist da nicht hilfreich, denn ein Pferd hat nahezu 360° Rundum-Blick und sehr gute Ohren. Einfach Weiterfahren, nach dem Motto „Aus den Augen aus dem Sinn“ kann im schlimmsten Fall Fahrerflucht sein, wenn es doch noch zum Sturz oder schlimmeren kommt.
(Das ganze lässt sich übrigens auch wunderbar auf Fahrradfahrer übertragen, denn viele Pferde finden Drahtesel mehr als suspekt.)

Deshalb bitte ich euch Auto- und Fahrradfahrer: Wenn ihr das nächste Mal einem Reiter oder auch einer Kutsche begegnet. Geht vom Gas, haltet ggf. an, wenn ihr merkt, das Pferd wird unruhig oder steigt vom Fahrrad ab. Jeder Reiter wird euch dankbar sein.

PS: Nordic-Walking-Stöcke kann man für 100m auch mal hochheben. Die meisten Nordic-Walker nutzen sie eh nicht richtig. Aber das nur am Rande.

2 Comments

  • Heiko C.

    20. Februar 2010 at 16:26 Antworten

    Also wenn ich im Strassenverkehr Pferden begegne, versuch ich mich immer so zu verhalten, dass ich sie nicht erschrecke.
    Oft ist es aber leider nicht möglich, das Pferd bzw. die Kutsche in Schritttempo zu Überholen, denn leider gibt es sowas wie Gegenverkehr.

    • Pfefferoni

      20. Februar 2010 at 17:14 Antworten

      Da geb ich dir Recht – es ist immer situationsabhängig. Auf viel befahrenen Straßen sollte man eh nur reiten, wenn es keinen anderen Weg gibt.

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