Negative vibrations

Ich weiß nicht ob es am anhaltenden Winter liegt, aber irgendwie hab ich das Gefühl, viele Menschen sind derzeit schlecht gestimmt und lassen dies an ihren Mitmenschen aus, obwohl das meiner Meinung nach vollkommen unnötig ist.

Gestern war ich beispielsweise im Rathaus in meinem Ort und da es dort keine öffentlichen Parkplätze gibt, habe ich einer der Anliegerstraßen geparkt (was auch nicht verboten ist). Als ich meine Sachen im Rathaus erledigt hatte und wieder das Wohn-/Anliegergebiet auf dem selben Weg verlassen wollte, wie ich es erreicht hatte, musste ich natürlich wenden. Und wie das in Wohngebieten so ist, sind die Straßen unheimlich verschachtelt und dann noch am besten mit reichlich Einbahnstraßen verbunden: ein kleines Labyrinth. Da meine Zeit drängte bin ich kurzerhand in die nächste Einfahrt gefahren und damit fing eine kleine Episode an, die mich an der Gesellschaft (mal wieder) zweifeln lässt:
Die Einfahrt war die eines Privatgrundstückes und der Anwohner sah zufällig, wie ich sie nutzte und beschwerte sich – zu Recht. Das gebe ich ganz klar zu, da gibt es auch nichts zu diskutieren. Was mich aber so erschüttert hat, war die Art und Weise, wie dieser Herr seinen Unmut kund tat. Als ich ihn erblickte und in Brubbeln sah, bin ich angehalten, hab das Fenster herunter gelassen und mich entschuldigt. Er wedelte mit seiner Hand vorm Gesicht (was im Straßenverkehr eine Nötigung wäre) und regte sich maßlos auf, ohne meine Entschuldigung auch nur hören zu wollen.
Da frag ich mich nun, was hätte ich in dem Moment mehr tun sollen, als mich höflich zu entschuldigen? Jeder andere hätte den Herren wahrscheinlich ignoriert und hätte Vollgas gegeben.
( Diese Situation erinnerte mich übrigens ganz spontan – ich weiß nicht warum – an die Senioren der Union, die sich gegen Kinderspielplätze in Wohngebieten ausgesprochen haben. Ich tippe, meine Assoziation rührt daher, dass in beiden Fällen die Konfrontation und auch Egoismus vor allem steht.)

Das zweite derartige Erlebnis hatte ich heute morgen in der Arbeit, als die erste Mail in meinem Postfach die eines aufgebrachten Nutzers war, die auch noch mit hoher Priorität gekennzeichnet war. Fehlten nur die Nachdruck verleihenden Ausrufezeichen!!!!11!!eins!elf! Der Nutzer beschwerte sich, dass ihm Zugriffsrechte fehlen würden und beschuldigte mich zwischen den Zeilen, ich hätte meine Arbeit nur unvollständig gemacht, weil die Anweisung hieß, alle Nutzer der Gruppe X haben Zugriffsrechte und er in der Gruppe X sei und die Rechte nicht hat. Sein Tonfall war zwar höflich aber nach meinem Empfinden schon eine Spur zu bestimmt. Immerhin hat der Nutzer mehrere Einweisungstermine ohne Absage verstreichen lassen und sich 2 Monate mit seiner Beschwerde Zeit gelassen.
Ich habe ihn dann in der selben Bestimmtheit darauf hingewiesen, dass er sehr wohl Zugriffsrechte hat, was er auch gemerkt hätte, wenn er bei der Einweisung gewesen wäre und die dort erklärten Einstellungen an seinem Rechner vorgenommen hätte.
Diese bestimmte Wortwechsel hätte auch viel entspannter sein können, immerhin ist meine Telefonnummer genauso geheim wie meine Email-Adresse – nämlich gar nicht.

Ist das nun ein Problem der Jahreszeit oder ist es ein gesellschaftliches Problem, dass die Leute immer weniger offen und freundlich mit ihrem Mitmenschen umgehen? Es ist ja nicht nur für den Angegriffenen nervenaufreibend so aggressiv angesprochen zu werden, es reibt doch auch einen selbst auf. Statt sich also selbst fertig zu machen, könnte man doch ganz entspannt zu jemanden hingehen und versuchen, das Problem freundlich aus der Welt zu schaffen. Auf die Art und Weise ergeben sich womöglich auch Problemlösungen oder sogar neue Kontakte, an die man vorher noch nicht einmal gedacht hat.

Stattdessen ist jeder immer gleich auf Konfrontation. Armes Deutschland.

1 Comment

  • schnubb

    19. Februar 2011 at 1:12 Antworten

    ja leider ist das genau so und hat wenig mit der jahreszeit zu tun.
    wie selten ist es geworden, dass man einen freundlichen menschen trifft?
    eigentlich schade, denn auch wenn man eine person gar nicht kennt, so sind ein paar nette worte trotzdem irgendwie schön.
    und deshalb versuche ich immer freundlich zu sein. denn wenn ich es schon nicht bin, wer denn dann?

    vielen dank für den beitrag! und nicht die schoten hängen lassen… oder so… kp.. bis denn

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