Gelesen: Jussi Adler-Olsen und Alex Barclay

An dieser Stelle gibt es diesmal gleich zwei Bücher, über die ich berichten möchte. Beides sind Thriller, jedoch unterscheiden sich beide sehr, so dass ich auch nur einen davon wirklich empfehlen kann.

„Erbarmen“ von Jussi Adler-Olsen

Quelle: dtv
Quelle: dtv

Der dänische Autor Jussi Adler-Olsen ist mir schon mehrmals in Auge gefallen, jedoch habe ich ihn bisher umschifft. Ich denke, das lag daran, dass ich mit Stieg Larsson schon sehr geprägt war, was den skandinavischen Thriller angeht. Ich habe wohl schlicht die Enttäuschung befürchtet, die sich jedoch nicht eingestellt hat.
Ähnlich wie die Stieg Larsson, hat Jussi Adler-Olsen eine Reihe von 10 Bänden um das Ermittler-Team Carl Mørck und Hafez al-Assad geplant. Bisher sind 4 Teile im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) erschienen, wovon „Erbarmen“ der Auftakt der Reihe ist.

Im Jahre 2002 verschwindet die junge, erfolgreiche Politikerin Merete Lynggard spurlos auf einer Fähre und wird kurze Zeit später für tot erklärt. Doch Merete wurde entführt und eingekerkert. Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag wird sie von ihrem Peiniger gefragt, ob sie wüsste warum sie in dieser Lage ist. Bei einer falschen Antwort wechselt die Dunkelheit zu gleißendem Licht oder andersherum, zusätzlich erhöht sich der Druck in ihrem Gefängnis um 1 Bar … Jahr für Jahr.
Im Jahr 2007 durchlebt der Ermittler Carl Mørck sein persönliches Armageddon, als er und seine zwei Kollegen angegriffen werden, wobei ein Kollege stirbt und der andere vom Hals abwärts querschnittsgelähmt wird. Kurze Zeit später wird aus politischen Gründen das Sonderdezernat Q geschaffen, dass ungeklärte Fälle in ganz Dänemark wiederaufrollen soll. Da die Zusammenarbeit mit Carl Mørck zusehends schwieriger wird, wird er kurzerhand zum Leiter des neuen Dezernats ernannt, in dem außer ihm kein anderer arbeitet. Man teilt ihm den Assistenten Hafez al-Assad zu, dessen Vergangenheit in Syrien äußerst schleierhaft ist (seine Name ist durchaus nicht zufällig gewählt) – dennoch ist Assad ein äußerst hilfreicher Assistent.
Gemeinsam rollen die beiden den Fall um Merete Lynggard wieder auf und entdecken zahlreiche Ermittlungsfehler und neue Spuren, die langsam zu den wahren Umständen von Meretes Verschwinden und deren Verbleib führen.

Dieser Thriller hat mich in keinster Weise enttäuscht. Ja, er kommt nicht an Stieg Larsson heran, aber das muss Jussi Adler-Olsen auch gar nicht, da er m.E. eine andere Linie bedient und dies macht er sehr gut. Hätte ich nicht zwischendurch schlafen und arbeiten müssen, hätte ich das Buch in weniger als 2 Tagen durchgehabt und freue mich schon den nächten Band in Händen zu halten.

„Blutbeichte“ von Alex Barclay

Quelle: Lübbe Verlag
Quelle: Lübbe Verlag

Die irische Autorin Alex Barclay liefert mit „Blutbeichte“ den zweiten Teil einer Geschichte um den New Yorker Polizisten Joe Luccesi. Das Buch ist im Lübbe-Verlag erschienen und eigentlich relativ kurz, aber dazu gleich mehr. Das es zu dem Buch einen ersten Teil gibt, fällt zwar mehrfach durch entsprechende Verweise auf, ist aber für die Story selbst nicht essentiell wichtig.

In New York wird eine Leiche übel zugerichtet aufgefunden. Bei lebendigen Leibe wurde der Person das Gesicht mit einem Hammer zerschlagen, um sie anschließend zu erschießen. Schnell stellt sich heraus, dass es in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle gab und das alle Opfer vorher telefoniert haben bzw. es versucht haben. Anscheinend versuchten sie eine Beichte über eine schreckliche Tat abzulegen bevor der Täter sie erlöste.
Die Ermittlungen führen zu einem Zahntechnik-Labor und es gibt schnell einen Verdächtigen und nch mehr Tote.

Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir unheimlich schwer, die Geschichte wiederzugeben, da es mir furchtbar schwergefallen ist, der Geschichte überhaupt zu folgen. Seit fast einem Jahr lag das Buch vor mir und selbst für den Epilog brauchte ich zwei Wochen. So oder so erscheint mir die Sache mit der „Blutbeichte“ bzw. Lebensbeichte unheimlich konstruiert und mir ist nach wie vor schleierhaft, warum der Täter diese Beichte bei seinem Opfern eingefordert hat.
Das Buch soll ein Thriller sein. Von einem Thriller erwarte ich, dass er mich packt und ich ihn nicht zur Seite legen mag. Das Gefühl stellte sich nicht ein einziges Mal ein, weshalb ich das Buch auch nicht weiterempfehlen würde. Auch habe ich kein Bedürfnis den ersten Teil oder irgendetwas anderes von Alex Barclay zu lesen, denn außer Blut und nochmehr Blut war da nix thriller-haftes. Sorry.

 

Straßen-Café

Format Galerie

Öl auf Leinwand, 30×40 cm, Dezember 2010

Gelesen: Limit von Frank Schätzing

Quelle: KiWi-Verlag
Quelle: KiWi-Verlag

Also eigentlich wusste ich ja, worauf ich mich einlasse, wenn ich zu Frank Schätzing im Regal greife: Eine hoch komplexe Geschichte aus mehreren, scheinbar unabhängigen Handlungssträngen, eine unheimliche Detaildichte und viel benötigte Leseenergie. Und eigentlich hat Frank Schätzing diese Erwartung voll und ganz erfüllt, in dem er mit Limit einen 1200-Seiten-Wälzer vorlegt.

Wir befinden uns im Jahr 2025: Es gibt Klamotten aus der Sprühdose, senkrechtstartende, fliegende Motorräder und virtuelle Welten, die realer anmuten als die reale Welt selbst. Während der Rest der Welt zusammengewachsen zu sein scheint, haben sich die politschen Grenzen nicht verändert, wenn man von der Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea absieht. Die Weltbevölkerung ist auf 11 Milliarden angewachsen, der Bedarf an Rohstoffen gleichermaßen. Zum Glück hat der visionäre Julian Orley den Durchbruch in Sachen Energieversorgung errungen, so dass die Menschheit nun weg vom Erdöl hin zu Helium-3 als den ultimativen Rohstoff geschwenkt ist. Helium 3 findet man am reichlichsten auf dem Mond und da Julian Orley praktischerweise auch einen Weltraumfahrstuhl erfunden hat, ist es ein leichtes, das begehrte Helium-3 günstig zu fördern und auf die Erde zu bringen. Und da die USA eigentlich der einzige Nutzer des Fahrstuhls sind, als erste auf dem Mond ihre Claims abgesteckt haben und alle anderen Nation auf herkömmliche Weise fördern mussten, kam es 2024 zur Mondkrise, bei der sich hauptsächlich die USA und China in den Haaren lagen. Die Krise war überstanden und da Julian Orley einen zweiten Fahrstuhl bauen möchte, buhlt er nun um die Gunst potentieller Investoren, die er zu einem Trip auf den Mond einlädt.
Zeitgleich hat im fernen Shanghai der Cyber-Detektiv Owen Jericho den Auftrag die junge Dissidentin Yoyo (ja auch sowas gibt es noch im Jahre 2025) zu finden. Was zunächst nach einem einfachen Auftrag anmutet, artet in eine rasante und blutige Jagd durch die Slums von Shanghai aus, denn Yoyo hat zufällig in den Weiten des Internets Fragmente einer hochbrisanten Nachricht abgefangen, die einen professionellen Killer auf den Plan ruft.

Nun haben die beiden Geschichten erstmal 500 Seiten lang nichts miteinander zu tun, aber spätestens bei der Erwähnung der Mondkrise mit China als einem der Hauptakteure, liegt der Verdacht nahe, dass es da irgendeinen Zusammenhang geben muss … gibt es natürlich auch. Die von Yoyo abgefangene Nachricht beschreibt einen Anschlag, der auf dem Mond stattfinden und zwar soll just zu der Zeit, als Julian Orley seine Investment-Tour veranstaltet.

1200 Seiten. Voll mit Details über Reaktoren, Dissidententum, Cyber-Kriminalität, Mond-Staub, menschliche Psychen und Abgründe und und und … So wirklich nimmt das Buch erst ab Seite 400 Fahrt auf, was es mir auch sehr schwer gemacht hat, am Anfang motiviert zu lesen. Leider wurde die Fahrt regelmäßig durch den Wechsel des Schauplatzes gebremst: Die Story um Jericho und Yoyo ist eigentlich konstant spannend und fesslend, während die Story auf dem Mond bis zum Schluss vor sich hinsiecht. Zwar gibt es auch hier spannenden Momente, aber mal ehrlich: 10 Seiten über die Flucht durch lunare Meere bei einem Sechstel Schwerkraft, unendlichen Weiten und begrenztem Sauerstoff? Und dazu ein so banales und schnelles Ende, das der Komplexität der vorangegangenen 1150 Seiten schlicht nicht gerecht wird. Man schlägt das Buch zu und fragt sich: „Und das war es jetzt?“
Ich find die Geschicht wirklich genial, aber von allen Büchern, die ich bisher von Frank Schätzing gelesen habe, ist mir diese am schwersten gefallen und eigentlich wäre ich lieber ausschließlich Jericho und Yoyo gefolgt statt von den Abstechern zum Mond unterbrochen zu werden. Frank Schätzing ist meines Erachtens nach generell eine Art von Lektüre, die man mögen muss, aber Limit macht seinen Namen alle Ehre und weist Grenzen auf: 1200 Seiten sind schlicht eine Spur zu viel.

Ich hoffe, der nächste Schinken von Frank Schätzing ist ein ebenso komplexes und fundiertes Werk, dass aber auf ein wenig Detaildichte verzichtet.