Im Gedenken an die gefallenen Kameraden

Der heutige Tag hat eigentlich gut begonnen. Viele Probleme, die sich im Laufe der Woche angebahnt hatten, konnten heute geklärt oder gelöst werden. Das Arbeitspensum war weitestgehend erfüllt und am Nachmittag sollte ein kleiner Empfang stattfinden, an dem wir den Abschluss eines über 1 Jahr dauernden Projektes begießen wollten.

Kurz vor 15 Uhr seh ich eher zufällig einen Tweet. Irgendwas von 4 Toten und Krieg. Ja klar – die Geschehnisse von Ostern und die Frage, wie wir den Zustand in Afghanistan nun nennen. Dann muss ich stutzen. 4? Karfreitag waren doch „nur“ 3 Kameraden gefallen. Die Verletzten waren nach meinem Kenntnisstand nicht in Lebensgefahr. Ich scroll noch mal zurück, doch da steht nachwievor „4 Tote“.
Ich folge dem Link in dem Tweet und mir bleibt das Herz fast stehen. Die frische Spiegel-Eilmeldung spricht von 4 Toten in Afghanistan und sofort stellt sich wieder das Gefühl ein, dass mich durch Ostern begleitet hat.

In kürzester Zeit stehen wir im Flur beisammen – das Thema sind die gefallenen Kameraden. Jeder hat was zu sagen, eine Meinung und Forderungen zu äußern, was besser gemacht werden müsste. Nur einer von uns war aber wirklich schon in Afghanistan. Das war zu der Zeit als eine Autobombe einen Bus mit 33 heimkehrenden Kameraden erwischt – 5 Tote gab es damals. Erschreckende Bilder gehen mir durch den Kopf. Fotos, die ich niemanden wünsche zu sehen. Dennoch bin ich dankbar sie zu kennen – sie erinnern einen, dass Afghanistan kein Abenteuer sondern bitterer Ernst ist.

Dann keimen die Fragen auf, die mich schon vor zwei Wochen beunruhigt haben. Hast du Freunde, die zur Zeit im Auslandseinsatz sind? Wo sind die Kameraden? Kososvo oder Afghanistan? Vielleicht sogar in Mazar-i-Sharif oder Kunduz? Ich verdränge die Fragen. Es sind Kameraden gefallen. Ohne vielleicht welche von ihnen persönlich zu kennen, bin ich tief getroffen.

Während des Empfangs ereilt die Nachricht die Anwesenden. Die gute Stimmung im Raum weicht merklich einer gedrückten Stimmung.

Meine Gedanken sind bei den Familien, Bekannten und Freunden. Nicht nur der jetzt trauernden, sondern bei allen Familien von Angehörigen unserer Streitkräfte.

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